Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

SVR-Mannschaftskapitän Andreas Leitner: „Von hinten habe ich alles im Blick“

Walter Horn, 22.07.2025 19:40

Andreas Leitner ist als Mannschaftskapitän und Torwart, der in mehr als der Hälfte seiner Spiele für die SVR „zu Null“ spielte, ein wesentlicher Rückhalt der Mannschaft. Tips fragte ihn, wie er seine Aufgaben als Teamkapitän sieht.

Andreas Leitner ist Torhüter und Mannschaftskapitän. (Foto: SVR / Schröckelsberger)
Andreas Leitner ist Torhüter und Mannschaftskapitän. (Foto: SVR / Schröckelsberger)

Tips: Als Kapitän tragen Sie auf und neben dem Platz Verantwortung. Wie beschreiben Sie Ihre Aufgaben als Mannschaftsführer?

Leitner: Auf dem Platz bin ich bestrebt, den größtmöglichen Anspruch an jeden zu stellen und darauf zu achten, dass im Training Zug drauf ist. Das ist ein Fördern und Fordern. Daneben versuche ich, ein Vorbild zu sein und besonders den Jüngeren zu zeigen, was es heißt, Profi zu sein.

Tips: Wie sehr verstehen Sie sich als Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft?

Leitner: In der Verbindung zu den Trainern bin ich das Sprachrohr der Mannschaft. Das funktioniert sehr gut. Wir haben einen engen und regen Austausch mit Max und den anderen Trainern und Assistenten. Ich bin auch Ansprechpartner, wenn die Trainer bei einem Spieler ein Potenzial oder auch ein Problem sehen und denken, dass die Anregung dazu von mir kommen sollte.

Tips: Was unternehmen Sie konkret, um Neuzugänge schnell in die Mannschaft und ins Vereinsumfeld zu integrieren – sei es sprachlich, sportlich oder menschlich?

Leitner: Da muss man offen sein, auf die Spieler zugehen und mit ihnen kommunizieren, ihnen Hilfe anbieten. Es kommt auch auf den Spieler an, ob er offen oder eher introvertiert ist. So viel Englisch kann jeder, dass das funktioniert.

Tips: Wie wichtig sind gemeinsame Aktivitäten abseits des Platzes für den Teamzusammenhalt? Gibt es bei der SV Ried gezielte Rituale oder informelle Dinge, die diesen Zusammenhalt stärken?

Leitner: In der Vorbereitung sprechen wir in der Mannschaft über verschiedene Sachen, für die wir stehen wollen und die wir intern ausarbeiten. Das geht schon in die Richtung von Workshops. Abseits davon gehen wir auch mal gemeinsam essen oder zu einer Grillerei.

Tips: Als Torhüter haben Sie naturgemäß eine andere Sicht auf das Spielgeschehen. Ist es ein Vorteil, als Goalie die Kapitänsbinde zu tragen?

Leitner: Ich sehe das positiv. Von hinten habe ich alles im Blick, ich sehe die Körpersprache oder wer Energie braucht. Mit dem Schiedsrichter redet der „Field Captain“, das ist Nikki Havenaar.

Tips: Sie haben bereits einige Jahre Erfahrung im Profifußball – wie hat sich Ihre Rolle in Mannschaften über die Jahre verändert?

Leitner: Vom Typ her war ich schon immer einer, der gerne Verantwortung übernimmt. Ich war schon als junger Spieler extrovertiert und habe meine Meinung kundgetan. Ich glaube, das ist mir bis dato gut gelungen. Ich war schon bei der Admira Kapitän und freue mich, dass ich es auch in Ried sein darf. Ich fühle mich wohl dabei.

Tips: Ihr Engagement in Rumänien (2022 bei Petrolul Ploiesti) war ein ungewöhnlicher Schritt für einen österreichischen Torwart. Wie kam es zu diesem Abenteuer?

Leitner: Abenteuer ist das richtige Wort. Nach der Zeit bei der Admira hatte ich zwei, drei Monate keinen Verein. Da habe ich gelernt, dass Handschlagqualität nicht überall das Gleiche bedeutet. Ich war eine gewisse Zeit arbeitslos beim AMS. Als ich das Angebot bekam, habe ich es angenommen. Dass ich dort meinem Geld nachlaufen musste, war weniger angenehm.

Tips: Was bedeutet für Sie Professionalität im Alltag? Welche Standards setzen Sie sich selbst – und erwarten diese auch von den Mitspielern?

Leitner: Das geht im Alltag und im Fußball Hand in Hand. Wir sollten eine Wertschätzung für unseren Job haben – dass es ein Privileg ist, vor vielen Menschen spielen zu dürfen. Ich erwarte Siegeswillen und Teamgeist.

Tips: Wie gehen Sie – auch als Kapitän – mit Druck um?

Leitner: Gerade im Kampf um den Aufstieg habe ich den Druck für mich ins Positive umgemünzt: Es geht um etwas, das man erreichen kann. Mit den Jahren entwickelt man für sich Wege, wie man das kanalisieren kann. Da können die älteren Spieler den jüngeren ihre Erfahrungen weitergeben.

Tips: Wie würden Sie das aktuelle Mannschaftsgefüge bei der SV Ried beschreiben? Welche Charaktere braucht es in einem Team? Ich habe vor Jahren einen ehemaligen AKA-Leiter interviewt, der prägte den schönen Satz: „Jede Mannschaft braucht ein Arschloch.“

Leitner: Eine Mannschaft braucht Leader, die die Truppe anführen, und „Soldaten“, die gewisse Aufgaben erfüllen. Und dann gibt es noch die Zauberer, die für die magischen Momente sorgen. Die „Arschloch-Rolle“ ist etwas für Leader, die ein Gespür dafür haben, wann sie Reizpunkte setzen müssen. Das ist bei uns alles gut abgedeckt.

Tips: Wie erleben Sie die Fans der SV Ried – besonders im Hinblick auf die Stimmung im Stadion und ihre Rolle als „zwölfter Mann“ im Kampf um den Wiederaufstieg?

Leitner: Die sind überragend, sowohl auswärts als auch zuhause, und liefern einen großartigen Support. Das ist auch ein wichtiger Punkt in der Mannschaft. Wir haben gesehen, was der Aufstieg den Jungs auf der Tribüne bedeutet, und was wir zurückbekommen.

Tips: Abschließend gefragt: Was sind Ihre persönlichen Ziele – sowohl kurzfristig mit der SV Ried als auch in Ihrer weiteren Karriere als Torhüter? Gibt es etwas, das Sie sich unbedingt noch erfüllen möchten?

Leitner: Zuerst möchte ich mit der SVR in der Liga Fuß fassen und eine gute Rolle spielen. Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich nur die Klasse erhalten will. Ich bin überzeugt, dass unser Maximum mehr ist als der vorletzte Platz. Mein Vertrag in Ried läuft noch drei Jahre – dann bin ich 34.

Tips: Bestes Torwartalter ...

Leitner: Ich wünsche mir, dass ich wie ein guter alter Rotwein immer besser werde. Ich freue mich auf die Aufgabe in Ried, auch privat: Ende August werde ich Papa.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden