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Langzeit-Bürgermeister Albert Ortig tritt zur Wahl nicht mehr an – ÖVP nominiert Bernhard Zwielehner [Update 15.3.]

Walter Horn, 10.03.2021 20:52

RIED. Mit der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im Herbst wird in Ried eine politische Ära zu Ende gehen. Bürgermeister Albert Ortig (71, ÖVP) verkündete in der vergangenen Woche, dass er nach 27 Jahren im Amt nicht mehr antreten wird.

  1 / 2   Der Rieder Bürgermeister Albert Ortig steht für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung. (Foto: Stadtgemeinde)

[Update des Artikels am Montag, 15. März - Äußerungen von Zwielehner“

Ortigs Amtszeit ist die längste, die jemals ein Rieder Bürgermeister hatte. Er war seit 1985 im Gemeinderat und wurde im Juli 1992, etwa acht Monate nach einer Wahlniederlage der ÖVP und den darauf folgenden Turbulenzen samt Generations- und Imagewechsel, an die Spitze der Rieder Schwarzen gewählt. Zunächst war er drei Jahre lang Vizebürgermeister unter dem SPÖ-Bürgermeister Günther Nagele.

Kinder, die damals geboren wurden, dürfen heuer zum zweiten Mal wählen und kennen keinen anderen Bürgermeister als Ortig. 

Vom Halbzeit- zum Langzeitbürgermeister

Aufgrund der damaligen Koalitionsvereinbarung zwischen ÖVP und SPÖ übernahm Ortig zur Halbzeit der Legislaturperiode, am 18. November 1994, das Bürgermeisteramt.

Er gewann vier Bürgermeister-Direktwahlen, alle im ersten Wahlgang. Bei seiner ersten Wahl 1997 erreichte Ortig 56,5 Prozent der Stimmen. Bei seiner ersten Wiederwahl 2003 kam er auf 56,7 Prozent, 2009 sogar auf 62,3 Prozent. 2015 wurde er mit 52,2 Prozent von den Wählern im Amt bestätigt.

Seine Leistungen für Ried wurden auch von den politischen Gegnern anerkannt – manchmal neidlos, manchmal zähneknirschend. Lange Zeit hieß es, dass er in der eigenen Partei mehr Probleme habe als im Gemeinderat mit den anderen Parteien. Erst in den letzten Jahren wurde der politische Gegenwind stärker.

Mit der Entscheidung, im Herbst 2021 nicht mehr anzutreten, ließ sich der 71-Jährige etwas mehr Zeit als erwartet – Ende 2018 hatte er sie für „ein Jahr vor der Wahl“ angekündigt.

ÖVP-Kandidat Zwielehner

Nachdem Ortig der ÖVP-Fraktion bekanntgab, nicht mehr zur Verfügung zu stehen, reagierte die Partei schnell und wählte den Rieder Wirtschaftsbund-Obmann Bernhard Zwielehner (44) einstimmig zu ihrem neuen Spitzenkandidaten – keine allzu große Überraschung, denn sein Name wurde schon seit einiger Zeit immer wieder als möglicher Nachfolgekandidat genannt.

Aktuell ist Zwielehner Ersatz-Gemeinderat und im Sozial- und Finanzausschuss tätig. Der dreifache Vater ist geschäftsführender Gesellschafter der Steiner Haustechnik KG in Bergheim bei Salzburg.

Ortigs Entscheidung hat auch ihn überrascht: „Damit war ich nicht allein – aber das war Albert Ortig live.“ Seine erste Reaktion beschreibt er auf Inn­viertlerisch: „Mir is des Ladl obigfalln.“

Zur Reaktion der Partei meint er: „Hut ab – die Kandidatenfrage in nur zwei Tagen einstimmig zu lösen, ist großartig. Albert Ortig hat sich eine geordneten Übergang vor der Gemeinderatswahl gewünscht, das haben wir geschafft.“ Die Partei habe drei Varianten gehabt. „Wir haben das diskutiert, dann haben die 50 Mitglieder der Parteileitung in einem Meeting die einstimmige Wahl getroffen. Der Weg über eine Kampfabstimmung wäre mir nicht in den Sinn gekommen.“

Zwielehner will „ganz wesentlich auf Bürgerbeteiligung“ setzen: „Das ist einer der Unterschiede zu Albert Ortig.“

In der Stadt-ÖVP gibt es noch weitere Änderungen. Neben Bürgermeister Ortig werden auch Vizebürgermeisterin Gabriele Luschner und der langjährige Stadtrat Thomas Brückl nicht mehr zur Wahl antreten.

„Endlich wird“s spannend!“

Für die Bürgermeisterwahl werden durch Ortigs Rückzug die Karten neu gemischt.

Bislang herrschte die Meinung vor, dass Ortig als hoher Favorit zwar erstmals in die Stichwahl müsse, sich aber dort durchsetzen könne. Als größte Frage galt bisher, ob es Thomas Dim von der FPÖ oder Peter Stummer von der SPÖ in die Stichwahl schaffen könnten. Dem neuen ÖVP-Kandidaten fehlen logischerweise der Amtsbonus und die große Bekanntheit Ortigs, daher könnte die Wahl von einem Duell um Platz zwei zu einem echten Dreikampf werden.

Zwielehner ist sich dessen bewusst und kommentiert das aus „neutraler“ Sicht: „Endlich wird“s spannend!“ Er will aber trotzdem vor der Wahl nicht in den Gemeinderat gehen – wegen seines Listenplatzes wären dafür zahlreiche Verzichtserklärungen anderer ÖVP-Ersatzmandatare nötig.

Um seinen Rückstand aufzuholen, habe die ÖVP schon einen Plan: „Wir wollen den Leuten aber nicht auf den Sender gehen und beschränken uns auf ein paar Wochen Intensivwahlkampf.“ Corona werde den traditionellen Wahlkampf stark einschränken, „aber es gibt ja auch Twitter und Facebook. Ich freue mich auf die Auseinandersetzung und bin überzeugt, dass wir die Themenführerschaft erlangen.“


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