Erich Niederberger ist seit 30 Jahren Postler in Wippenham
WIPPENHAM. Erich Niederberger ist freundlich, engagiert und hilfsbereit. Als Postler kennt die meisten persönlich, ist mit sehr vielen befreundet und hat die Sympathien von jung und alt.
Sie sind seit 30 Jahren als Postbeamter in Wippenham tätig und bringen den Wippenhamern täglich ihre Post. Wie sind Sie eigentlich zur Post und dann zum Job in Wippenham gekommen?
Erich Niederberger: In Bezug auf die Post bin ich familiär vorbelastet. Meine Mutter war bei der Post und auch weitere Verwandte. Ich bin gleich nach dem Abschluss der Hauptschule in Geinberg nach Ried ins Postamt gekommen und war dann Praktikant. Zuerst war ich zu Fuß unterwegs und nach dem Führerschein bin ich die Post auch ausgefahren. Einige Zeit war ich auch als Springer tätig und bin in Unterach am Attersee aber auch im oberen Innviertel eingesetzt gewesen. 1992 war dann eine Stelle im Zustellbereich Gurten frei und so bin ich nach Wippenham gekommen. Gleich bei meiner ersten Zustelltour wurde ich dann zu einer Gleichenfeier bei einem Neubau eingeladen und so hab‘ ich sehr rasch die Wippenhamer auch persönlich kennengelernt. Über viele Jahre bin ich dann auch zum Stammtisch nach Wippenham gefahren und hab‘ die Wippenhamer kennen- und schätzen gelernt.
Seit 1992 hat sich sowohl auf Seiten der Post als auch in Wippenham sehr viel verändert. Was sind so die größten Veränderungen, die sich in Bezug auf Ihren Beruf ergeben haben? Was hat sich Ihrer Wahrnehmung nach in Wippenham in den letzten 30 Jahren geändert?
Erich Niederberger: Wie ich 1992 angefangen hab‘, hat’s noch einen Postzug gegeben. Am Abend haben wir die Post zum Bahnhof gebracht und in der Früh dort vom Zug die Briefe und Pakete geholt. Nach einigen Jahren wurde dann auf Lkw umgestellt. Am Anfang hatte ich auch noch sehr viele Pensionen auszuzahlen, das hat sich deutlich verringert und natürlich ist die Zahl der Pakete enorm gestiegen und auch die Größe des Rayons hat sich massiv verändert. Wippenham ist auch um vieles größer geworden. Die Einwohnerzahl ist zwar gleich geblieben, aber die Zahl der Haushalte hat sich stark vergrößert. Schade finde ich, dass es keine Gasthäuser mehr gibt und auch keine Geschäfte. Gut finde ich, dass eine rege Vereinstätigkeit besteht und die Wippenhamer zusammenhalten, auch wenn einiger Zuzug herrscht. Im Beruf ist es so, dass mittlerweile die Digitalisierung Einzug gehalten hat. Jedes Poststück ist gescannt und außerdem bin ich jetzt mit einem E-Auto unterwegs. Die Pakete sind mehr geworden. Mittlerweile liefere ich so im Schnitt 60 bis 70 Pakete aus, vor Weihnachten sind es locker doppelt so viele.
Durch Ihre Arbeit bekommen Sie auch sehr gut mit, was sich in Wippenham an Schönem und Schwierigem ereignet. Was war für Sie persönlich schwierig als Postler und was hat Ihnen besonders gefallen oder besondere Freude gemacht?
Erich Niederberger: Schwierig sind für mich immer Todesfälle, besonders natürlich von jungen Leuten aus meinem Rayon. Ich kenne die Wippenhamer von klein auf, mittlerweile schon die zweiten Generation und wenn da jemand jung stirbt, dann ist das sehr tragisch. Sonst ist es nicht so schwierig. Und ich freu‘ mich natürlich, dass ich mit vielen freundschaftlich verbunden bin. Der Stammtisch aber auch meine Fußballbegeisterung sind der Grund für gegenseitige Wertschätzung. Ich hab‘ sogar kurz einmal überlegt, ob ich nicht nach Wippenham ziehe, aber das ins Auge gefasste Haus war dann zu schnell weg.
Wenn man in Wippenham nach Ihnen fragt, dann bekommt man sehr viel Lob zu hören. Sie werden von jung und alt geschätzt und sind im ganzen Ort sehr anerkannt. Warum glauben Sie dass die Wippenhamer Sie so schätzen?
Erich Niederberger: Ich weiß nicht genau, ob ich so ein „Rezept“ habe. Ich schau‘ einfach darauf, dass ich die Leute so nehme wie sie sind und dass ich einen guten Bezug zu ihnen herstelle. Ich bin für die Leute da und die Zufriedenheit meiner „Kunden“ ist mir wichtig. Ich glaub‘, dass es sehr gut ist, wenn man aufmerksam ist und schaut was die Leute wollen. Und ich bemüh‘ mich auch, dass ich freundlich bin. Wenn man jemanden seinen Grant schon auf zehn Meter anmerkt, dann ist das sicher nicht gut.
Die Arbeit bei der Post ist nicht leichter geworden. Der Rayon wurde größer, die Zahl der Pakete ist enorm gestiegen. Was wünschen Sie sich in Bezug auf Ihren Beruf?
Erich Niederberger: Ich war eigentlich mit meinem Job bei der Post immer zufrieden und hab‘ nie überlegt meinen Beruf zu wechseln. Natürlich ärgert man sich manchmal, wenn bei der Digitalisierung manches nicht klappt oder die Zahl der Pakete plötzlich massiv steigt, aber das geht dann rasch wieder vorbei. Ich wünsch‘ mir, dass ich gesundheitlich okay bin und dass die beruflichen Zusammenhänge so bleiben, wie sie sind.
Was schätzen Sie an dem kleinen Ort und was wünschen Sie Wippenham für die nächsten Jahre?
Erich Niederberger: Mir gefällt die Gegend sehr. Wenn man vom Loryhof auf Wippenham hinüberschaut, dann ist das einfach ein schöner Anblick. Außerdem sind die Leute wirklich okay. Ich bin super aufgenommen worden und werde wirklich gut behandelt, das freut mich sehr. Ich find’s auch gut, dass die Jungen dableiben und in Wippenham Haus bauen und so Wippenham ein lebendiger Ort bleibt. Ich freu‘ mich jedenfalls, dass ich hier Postler bin und werde schauen, dass ich das bis zu meiner Pensionierung auch bleiben kann.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden