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SVR-Präsident Gahleitner: „Das klare Ziel ist der Aufstieg in die Bundesliga“

Walter Horn, 15.07.2024 17:56

RIED. Thomas Gahleitner, Präsident der SV Ried, sieht am verpassten Aufstieg sogar eine positive Seite und lobt die Arbeit in der Wenzel Schmidt Fußballakademie.

Thomas Gahleitner bei der SVR-Mitgliederversammlung 2023 (Foto: SVR / Schröckelsberger)
Thomas Gahleitner bei der SVR-Mitgliederversammlung 2023 (Foto: SVR / Schröckelsberger)

Tips: Ganz allgemein: Wie steht die SV Ried da?

Gahleitner: Sportlich haben wir im letzten Jahr mit der Mannschaft ein super Fundament geschaffen. Darauf aufbauend bin ich überzeugt, dass wir den stärksten Kader in der Liga haben müssten. Natürlich spielt immer etwas Glück mit, es gibt Verletzungen. Man kann nicht alles vorhersehen.

Die Transferzeit ist noch nicht vorbei. Es gibt Interesse an dem einen oder anderen Spieler. Es kann den einen oder anderen Abgang geben, es kann auch den einen oder anderen Zugang geben. Aber grundsätzlich ist der Kader stabil und sollte so bleiben, wie er ist.

Das klare Ziel ist der Aufstieg in die Bundesliga, aber man muss demütig bleiben und darf nicht vergessen, dass auch andere mitspielen und sich verstärkt haben. Es muss alles zusammenpassen und wir müssen zu hundert Prozent performen. Aber alle Parameter und Weichen sind gestellt, dass wir es schaffen können.

Wirtschaftlich kennt man von der SV Ried, dass wir vorsichtig und demütig planen und wirtschaften. Wir haben auch wirtschaftlich ein starker Fundament geschaffen. Dass die zweite Liga kein Honiglecken ist, ist kein Geheimnis, weil viele Einnahmen, unter anderem die TV-Gelder fehlen, und die Ausgaben nicht viel niedriger sind. Aber unsere Sponsoren sind extrem treu. Es haben bis auf einen oder zwei alle erhöht, teilweise wesentlich erhöht. Es werden auch noch die einen oder anderen neuen Partner dazukommen.

Wir sind super aufgestellt, aber die zweite Liga ist nicht ganz ohne und man muss aufpassen. Wir haben so geplant, dass auch ein weiteres Jahr in der 2. Liga kein Problem sein kann, aber jedes Jahr in der 2. Liga ist sehr mühsam.

Auch personell sind wir in der Geschäftsstelle und der Akademie bestens aufgestellt.

Tips: Sind Sie mit Platz zwei in der vorigen Saison zufrieden oder überwiegt doch die Enttäuschung, dass man doch nicht aufgestiegen ist?

Gahleitner: Der Aufstieg hätte uns alle gefreut, aber den direkten Wiederaufstieg hat seit vielen Jahren kein Verein geschafft. Es wäre schön gewesen, aber wir haben damit gerechnet, dass wir es nicht schaffen. Ich sehe es sogar positiv: Wir haben ein super Fundament geschaffen und sind in der Liga jetzt die Besten. Ich bin auch davon überzeugt, dass nach einem Abstieg eine gewisse Änderung nötig ist, die Zeit braucht. Wir hatten jetzt ein Jahr, in dem wir uns finden konnten; ich glaube, dass wir, wenn wir jetzt den Aufstieg schaffen, viel gefestigter sind auch wenn es härter und mühsamer war. Die Liga war ja auch nicht unattraktiv. Unseren Zuschauerschnitt kann man herzeigen. Im Endeffekt spielen wir heuer für mein Empfinden mit einem Bundesliga-Kader. Auch die Sponsorenlandschaft, das Stadion, die Fans haben Bundesliganiveau.

Tips: Die Jungen Wikinger haben sich erst kurz vor Schluss gerettet. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

Gahleitner: Grundsätzlich sind die Jungen Wikinger für unsere Profis enorm wichtig. Wir haben mit sehr vielen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs gespielt, daher ist es enorm wichtig, dass die Jungen Wikinger nicht zu weit unter den Profis spielen, weil sonst der Abstand zu groß wäre. Wir haben immer versucht, die Top-Qualität nach oben zu ziehen, auch wenn sie dann vielleicht unten etwas fehlt. Wir brauchen bei den Jungen Wikingern ein stabiles Fundament, mit dem sie den Klassenerhalt leicht schaffen können. Wir müssen nicht unbedingt Meister werden, aber sollten in der Liga gut mitspielen, damit sich die Spieler weiter entwickeln können.

Tips: Sehen Sie bei den Akademie-Teams eine gute Entwicklung?

Gahleitner: Man sieht ja, wie viele eigene Spieler in der Kampfmannschaft waren. Auch wenn es manche anderes gesehen haben, sehe ich die Transfers von Michael Matosevic zu Bayern München und von Arjan Malic zum Champions-League-Teilnehmer Sturm Graz eher so, dass man den Leuten in der AKA die Krone aufsetzen muss für das, was sie in den letzten Jahren in der AKA bewirkt haben. Wenn Bayern München oder Sturm einen aus unserer Akademie holen und es auch noch Interesse an Belmin Beganovic gibt, empfinde ich das eher als Auszeichnung. Dass man solche Spieler in Ried hält, ist wirtschaftlich eigentlich kaum möglich. Entweder wir statten sie mit einem Mega-Vertrag aus, was in unserem Budget keinen Platz hat, oder wir geben sie mit einem gewissen Vorteil für den Verein ab. Aber das wird in Ried immer so bleiben. Wir werden uns immer nach der Decke strecken müssen.

Tips: Welche Investitionen werden in den Bereichen Nachwuchsförderung und Talententwicklung getätigt?

Gahleitner: Wir haben gerade die Akademie für rund 750.000 Euro ausgebaut und werden zusätzlich noch in Trainings- und Fitnessgeräte investieren. Am Ende des Tages investieren wir fast eine Million Euro in den Nachwuchs. Wir brauchen dort die besten Trainingsbedingungen und die besten Trainer. Es steht auch schon die nächste Investition von fast zwei Millionen Euro an, weil wir zusätzliche Trainingsplätze bauen.

Tips: Die SVR hat die Lizenz wieder ohne Auflagen erhalten. Im Gegensatz zu manch anderen Vereinen ist das in Ried der Normalfall. Wie bekommen Sie das immer wieder hin?

Gahleitner: Indem wir ehrlich, sauber und fair wirtschaften. Wir sind auch wirtschaftlich demütig und arbeiten sehr bedacht, was die Ausgaben betrifft. Wir haben Top-Mitarbeiter und Top-Sponsoren, und wir haben auch eine sehr gute Unterstützung vom Land Oberösterreich für die Infrastruktur.

Tips: Was werden in der näheren Zukunft die größten nicht-sportlichen Herausforderungen sein?

Gahleitner: Eine ständige Herausforderung ist, die Strukturen, die wir geändert haben, noch zu optimieren und verstärken, und dass wir die Infrastruktur in Schuss halten. Sonst sind wir nicht so schlecht aufgestellt. Wichtig ist auch ohne Geld ka Musi –, dass wir die Sponsoren und Partner in der Form wie jetzt erhalten.

Tips: Ist das schwerer geworden?

Gahleitner: Wir leben davon, dass wir besonders langjährige und treue Sponsoren haben, die mit Emotion und Leidenschaft beim Verein sind. Aber es ist natürlich schwierig geworden, alle Sponsoren in voller Höhe zu halten. Darum freut es mich besonders, dass wir bei fast allen die Beträge wesentlich erhöhen konnten und den einen oder anderen sogar extrem. Aber in der Wirtschaft ist es gerade nicht so einfach. Da geht die Tendenz nach unten, und das erste, was dann gestrichen wird, ist ein Sponsoring, das nicht in den eigenen Betrieb geht. Die Sponsoren bei Laune und beim Verein zu halten, ist neben dem Sportlichen die wichtigste Herausforderung.

Tips: Wie sieht die langfristige Vision der SV Ried hinsichtlich des Ausbaus der Infrastruktur und des Stadions aus?

Gahleitner: Wir werden in der Akademie viel investieren. Das Stadion ist auch schon ein wenig in die Jahre gekommen, da sind ständig Investitionen nötig – vor allem in die Technik, aber auch der Rasen ist wieder zum Tauschen. Da haben wir in den letzten Jahren schon extrem viel getan und zuletzt in die Flutlicht- und Tonanlage viel investiert. Der VIP-Ausbau ist ein Wunschthema.

Das Fan-Zelt wird in den nächsten Wochen erneuert. Den Wunschgedanken vom großen Fan-Dorf haben wir, ehrlich gesagt, nach hinten gereiht, weil trotzdem das erste Ziel ist, wieder in der Bundesliga zu spielen. Das ist das einzige Versprechen, das wir nicht ganz so halten können, wie wir es uns selbst gewünscht haben. Jetzt machen wir eine „Light“-Version mit einem schönen neuen Zelt.

Tips:Gibt es vom Verein in dieser Saison einen größeren Druck auf die Trainer und die Mannschaft, aufsteigen zu müssen?

Gahleitner: Ich glaube, das bringt nichts. Wir haben einen Zwei-Jahres-Plan aufgestellt, somit gibt es keinen Druck, sondern ein Ziel. Wir werden uns bemühen, das zu schaffen, aber man kann das Glück nicht erzwingen. Wenn's nicht geht, werden wir in Ried auch keinen Weltuntergang erleben. Dass ein Trainer an sportlichen Ergebnissen gemessen wird, ist nichts Neues im Profisport.

Tips:Wenn es nicht klappt, wird der Verein nicht gleich untergehen, aber es werden vermutlich einige Projekte zurückgestellt?

Gahleitner: Nicht unbedingt. Die Infrastrukturprojekte gehen genau so weiter. Es wird aber von Jahr zu Jahr nicht einfacher. In der 2. Liga sind die Ausgaben nicht viel niedriger, aber die Einnahmen sind deutlich niedriger. Das ist nicht unbedingt lustig.

Tips:Gibt es außer dem Fan-Dorf noch weitere Maßnahmen für die Fans?

Gahleitner: Der Support, den unsere Fans liefern, ist gewaltig. Ich glaube, dass wir in der 2. Liga die besten Fans haben. Die zeigen jetzt schon, dass sie bundesligareif sind. Ich glaube, unsere Fans würden sich viele Bundesligavereine wünschen. Deswegen haben wir auch gesagt, dass wir etwas tun müssen. Aber ich glaube, das Beste, was wir für die Fans machen können, ist, den Aufstieg zu schaffen und in der Bundesliga zu reüssieren. Nicht nur für die Fans, sondern für den ganzen Verein.

Tips: Ist der Präsidentenjob ein harter Job?

(lacht) Ich glaube, es hält nicht jeder aus. Ich gehe es grundsätzlich nach außen ruhig an, aber ich glaube, dass ich nach innen schon eine gewisse Härte zeige. Grundsätzlich macht es Spaß, aber es spielt sich schon einiges ab ob es sportlich ist oder von den Mitarbeitern intern, ob extern von den Medien oder von den Sponsoren. Man muss auch das eine oder andere aushalten und wegstecken können.


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