„Frauen stehen im Bundesheer alle Möglichkeiten offen“
RIED. Beim Rieder Panzergrenadierbataillon 13 versehen zur Zeit sechs Frauen ihren Dienst als Soldatinnen. Zusammen mit Bataillonskommandant Oberst Alfred Steingreß sprachen sie jetzt über ihren Beruf.
In Ried wurden bisher 21 Soldatinnen ausgebildet. Nachdem 1998 der Frauenförderungsplan in Kraft getreten war, rückten die ersten beiden im Jahr 2000 ein. Vorher mussten vorher noch die Unterkünfte adaptiert werden.
Oberst Steingreß würde den Frauenanteil gerne erhöhen: „Mein Ziel ist ein Anteil von zehn Prozent – das wären 25 bis 30 Frauen. Realistisch gerechnet ist das wohl erst in zehn Jahren möglich.“
Sechs Soldatinnen
Aktuell versehen sechs Frauen ihren Dienst bei den „13ern“, in beinahe allen Kompanien und Bereichen:
• Katharina Baldi (Dienstgrad: Korporal) aus dem Bezirk Ried, die im Medizinbereich, jedoch nicht im Krankenhaus arbeiten wollte und jetzt Rettungssanitäterin ist;
• Lena Beitschek aus Straßwalchen (Rekrut), die erst im Oktober eingerückt ist und Berufs-Unteroffizier werden will;
• Julia Huber aus dem Bezirk Braunau (Wachtmeister), die nach abgeschlossenem Tourismusmanagement-Studium jetzt Fernmeldeunteroffizier und Kommandantin eines Datenfunktrupps ist;
• Daniela Kappacher aus Ottnang (Stabswachtmeister) als Wirtschaftsunteroffizier (“Ich schaue, dass meine Rekruten nicht Hunger leiden.“);
• Selina Putz aus Gosau (Korporal), die früher Leistungssportlerin (Ski Alpin) und Touristikkauffrau war und beim Heer eine Maschinengewehr- und Richtschützenausbildung absolvierte;
• Katrin Wöß aus Urfahr-Umgebung (Wachtmeister) als Kommandantin eines Ulan-Schützenpanzers (“Man hat mir gesagt 'Als Frau wollen Sie das nicht', aber gerade das wollte ich“).
Die richtige Wahl
Alle sechs machen den Eindruck, für sich die richtige Wahl getroffen zu haben. Als Daniela Kappacher sagt: „Wir fühlen uns alle pudelwohl“, nicken die anderen. Probleme mit ihren männlichen Kollegen gäbe es nicht. Julia Huber: „Wir bekommen anfangs schon etwas mehr Aufmerksamkeit. Aber das ist ähnlich wie mit der Körpergröße. Sobald die Kameraden merken, dass wir die gleiche Arbeit machen wie sie, gibt es keine Unterschiede mehr.“
Katrin Wöß meint: „Wir steigen gemeinsam in den Panzer ein, machen Kurse zusammen. Wir gehören zusammen, egal ob Manderl oder Weiberl.“
Neben der Abwechslung ist die Kameradschaft für alle einer der wesentlichsten Aspekte. Katharina Baldi: „Wir sind wie eine große Familie.“
„Die Frauen bereichern das Arbeitsumfeld“
Der Bataillonskommandant ist „absolut überzeugt“ von dem Frauenförderungsplan: „Ich glaube, dass in den Frauen viel Potenzial schlummert. Der Soldatenberuf ist fordernd, aber machbar. Die Frauen, die bei uns sind, haben einiges auf sich genommen. Sie sind alle körperlich topfit und bereichern das Arbeitsumfeld. Sie bekommen das gleiche Gehalt wie Männer.„
Von vielen Regelungen, die für weibliche Soldaten geschaffen wurden, profitieren auch die Männer – zum Beispiel bei der Kinderbetreuung. Speziell für Frauen gibt es Mentoren, die sie durch die Ausbildung und darüber hinaus begleiten.
Keine Wehrpflicht für Frauen
Da es für Frauen keine Wehrpflicht gibt, können sie, im Gegensatz zu Grundwehrdienern, die der Wehrpflicht unterliegen, jederzeit aufhören. Steingreß: „Wenn eine Frau sagt, sie will gehen, dann geht sie. Die Männer können das nicht.“
Die sechs Soldatinnen der 13er machen allerdings nicht einmal im Ansatz den Eindruck, dass sie ihren Dienst demnächst beenden wollen.
Einer Diskussion über die Wehrpflicht auch für Frauen stehen sie offen gegenüber. Katrin Wöß: „Landesverteidigung geht alle an, ob beim Heer oder im Zivildienst. Die Wehrpflicht für Frauen wäre legitim.“
Oberst Steingreß: „Mit einer Wehrpflicht wäre vieles leichter. Warum sollen nur Männer diese Pflicht erfüllen? Letztlich reduziert das die Frauen aufs Kinderkriegen.“
Befehlston
Die Frage nach dem Umgangston beantwortet Oberst Steingreß mit leichtem Schmunzeln: „Der war schon immer gut!“, fügt aber hinzu: „Er hat sich gebessert, aber ist immer noch rau.“
Für die Frauen scheint das aber kein größeres Problem zu sein. Katharina Baldi sagt: „Es ist eine Umstellung, wenn man aus dem Zivilleben das Nette und Freundliche kennt. Aber man gewöhnt sich schnell daran.“ Und das auch aktiv, wie Daniela Kappacher lachend ergänzt: „Ab und zu haben wir auch einen rauen Ton gegenüber den Rekruten.“
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