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SVR-Veteranen ließen den Schmäh laufen wie vor 25 Jahren den Ball

Walter Horn, 19.06.2023 09:58

WEIBERN. Auf Einladung ihres ehemaligen Trainers Klaus Roitinger feierte die Cupsieger-Mannschaft der SV Keli Ried von 1998 am Samstag, 17. Juni in Weibern das 25-Jahr-Jubiläum des ersten großen Titelgewinns der SVR.

Mannschaftsfoto 2023 (v. l.):hinten: Stefan Hartl, Markus "Max" Scharrer, Gerald Strafner, Herwig Drechsel, Klaus Roitinger, Michael Angerschmid, Helmut Zeller, Oliver Glasner;Mitte: Peter Vogl (damals SVR-Vorstand), Norbert Freund (Vereinsarzt), der langjährige SVR-Manager Stefan Reiter, Ove Hansen, Boris Kitka, Manfred Ratzenböck, Oliver Graf, Wenzel Schmidt (SVR-Präsident);vorne: Oliver Angermayr, Ronnie Unger, Alexander Jank, Marcel Oerlemans, Goran Stanisavljevic, Manfred Rothbauer. (Foto: Walter Horn)

Dass die Mannschaft von damals wirklich eine besondere war, zeigte die Reaktion auf Roitingers Einladung: Von den damaligen Spielern waren nur drei nicht gekommen. Zwei (Günter Steininger und Faruk Hujdurovic) hatten einen guten Grund und einer (Jacek Berensztajn) war nicht aufzufinden. Ove Hansen war extra aus Dänemark angereist, Marcel Oerlemans aus Amsterdam – beide waren zwar im Kader, spielten aber gar nicht im Finale. Goran Stanisavljevic kam aus Serbien und Boris Kitka aus der Slowakei. 

„Es sind sich wildfremde Leute in den Armen gelegen“

Neben den Spielern waren auch der damalige Vorstand, einige unverzichtbare Helfer aus dieser Zeit, der Gründer des immer noch bestehenden Fanclubs Schwarz-Grün, Geri Lackerbauer, und ein paar Journalisten, die die SVR schon damals begleiteten, eingeladen. Auch Christl Buchner war dabei, die „Seele des Vereins“, die schon damals viel mehr für die Spieler war als „nur“ die Zeugwartin. Sie feierte am Samstag ihren 74. Geburtstag und erhielt einen großen Blumenstrauß.

Eingeladen war auch Franz Zauner, der „SVR-Wirt“ aus Neuhofen. Der hatte damals eine Sonderstellung, wie Klaus Roitinger in seiner Rede verriet: „Er weiß alles von den Spielern und kennt jeden Fehltritt. Er ist aber loyal und schweigt – auch weil er oft selbst dabei war.“

Die Freude der Spieler, sich nach Jahren wieder zu sehen, war sichtlich groß. Herwig Drechsel brachte es auf den Punkt: „Grundsätzlich haben sich alle wieder erkannt. Es sind sich wildfremde Leute in den Armen gelegen.“

Roitingers Rückblick

Logisch, dass Klaus Roitinger auch eine Rede hielt. Er blickte zuerst auf das Cupfinale zurück und fand zu jedem Spieler ein paar Worte.

Er sprach zum Gaudium der Anwesenden vom „dynamischen Antritt“ von Herwig Drechsel, den dieser „aber nur gezeigt hat, wenn der Ball dabei war“. Goran Stanisavljevic sei durch seine Professionalität und Schlitzohrigkeit „eine richtige Legende“. Die SVR hatte im Finale mit einer Viererkette gespielt, was damals in Österreich neu war – „Goran hat das verstanden.“

Als Roitinger über Oliver Glasner sprach, der im Finale erst in der 61. Minute eingewechselt wurde, kramte er tief in der Erinnerung: „Wir haben in den 70er- und 80er-Jahren nur Sportschau geschaut. Für uns im Innviertel zählten nicht Krankl oder Prohaska, sondern nur, wer es in der deutschen Bundesliga geschafft hat. Da gab es bisher nur zwei österreichische Trainer: Max Merkel und Ernst Happel. Oliver Glasner ist für mich der beste Trainer in Deutschland.“

Glasner möchte faule Sau spielen

OÖN-Redaktionsleiter Roman Kloibhofer (Roitingers Tennispartner) führte danach ein paar Interviews. Mit Oliver Glasner, der sich für den Trainerjob „viel von Klaus mitgenommen“ habe, sprach er über die Unterschiede zwischen der SV Ried und Eintracht Frankfurt („Der Trainerstab besteht aus 45 Leuten, der Verein hat 600 Angestellte“) und den ungeheuren Stellenwert, den der Fußball in Deutschland hat. Die SV Ried habe damals sehr von anderen Mannschaften unterschieden, von der Ernährung bis zu manchen Gewohnheiten: „Was wir gemacht haben, war vielleicht nicht das Beste, aber es war für uns das Beste.“

Glasners Pläne für die Zukunft? „Mein nächster Arbeitgeber ist das AMS – zum ersten Mal in meinem Leben.“ Besonders die Zeit in Frankfurt habe Spuren hinterlassen: „Seit ich mit 18 zur SV Ried gekommen bin, hat sich mein Leben nur um Fußball gedreht. Nach 97 Spielen mit der Eintracht in zwei Jahren möchte ich jetzt ein paar Monate Pause machen und einmal faule Sau spielen.“

„Wir sind teilweise eine dreiviertel Stunde in der Kabine gesessen“

Gerald Strafner, der wenige Monate nach dem Cupfinale zum „Euro-Geri“ wurde und später bei Sturm Graz auf 13 Champions-League-Einsätze kam, bezeichnete die Zeit in Ried vor allem wegen des Team Spirits als „für mich die fußballerisch schönste Zeit“. In der Mannschaft hätten sich alle untereinander verstanden. Strafner ist übrigens der einzige österreichische Fußballer, der in allen Ligen von der Bundesliga bis zur 2. Klasse wenigstens einmal gespielt hat – zuletzt als defensiver Mittelfeldspieler für den SV Kainach.

Herwig „Wiggerl“ Drechsel legte einen kabarettreifen Auftritt hin. Mit breitem Grinsen bezeichnete er sein Verhältnis zu dem ebenso grinsenden Klaus Roitinger als „schlecht“. Drechsel: „Wir waren damals sehr heimstark, aber er hat mich immer auswärts eingesetzt, wo wir nicht so stark waren. Der Leidtragende war immer ich.“ Drechsel erwähnte auch Roitingers Ansprachen: „Wir sind teilweise eine dreiviertel Stunde in der Kabine gesessen – bis es wieder mal einen von uns gerissen hat.“

Die Festgäste haben zusammengelegt und schenkten Roitinger ein Fußballreise – wahlweise nach Florenz, Valencia oder Newcastle.

Poolsprünge und andere Geheimnisse

Nach dem „offiziellen“ Teil lief der Schmäh – dabei ging es um Sprünge in den Pool, um die Kardinalschnitten vom Zauner, Oliver Glasners Zeit bei Eintracht Frankfurt und vieles andere.

Legendäre Kabinenansprache

Klaus Roitingers Ansprache vor dem Spiel wurde legendär, einige Spieler erinnerten sich sogar noch bei der Jubiläumsfeier (die er eigentlich schon zum „20er 2018 versprochen hatte) daran: „Ich möchte, dass wir uns in 20 Jahren – im Jahr 2018 – alle gemeinsam zum großen Jubiläum treffen. Zum Treffen der Rieder Cupsieger-Helden von 1998. Wir können heute Geschichte schreiben. Das kleine Ried als großer Cupsieger – das traut uns da draußen doch sowieso niemand zu. Ihr habt es in der Hand. Nur wer das Cupfinale gewinnt, bleibt später in Erinnerung. Den Finalisten vergisst jeder sofort wieder. Also geht hinaus – und schreibt Geschichte!“

Am 19. Mai 1998 hatte die SV Ried (damals mit Sponsor keli) den hohen Favoriten Sturm Graz, der ein paar Tage vorher die Meisterschaft mit 19 Punkten Vorsprung auf Rapid gewonnen hatte, im Cupfinale im Wiener Hanappi-Stadion vor 6.000 Zuschauern mit 3:1 besiegt. Das war der erste große Titelgewinn der SV Ried.
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Die Rieder waren in der Meisterschaft mit 17 Punkten Vorsprung auf Absteiger Admira Achter geworden, und hatten im letzten Saisonspiel den LASK mit 6:1 abgeschossen. Möglicherweise, das bestreiten die Cuphelden gar nicht, haben die Rieder im Finale auch ein wenig von den Folgen der Meisterfeier bei Sturm profitiert.
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Bildergalerie vom Jubiläumstreffen

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