Energieerzeugergemeinschaft Eitzing: Strom aus der Region und für die Region
EITZING. Im Innviertel boomt der Trend zur regionalen Energieproduktion. Immer mehr Gemeinden und Gemeinschaften erkennen die Notwendigkeit, selbst aktiv zu werden, um die Abhängigkeit von zentralen Energieversorgern zu verringern. Ein Paradebeispiel für diesen Wandel ist die Energieerzeugergemeinschaft (EEG) Eitzing, die vor einem Jahr gegründet wurde. Tips sprach mit Rudi Burgstaller, dem Gründer und Obmann der EEG Eitzing, über seine Erfahrungen und die Ziele der Gemeinschaft.
Die EEG Eitzing wurde vor einem Jahr mit dem Ziel gegründet, den in der Region erzeugten Strom möglichst lokal zu nutzen. „Unser Hauptantrieb war, den Strom, den wir mit unseren Photovoltaikanlagen erzeugen, in der Region zu verbrauchen. Die EEG ist nicht auf Profit ausgelegt, sondern dient der Sicherung der Energieversorgung für die Gemeinschaft“, erklärt Burgstaller. Finanziell wird lediglich der administrative Aufwand durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt. Durch den Verzicht auf die Netzgebühr, die normalerweise 67 Prozent des Strompreises ausmacht, kann die EEG Eitzing ihre Preise unabhängig vom Energiemarkt gestalten. „Wir haben es selbst in der Hand. Unsere Mitglieder profitieren von günstigeren Strompreisen, weil wir die Netzgebühren einsparen“, so Burgstaller.
Technologische Voraussetzungen
Die Mitglieder der EEG Eitzing stammen aus verschiedenen Bereichen: Privatpersonen, Gemeinden, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Landwirte und kleinere Betriebe. Das Interesse an der Gemeinschaft wächst stetig, denn jede Woche gehen neue Anfragen ein. „Immer mehr Menschen und Betriebe interessieren sich für eine Mitgliedschaft, was zeigt, dass der Wunsch nach Unabhängigkeit groß ist“, betont Burgstaller. Technisch gesehen können alle, die an ein Umspannwerk angeschlossen sind, der Gemeinschaft beitreten. Der Netzbetreiber Energie Ried übernimmt die Verteilung des erzeugten Stroms unter den Teilnehmern. Mitglieder aus mehreren Gemeinden der Region, darunter Aurolzmünster, Gurten, Peterskirchen und Tumeltsham, sind bereits Teil der EEG Eitzing. Die Stromproduktion erfolgt hauptsächlich durch leistungsstarke Photovoltaikanlagen und ein Wasserkraftwerk in Kirchheim. „Was wir produzieren, wird auch verbraucht. So stellen wir sicher, dass wir energieautark werden“, erklärt der Obmann.
Herausforderungen
Die Gründung einer EEG bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. „Man braucht eine Rechtsform, muss sich in einem Register eintragen und einen Vertrag mit dem Netzbetreiber abschließen“, erläutert Burgstaller. Dazu kommt die Notwendigkeit einer Verwaltungssoftware, die sowohl die Verrechnung als auch die genaue Strommenge erfasst. Für neue Mitglieder ist eine sogenannte Nahbereichsabfrage durch den Netzbetreiber notwendig, um sicherzustellen, dass sie an das gleiche Umspannwerk angeschlossen sind. „Österreichweit gibt es rund 200 Netzbetreiber, so dass es mitunter kompliziert sein kann, die richtigen Ansprechpartner zu finden“, führt Burgstaller weiter aus. Trotz dieser bürokratischen Hürden sieht er die EEG Eitzing auf einem guten Weg. „Wir haben es geschafft, diese Herausforderungen zu meistern. Es war ein Lernprozess, aber die Mühe hat sich gelohnt“, sagt er rückblickend.
Wirtschaftlicher Vorteil für die Mitglieder
Ein bedeutender Anreiz für die Mitgliedschaft in der EEG Eitzing ist der finanzielle Vorteil. Durch die Einsparung der Netzgebühr und die eigene Preisgestaltung sparen die Mitglieder im Vergleich zu den regulären Strompreisen erheblich. „Wir ersparen uns 2,7 Cent pro Kilowattstunde – das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, aber auf das Jahr gerechnet macht das einen deutlichen Unterschied“, betont Burgstaller. Trotz der Preisvorteile ist es für die EEG wichtig, stets unter den Marktpreisen zu bleiben. „Die Preise sind in Bewegung, und wir schauen, dass wir immer günstiger sind als der aktuelle Strompreis. Damit bieten wir unseren Mitgliedern nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch finanzielle Erleichterung“, erklärt der Obmann.
Langfristige Ziele
Langfristig verfolgt die EEG Eitzing ehrgeizige Ziele. „Wir haben uns bei der Teilnehmerzahl keine Grenzen gesetzt“, sagt Burgstaller. Eines der wichtigsten Projekte für die Zukunft ist die Entwicklung einer geeigneten Speicherlösung, um den überschüssigen Strom effizient zu nutzen. „Aktuell produzieren wir pro Quartal etwa 180.000 Kilowattstunden Strom, verbrauchen aber nur 25.000 Kilowattstunden. Der Rest geht an die ÖMAG oder andere Aufkäufer. Mit einem Speicher könnten wir dieses Ungleichgewicht ausgleichen“, erklärt er. Mit weiteren technischen Fortschritten, insbesondere in der Speichertechnologie, könnte die EEG Eitzing in Zukunft noch mehr Mitglieder gewinnen und ein Vorbild für andere Regionen werden.
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