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„Es geht uns nicht so schlecht, wie geredet wird“

Walter Horn, 15.11.2025 10:40

RIED. Die Wirtschaftskammer Ried plant für die nächsten Monate zahlreiche Initiativen und Schwerpunkte, um der Wirtschaft zu helfen, „wieder in Schwung zu kommen“. Bezirksobmann Benjamin Salhofer sieht Grund für Optimismus: „Die Zahlen zeigen: Es geht uns nicht so schlecht, wie geredet wird.“

Benjamin Salhofer und Christoph Wiesner verbreiten Optimismus. (Foto: Horn)
Benjamin Salhofer und Christoph Wiesner verbreiten Optimismus. (Foto: Horn)

Im Bezirk gibt es 263 Lehrbetriebe mit 1.018 Lehrlingen, es gibt mehr offene Stellen als Arbeitslose, die Zahl der Neugründungen dürfte den Vorjahreswert übertreffen. Salhofer: „Vorsichtige Prognosen zeigen, dass es nur nach oben gehen kann. Es wird noch die eine oder andere schlechte Nachricht geben, aber die Tendenz ist positiv.“

Geschäftsführer Christoph Wiesner fügt hinzu: „Unsere Gespräche auf der ‚Haus & Bau‘-Messe haben ergeben, dass kleine und mittlere Unternehmen fürs nächste Jahr schon gut gebucht sind. Vor Herausforderungen stehen vor allem die exportorientierten Großunternehmen. Es kommt einem vor, dass alles schlecht ist, aber wenn man die Zahlen anschaut, geht es uns gut. Nur einige Branchen stehen vor Herausforderungen. Aufträge sind grundsätzlich da.“

Projekte und Schwerpunkte

Um den möglichen Aufschwung zu unterstützen, wird die WKO Ried in den nächsten Monaten einige Initiativen starten.

Zum einen sollen regelmäßige Unternehmerabende gemeinsam mit dem AMS die Netzwerke der Unternehmer stärken, der Kammer noch besser zeigen, wo die Probleme liegen, und auch regionale Lösungen finden.

Der Fachkräfte-Schwerpunkt enthält die Berufserlebnis-Tage, die „MINT-Region Innviertel+“, die mehr junge Talente für technische Berufe begeistern soll, Klassenpatenschaften von Unternehmen in Mittelschulen, sowie „Job-Touren“, bei denen Schülergruppen durch Betriebe geführt werden.

Die Internationalisierung und Innovation soll durch bilinguale Schulkooperationen, Workshops und eine „Export Academy“ gefördert werden.

In einem weiteren Schwerpunkt wird die WKO den Unternehmen die Wege zu Förderungen, Zuschüssen oder Investitionsprämien aufzeigen.

Zu wenig Fachkräfte

Ein großes Problem ist auf Dauer der Fachkräftemangel. Ried ist nach Rohrbach, Freistadt und Schärding der am stärksten betroffene Bezirk. Wiesner: „Es fällt derzeit nicht so auf, weil die Konjunktur nicht so gut ist.“

Das Arbeitskräftepotenzial werde durch die demografische Entwicklung um 600 bis 700 zurückgehen; mit den Frauen, die wegen fehlender Kinderbetreuung ausfallen, könnten sogar bis zu 1.000 Arbeitskräfte fehlen. Wiesner: „Das entspricht einer großen Firma wie Fill in Gurten oder mehreren hundert Kleinbetrieben mit drei bis fünf Mitarbeitern.“

Problem Kinderbetreuung

Um das Potenzial zu nutzen, müsse die Kinderbetreuung besser werden. Wiesner: „Bei der Kinderbetreuung ist das Innviertel weit hinten. Das Ziel muss eine Betreuung von sechs bis 18 Uhr sein.“

Benjamin Salhofer, der auch Bürgermeister von St. Martin ist, ergänzt: „Das ist auch ein Kostenfaktor. Die Gemeinden haben kein Geld, dadurch gibt es keine Betreuung und deswegen fehlen viele hoch qualifizierte Frauen in den Firmen.“

Christoph Wiesner hat dafür einen – noch nicht abgesprochenen – Vorschlag: „Man könnte die Kinderbetreuung ähnlich organisieren wie den Sozialhilfeverband: nicht auf Gemeindeebene, sondern auf einer höheren Ebene, zum Beispiel im Bezirk. Wenn wir einen Personalpool für den gesamten Bezirk hätten, würde das viel mehr Flexibilität bringen.“

Ein Ansatz, um die demnächst fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen, sei Zuzug. Wiesner: „Das ist aber politisch nicht opportun.“ Er sieht aber eine Möglichkeit bei der Teilzeit: „Wenn jede Teilzeitkraft zwei Stunden mehr arbeiten könnte und würde, wäre das ein Ersatz für 1.000 Arbeitskräfte.“ Außerdem müssten Anreize geschaffen werden, damit die Leute freiwillig länger arbeiten als bis 65 Jahre.

Nebenthema Mahrer

Der Rücktritt des WK-Präsidenten Harald Mahrer war nur am Rande ein Thema. Wiesner: „Wir in Ried sind da nur Passagier. Wir wurden natürlich darauf angesprochen, aber nicht ungut. Wer mit uns zu tun hat, weiß zu schätzen, was wir tun.“


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