Im Schweinsgalopp ins Herz hinein: zu Besuch bei den Minischweinchen
WINKL. Blickt man in die süßen kleinen Gesichtchen der witzigen Schweinchen versteht man, warum „Minipigs“ die Lieblinge amerikanischer Promis sind und auch hierzulande keine Einzelerscheinung mehr darstellen: die Tiere sind nicht nur putzig, sondern auch wirklich schlau und sehr sozial. Am Bio-Bauernhof von Familie Schiefer in Winkl bei Röhrenbach durfte sich Tips ein ganz persönliches Bild von der Minischweinezucht von Michaela Wese machen.
Das weitläufige Gelände überzeugt schon auf dem ersten Blick: hier lässt es sich gut leben. Saftig grüne Wiesen, zahlreiche Obstbäume und Gemüsebeete, kuschelige, heubefüllte Unterschlupfmöglichkeiten und Schlammpfützen zum darin Suhlen. Neben Eseln, Truthähnen, Mastschweinen, Hühnern, Schafen, Hasen und Hunden betreibt Michaela hier am Hof ihrer Schwiegereltern in spe die Zucht der Minischweine.
Ein Schweinchen namens „Stinki“
Freudig und kein bisschen verschreckt begrüßt uns Minischwein-Eber „Stinki“ in seinem Territorium und beschnuppert erst mal alle ausgiebig. Beim ersten zaghaften Streicheln stellt man fest: gar nicht so struppig wie vielleicht vermutet. Stinki genießt das Kraulen sichtlich und bekundet das mit einem freudigen „Öff-öff“. Der lustige Geselle ist jetzt elf Monate alt und hat einen ganz besonderen Platz im Herzen von Michaela Wese. Er ist mehr oder weniger die „Rampensau“ am Hof und führt die Schweinebande an.
Spricht Michaela Wese über ihre Schützlinge, strahlt ihr ganzes Gesicht: „Der Charakter von Minischweinen ist einfach überwältigend!“
Seit drei Jahren widmet sie sich der Zucht und weiß genau Bescheid über die Rüsselträger. Derzeit arbeitet sie an einer neuen Homepage (www.minischweinefarm.at)
Niedliche Schweinereien
Als Minischwein bezeichnet man kleinwüchsige Hausschweine mit einer Lebenserwartung von etwa zehn bis fünfzehn Jahren. „Besonderer Wert muss auf die artgerechte Haltung und Ernährung gelegt werden. Halter neigen leider oft dazu die süßen Tierchen zu überfüttern. Das Übergewicht geht dann ganz schnell auf Kosten der Lebenserwartung“, informiert die „Schweinemama“. Getreideschrot gilt als optimale Basis, Gemüse und Früchte sind bei den borstigen Gesellen jederzeit willkommen. Küchenreste und Fleisch sind aber aufgrund möglicher Seuchenübertragungen strikt verboten.
Pro Wurf gibt es etwa sieben bis elf Ferkel. Michaela plant bewusst so, dass alle Säue optimal ausgelastet sind und es keinesfalls zu inzestuösen Deckungen kommt: „Es ist mir wichtig, dass es den Säuen gut geht. Sie müssen alt genug sein und sollen nicht zu „Brutmaschinen“ verkommen. Mein Ziel sind robuste und gesunde Ferkel.“
„So klein sind die gar nicht“
Mit etwa vier Jahren sind die Tiere ausgewachsen und bis zu 40 Kilo schwer. „Um in etwa zu wissen, wie groß das Schwein wird, sollte man sich dessen Eltern anschauen“, rät die Züchterin. Einer der ersten Gedanken war auch bei uns „so klein sind die ja gar nicht“. Michaela kennt diese Reaktion und gibt zu bedenken: „Kennt man die Ausmaße eines ausgewachsenen Mastschweines sind die Schweinchen definitiv nur eine Mini-Ausgabe.“ Was wir später auch noch hautnah erleben werden.
Minischweine sind generell sehr sauber. Daher sind sie auch im Haus kein Problem. Für ihre Körperpflege und Gesundheit benötigen sie aber die Möglichkeit zum Schlammbaden, Wühlen und Graben. Ein Garten mit „englischem Rasen“ ist dann wohl Geschichte. Vor der Anschaffung sollte man sich also über die Haltungsansprüche der Tiere gut informieren. Sie brauchen ausreichend Bewegung und Beschäftigung.
Durchaus konkurrenzfähig
Gerade für Menschen mit Tierhaarallergie sind Schweine eine gute Alternative- statt Fell tragen sie ja Borsten. Die gelehrigen Tierchen gewöhnen sich sogar an die Leine. „Auch wenn Minischweine den Wesenszügen von Hunden ähnlich sind, ist die Haltung dennoch nicht zu vergleichen. Schweine sind Rudeltiere und sollten mindestens zu zweit gehalten werden. In Österreich ist die Einzelhaltung per Gesetz verboten“, informiert die Studentin der Veterinärmedizin, „weder Hund noch Mensch kann einen Artgenossen ersetzen, auch wenn die soziale Bindung überaus stark werden kann.“
Gemäß der Tierkennzeichnungsverordnung muss jedes Schwein registriert und mittels Ohrmarke gekennzeichnet werden. Aufgrund der Gefahr, sich die Ohrmarke herauszureißen sind alle Minischweine, die aus Michaela Weses Zucht kommen, gechipt.
Nach unserem Besuch bei den Minis folgt ein Ausflug zum Freilandgehege der Zuchtschweine. Wie erwartet, sind wir von den Dimensionen der Säue beeindruckt. Im Vergleich zu diesen Kolossen sind die kleinen Schweinchen wirklich eine Miniatur-Ausgabe.
Das Herz am rechten Fleck
Auch ihr Lebensgefährte, Josef Schiefer, ist ein Tierfreund. Der Bio-Bauer mästet die Schweine in Freilandhaltung für die bekannte Marke „Ja-Natürlich“ und muss entsprechend strenge Richtlinien erfüllen die auch regelmäßig überprüft werden. „Die Tiere liegen uns sehr am Herzen. Es ist uns wichtig, dass alle ein gutes Leben bei uns führen - egal ob Minischwein oder Mastschwein. Wir sind ständig bestrebt, ihnen neue Beschäftigungen zu bieten und ihnen ihre Zeit bei uns so schön wie möglich zu machen“, sind sich die beiden einig.
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