Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Landflucht: Der Bezirk Ried konnte die Einwohnerzahl leicht steigern

Walter Horn, 06.03.2018 18:00

RIED. In Oberösterreich gibt es viele starke Gemeinden und Regionen. Doch auch hier ist die Landflucht ein Thema. Obwohl die oberösterreichische Bevölkerung insgesamt wächst, verliert ein Drittel der Gemeinden ihre Einwohner. Als Regionalmedium greift Tips im März das Thema Landflucht auf und gibt einen Überblick über die Situation im Bezirk. Mit welchen Problemen haben die Regionen zu kämpfen? Und wie wird dagegen vorgegangen?

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Obernberg am stärksten gewachsen.
  1 / 2   Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Obernberg am stärksten gewachsen.

Auf den ersten Blick ist der Bezirk Ried kaum von Landflucht betroffen, denn die Einwohnerzahl ist stabil und stieg in den Jahren 2010 bis 2016 sogar ein wenig: um 35 auf 60.323.

Der Bezirk bietet nach den letzten vorliegenden Zahlen 34.314 Arbeitsplätze an 5307 Arbeitsstätten. Rund 70 Prozent der Beschäftigten, die im Bezirk wohnen (21.126), müssen zu ihrem Arbeitsplatz pendeln – etwas mehr Menschen (22.057) wohnen nicht im Bezirk, arbeiten aber hier.

In der Bezirkshauptstadt sieht es anders aus. Von den knapp 5400 Erwerbstätigen, die in Ried wohnen, arbeitet etwas weniger als die Hälfte außerhalb von Ried. Auf der anderen Seite übertrifft die Zahl der Arbeitsplätze (14.194) die Zahl der Einwohner bei weitem – mehr als 10.500 Menschen kommen täglich zum Arbeiten nach Ried (Quelle: Erwerbspendler- und Arbeitsstättenstatistik 2015).

Obernberg: Klare Positionierung

Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist Obernberg die Gemeinde mit dem größten Wachstum. 318 „neue“ Obernberger (darunter etwa 50 Flüchtlinge) bedeuten ein Wachstum von fast 20 Prozent.

Bürgermeister Martin Bruckbauer führt diese Entwicklung unter anderem auf die klare Positionierung des mehr als 1000 Jahre alten Marktes als Wohngemeinde zurück: „Bei uns gibt es alles, was man für das tägliche Leben braucht, von der Kinderbetreuung und Schulen bis zum Altersheim, vom Nahversorger bis zu Ärzten, einer Apotheke und einem Notar.“

Zudem profitiere Obernberg von der Lage: Zu den großen Firmen wie FACC oder Fill sind es etwa fünf Minuten mit dem Auto, zu den Thermen Bad Füssing und Geinberg fünf bzw. knapp zehn Minuten.

Mettmach: Gegensteuern

Mit einem Minus von 150 Einwohnern von 2010 bis 2016 ist Mettmach die Gemeinde im Bezirk mit dem größten Rückgang der Bevölkerung.

Ein wesentlicher Grund dafür ist laut Bürgermeister Erich Gaisbauer, dass die Gemeinde in den letzten Jahren kaum eigenen Grund als Bauland zur Verfügung stellen konnte. Das sei jetzt aber möglich: „Wir haben zehn Parzellen verkauft. Wegen des Bauzwangs wird dort innerhalb der nächsten fünf Jahre gebaut.“

Anreize schaffen

Mettmach ist Mitglied in der INKOBA (Interkommunale Betriebsansiedlung) und plant gerade ein Konzept gegen Leerstände mit Schwerpunkt auf Start-Ups. Darüber hinaus will man auch mit Anreizen für Familien mit Kindern den Turnaround schaffen und verfestigen. Der Bürgermeister verweist auf die sehr gute Nahversorgung und das intakte Vereinsleben, darunter die für eine Landgemeinde außergewöhnliche Kulturinitiative KIMM.

Das alles scheint zu wirken: „Nach den Zahlen von 2017 haben wir keinen Rückgang mehr.“

Große Unterschiede bei den einzelnen Gemeinden

Bei den einzelnen Gemeinden des Bezirkes gibt es große Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung, so dass man kaum von einer generellen Tendenz sprechen kann.

16 Gemeinden im Bezirk weisen einen mehr oder weniger starken Rückgang der Bevölkerung auf, 21 eine Zunahme (siehe Grafik). Neben der Bezirkshauptstadt haben fast alle Gemeinden, die an der Innkreisautobahn liegen und von den Betriebsansiedlungen profitieren konnten, ein Plus zu verzeichnen. Die meisten Gemeinden mit Bevölkerungsrückgang liegen am geografischen Rand des Bezirkes.

Keine lineare Entwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung von 2010 bis 2016 verlief aber nicht immer linear. Starke Schwankungen gab es zum Beispiel in Aurolzmünster, das 2010 einen Abgang von 40 Personen verzeichnete, aber 2016 einen Zuwachs von 96. Eberschwang hingegen verzeichnete 2010 einen Zuwachs von 37 Personen und 2016 einen Verlust von 46 Bewohnern.

Größter Zuwachs in Ried

In absoluten Zahlen ist die Bezirkshauptstadt Ried (11.775 Einwohner) mit einem Zuwachs von 576 Bewohnern (fast fünf Prozent) die „Boomtown“ der Jahre 2010 bis 2016.

In Relation zur Gemeindegröße verzeichnete aber Obernberg mit 19,6 Prozent das größte Wachstum in diesem Zeitraum. Hier stieg die Einwohnerzahl um 318 auf 1620.

Der Ort mit dem größten Rückgang der Einwohnerzahl ist Mettmach. Auch die ebenfalls im Südwesten des Bezirkes liegenden Gemeinden Lohnsburg und Waldzell verloren Einwohner.


Mehr zum Thema


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden

Antworten
Gastuser
Gastuser
08.03.2018 13:27

Zuwach deutlich stärker.

Laut Statistik Austria hatte der Bezirk Ried 2011 58.533 Einwohner und 2016 60.323, der Zuwachs war somit um ein vielfaches größer als von euch behauptet.