Polizei alleine ist zu wenig: Jeder kann sein Leben selbst sicherer machen
ROHRBACH-BERG. Allein durch polizeiliche Maßnahmen lassen sich gewalttätige Übergriffe nicht verhindern. Aber jeder kann selbst etwas für seine eigene Sicherheit tun: Das betonten die Polizeibeamten, die auf Einladung der ÖVP Frauen unter Bezirksleiterin Christine Pernsteiner das Thema Sicherheit in allen Facetten durchleuchteten. Denn jede Straftat, die verhindert wird, erhöht die Lebensqualität.
In Sachen Selbstverteidigung haben die Trainer derzeit Hochkonjunktur. „Die Frauen rennen uns die Türen ein“, bestätigte Werner Brandl von der Polizeiinspektion Sonderdienste in Linz. Er zeigt im Polizeisportverein seinen Schülerinnen Armbefreiungsgriffe, Beinschläge, Techniken, wie man sich aus Würgegriffen befreit, welche Schmerzpunkte am effektivsten sind oder dass man sich mit Schlüsselbund, einer halbleeren Plastikflasche oder der Handtasche gut zur Wehr setzen kann. Vor allem hat Selbstverteidigung aber mit dem Auftreten zu tun: „Täter suchen sich Opfer aus, die leicht zu haben sind. Deshalb ist es wichtig, Selbstsicherheit und Standfestigkeit zu zeigen; Ängste abzubauen, indem man Taten setzt“, erklärt Brandl. Für ihn sollte ein Selbstverteidigungskurs eigentlich Pflicht für Mädchen ab 14 Jahren sein. „Das hat nichts mit der derzeitigen Lage zu tun - wir haben schon Mitte der 1990er-Jahre mit den Kursen angefangen“, ergänzt er.
Auf entschlossene Gegenwehr setzt auch die kriminalpolizeiliche Beraterin Helga Hörlezeder, die 2010 die erste weibliche Polizistin im Bezirk Rohrbach war. „Ein ungutes Bauchgefühl sollte man auf keinen Fall ignorieren. Das ist ein gutes Warnsignal“, betont sie. Wenn man sich verfolgt fühlt, sollte man vertrauenswürdige Passanten ansprechen oder den Schutz der Gruppe suchen und auch gleich das Verhalten bei einem Angriff durchdenken. So könne das Überraschungsmoment genutzt werden, ist Hörlezeder überzeugt. Manchmal hilft auch, den Täter durch viel Reden zu verwirren oder eine Krankheit, etwa Husten, vorzutäuschen.
Sicher daheim
Dem Schutz der eigenen vier Wände widmete sich Herbert Pühringer, der als Spurensicherer und Tatortermittler weiß, wo die Hauptgefahrenquellen liegen. Nämlich bei den Fenstern und Terrassentüren: „Fenster sind mit einem Schraubenzieher oder Meißel in ein paar Sekunden offen. Bei Türen sind die Zylinder die Schwachstelle“, schildert der Polizist. Mit Sicherheitsbeschlägen, Pilzzapfverriegelungen oder Zusatzsicherungen könnte der Schutz erhöht werden. Ebenso, indem man Gewohnheiten ändert: „Gekippte Fenster sind wie ein offenes Fenster, auch Rollos immer schließen, Schlüssel nicht verstecken, Bewegungsmelder installieren“, nennt Pühringer einige Beispiele. Ist ein Einbruch passiert, das Objekt möglichst wenig betreten und möglichst wenig verändern. „Jeder Täter hinterlässt Spuren, diese sind der Ansatz für unsere Ermittlung.“ Außerdem sollten verdächtige Wahrnehmungen sofort unter dem Notruf 133 gemeldet werden. Wenn möglich, Autonummern notieren und Personen fotografieren oder beschreiben.
Finanzielle Sicherheit für Familien
Sicherheit in finanzieller und gesellschaftlicher Hinsicht brachte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) zur Sprache, die ebenfalls bei der Veranstaltung im Panoramasaal der Rohrbacher Sparkasse am Podium saß. Karmasin wies auf verschiedenste Maßnahmen hin, die Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas machen sollen - etwa die Erhöhung der Familienbeihilfe, die antraglosen Familienbeihilfe, der Ausbau der Kinderbetreuung ohne Zwang oder Pflicht sowie das Netzwerk Unternehmen und Familie. Die Maßnahmen wirken, ist die Ministerin überzeugt, „zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben wir wieder eine steigende Geburtenrate.“ Nach wie vor gebe es aber gesellschaftliche Unterschiede und Frauen leisten im Haushalt und für Familien deutlich mehr, als Männer. Sophie Karmasin setzt hier unter anderem auf gendersensible Kindergartenpädagogik und will auch mehr junge Männer in die Kindergärten bringen.
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