Bessere Chancen durch neue Methoden in der Krebsbehandlung
RIED. An Krebs erkranken heute mehr Menschen als je zuvor: Über 2500 Patienten mit einer Krebsdiagnose wurden im Vorjahr im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried stationär behandelt, die onkologische Tagesklinik verzeichnete knapp 3300 Besuche. Doch modernste Diagnostik und innovative Therapien eröffnen neue Perspektiven.
Vorsorgeuntersuchungen und gesündere Lebensgewohnheiten zeigen Wirkung: Das Risiko für so manche bösartige Erkrankung hat sich in den vergangenen Jahren verringert. Trotzdem wächst die Zahl der Erkrankten, weil immer mehr Menschen ein höheres Alter erreichen und die Krebshäufigkeit ab 65 deutlich ansteigt.
Ursachen und Verlauf der Krankheit sind höchst unterschiedlich: „Jeder hat seinen bzw. ihren eigenen Krebs“, verdeutlicht Primar Ernst Rechberger, Leiter der Abteilung Innere Medizin I. Umso wichtiger ist es, für jeden einzelnen Patienten eine individuelle Behandlung sicherzustellen.
Krebsmedizin ist Teamwork
Als Innviertler Schwerpunktspital mit Onkologie als einem der medizinischen „Leuchttürme“ bietet das Rieder Krankenhaus umfassende Kompetenz bei Krebserkrankungen. Ärzte verschiedener Fachgebiete – Chirurgen, Gynäkologinnen, Internistinnen und Urologen – arbeiten eng zusammen, besprechen in einem wöchentlichen „Tumorboard“ jeden aktuellen Fall und entwickeln ein optimales Therapiekonzept.
Bei Bedarf werden Spezialisten anderer Spitäler im Rahmen des Tumorzentrums Oberösterreich – ein landesweites Netzwerk – beigezogen. „So erhalten die Patienten jederzeit die bestmögliche Therapie nach den aktuellsten Standards. Das wird auch durch eine gemeinsame Qualitätssicherung gewährleistet“, betont Primar Rechberger, der auch stellvertretender ärztlicher Leiter dieses Tumorzentrums ist.
Maßgeschneiderte Medikamente
Für die genaue Abklärung stehen in Ried neben modernsten bildgebenden Geräten auch Gewebe-, Zell- und molekularbiologische Untersuchungen (z. B. von Tumoren) direkt im Haus zur Verfügung. Diese Laboranalysen liefern die Grundlage für gezielte Therapien und Immuntherapien, die selektiv Krebszellen bekämpfen und gesunde Zellen nicht schädigen.
Der Trend geht noch stärker in Richtung personalisierte Medizin: Dabei wird ein „genetischer Fingerabdruck“ von Krebszellen erstellt und auf dieser Basis ein maßgeschneidertes Medikament entwickelt. So lassen sich Veränderungen in der Erbsubstanz, die zu ungehemmtem Zellwachstum führen, gezielt blockieren. Das funktioniert nicht bei allen Krebserkrankungen, aber bei immer mehr.
Tagesklinik für Krebspatienten
Die meisten Krebsbehandlungen in Ried sind allerdings nach wie vor Operationen und Chemotherapien bzw. medikamentöse Therapien. Mehr als 7000 Zytostatika-Zubereitungen stellt die Krankenhausapotheke pro Jahr her. Verabreicht werden sie meist in der onkologischen Tagesklinik, sodass die Patienten noch am selben Tag wieder nach Hause zurückkehren können.
Oft gibt es nicht nur einen einzigen, sondern mehrere Behandlungsansätze, die zudem wirksamer und besser verträglich sind. „Krebs wird zunehmend zu einer chronischen Erkrankung“, stellt Internist Rechberger fest und nennt als Beispiel die chronisch-myeloische Leukämie (CML): Noch vor nicht allzu langer Zeit betrug die durchschnittliche Überlebensdauer nach der ersten Diagnose dieser Blutkrebsform lediglich vier bis fünf Jahre; heute verhilft eine tägliche Tablette Betroffenen zu einer normalen Lebenserwartung.
Fast alle Patienten, um die sich das Rieder Tumorboard kümmert, werden auch hier behandelt. Ausnahmen sind bestimmte Eingriffe (z. B. bei Lungenkarzinomen), die im Rahmen des Tumorzentrums an anderen Kliniken erfolgen, sowie Strahlentherapien. Hier arbeitet man mit dem Ordensklinikum Linz, dem Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck und dem Klinikum Passau zusammen.
OP-Roboter jetzt auch im Innviertel
Weiter verstärkt wird die onkologische Kompetenz in Ried durch ein „da Vinci“-Operationssystem, das im September in Betrieb gehen wird. „Diese zukunftsweisende Investition ermöglicht nun auch in unserer Region roboterassistierte Eingriffe, von denen vor allem Krebspatienten profitieren werden“, erklärt der Ärztliche Direktor Johannes Huber.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden