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Bundschuh 26: Von der Astronomie bis zum Gestank vor 350 Jahren

Walter Horn, 29.10.2023 14:24

RIED. Der aktuelle „Bundschuh“, die 26. Ausgabe der Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus, wartet mit 27 interessanten Beiträgen aus dem Inn- und Hausruckviertel auf. Das Buch wird am 7. November vorgstellt. Tips sprach mit der Rieder Kulturamtsleiterin und Bundschuh-Redaktionsleiterin Sieglinde Frohmann über die Besonderheiten dieser Reihe.

  1 / 5   Sieglinde Frohmann und Peter Fußl bei der Präsentation der 2022er-Bundschuhs (Foto: Alois Doblinger)

Die Idee kam Mitte der 90er-Jahre auf, berichtet Sieglinde Frohmann: „Damals wurde immer wieder nachgefragt, ob es eine Nachfolge für die Reihe 'Die Heimat' der damaligen Rieder Volkszeitung gibt das Interesse war vorhanden.“

Von Sieglinde Frohmann kam die Idee, die Veröffentlichungen an eine Institution, nämlich das Museum Volkskundehaus, zu binden: „Damit die Serie nicht nach zwei oder drei Ausgaben aufhört.“ Sie legt Wert darauf, dass der „Bundschuh“ nie ins Budget des Volkskundehauses übernommen wurde.

Das finanzielle Risiko und auch viele redaktionelle Arbeiten übernahm in den Anfangsjahren der Verlag Moserbauer, der auch für den Vertrieb sorgte. Vor einigen Jahren übernahm diese Aufgaben die Firma Hammerer.

Viel Abwechslung

Die Beiträge für den „Bundschuh“ umfassen ein weites Spektrum. Geschichte, vom Mittelalter bis zur Zeitgeschichte, ist ein wesentlicher Bestandteil. Dazu kommen viele Beiträge über kulturelle Themen, über die Flora und Fauna des Innviertels, immer wieder über Fossilienfunde, und über „Alltagsthemen“ wie die Entwicklung der Hausgärten oder die Geschichte von Familien oder Wirtshäusern.

Geschrieben werden die Artikel von „G'studierten“ ebenso wie von Amateurforschern. Sieglinde Frohmann: „Zum Glück haben wir einen guten Autorenstamm. Manche sind schon von Beginn an dabei, etliche sind fast jedes Jahr vertreten. Es kommen aber auch immer wieder neue Mitarbeiter hinzu.“

Bundschuh 26

Eine „tragende Säule“ des Bundschuhs ist Peter Fußl, der sich mit Bürger-Verhörprotokollen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts beschäftigte, in denen es um Umweltverschmutzung und Gestank im Markt Ried geht von „Dung Krippen“ und „Haimblichen Sizen“ bis zur „Vergüfftung des Luffts“.

Zur Bundschuh-Stammbesetzung zählen auch Michael Hohla und Heinz Forstinger, die sich heuer mit der Grünen Nieswurz und dem Lebenselixier Wasser beschäftigen.

Der Zeitgeschichtler Gottfried Gansinger, ebenfalls regelmäßiger Bundschuh-Autor, schreibt über Gustav Kapsreiter als Kunstförderer und Präsident der Innviertler Künstlergilde von 1954 bis 1971.

Nach längerer Zeit gibt es heuer wieder einen Beitrag zur Astronomie: Die Hobby- und Amateurastronomen Anton Kellner und Alois Doblinger beschäftigen sich mit astronomischen Beobachtungen im Inn- und Hausruckviertel ab der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Zwei Autoren haben sich intensiv mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt: Hans Klaffenböck verfolgte die Herkunft seiner Familie 800 Jahre zurück und Sebastian Mitterbauer hat herausgefunden, dass die Familien Pointecker und Mitterbauer gemeinsame Wurzeln hatten und zeichnet diese von Leonhard am Pointeck vor mehr als 450 Jahren bis zur Gründung der heutigen „Ersten Innviertler Trachtenkapelle Solinger“ nach.

1813 wurde in Ried Weltgeschichte geschrieben: König Maximilian Joseph von Bayern löste das Bündnis mit Napoleon und schloss sich der Allianz der Großmächte Russland, Preußen und Österreich an. Johann Stelzhammer geht der Frage nach, wie es zum Rieder Vertrag kam.

Franz Meingassner berichtet über das Musikantenwirtshaus „Saurüsselwirt“ in Lohnsburg, das einst eine kulinarische und musikalische Wohlfühloase für die Gäste war.

Weitere Artikel

Wolfgang Danninger beschreibt die 19 Millionen Jahre alten Fossilienfunde aus Allerding im unteren Innviertel. Lukas Kerbler und August Hötzinger setzen sich mit der frühgeschichtlichen Eisengewinnung im Hausruckwald auseinander und Bernhard Prokisch analysiert die Münz- und Medaillensammlung des Stadtmuseums in Schärding.

Johannes Rainer beschäftigt sich mit dem Stiftsmeierhof Reichersberg und betrachtet dessen Entstehung, Zerfall und Erhalt im sozioökonomischen Kontext.

Der Bründlkapelle in Ort im Innkreis, deren Wasser gegen allerlei Krankheiten und vor allem gegen Augenleiden angewendet wurde, widmet sich Wilhelm Mahler. Unter dem Titel „Vom Germbereiter und Biersieder zum Gänsbäck“ berichtet Josef Ruhland über fünf Generationen Schmidbauer-Bäcker in Kopfing.

Leopold Heinrich Ammerer schreibt über das Grubbauern-Gütl und den Gassenweiler Tiefenbach in der Gemeinde Taiskirchen. Eva Heitzinger-Weiser beschäftigt sich mit zwei Salzburgern, die als Kreisärzte in Ried tätig waren: Dr. August Susan und Dr. Karl Maffei. Klaus Petermayr setzt sich im Vorfeld des großen Jubiläumsjahres mit dem Brucknerfreund Laurenz Herzog auseinander.

Den Weg von der Sonntagsschule zur Berufsschule verfolgt Alfred Pixner und mit dem Bootsunglück auf dem Inn am 21. Mai 1888 und der damit verbundenen Erinnerungskultur setzt sich Christopher R. Seddon auseinander. Matthias Huber berichtet von einem aus Schardenberg stammenden Maler, der nach Paris ging und den Künstlernamen Kleofas Bogailei wählte.

Zum Besuch des Kinomuseums in Franking lädt dessen Inhaber, Siegfried Spitzwieser, ein.

Auguste Erlachner beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Alltagskultur und beschreibt, was früher alles anders war. Rudolf Lessky blickt zurück auf 40 Jahre Musikhauptschule bzw. Musikmittelschule in Schärding und Josef Voglsperger beschreibt den neugestalteten St. Dismasbrunnen in Mehrnbach.

Ernst Reischauer nimmt den Wandel, dem unsere Hausgärten unterworfen sind, unter die Lupe und mit dem Besorgniserregenden Bestandsrückgang des Rebhuhns im Innviertel in den letzten Jahrzehnten setzt sich Florian Billinger auseinander.

„Bundschuh“-Präsentation

Der neue „Bundschuh“ wird am Dienstag, 7. November um 19 Uhr im Rieder Sparkassen-Stadtsaal von Markus Edtbauer präsentiert (Eintritt frei). Die Musik kommt von der Solinger Landlermusi.


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