Brucellose im Mühlviertel: "Diese Region ist derzeit das am besten untersuchte Gebiet Österreichs"
NIEDERWALDKIRCHEN/BEZIRK. Viel zu klein wurde der Pesenbachhof, als dort am Donnerstag Abend ein Informationsabend zur Brucellose stattfand. Ziel war es, vor allem Landwirte und Tierärzte über die seltene Erkrankung aufzuklären – um „von der Gerüchteebene wegzukommen“, wie Landesveterinärdirektor Thomas Hain betonte.
Seit 50 Jahren ist die Brucellose im Bezirk Rohrbach nicht mehr vorgekommen, seit 30 Jahren in Oberösterreich nicht. Kein Wunder also, dass das Wissen um diese Tierseuche, die Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine aber auch Hunde befallen kann, begrenzt ist. Wobei Seuche das falsche Wort sei, machte Hain gleich klar: „Die Krankheit breitet sich zwar in einem Bestand aus, springt aber nicht von einem Hof auf den anderen über.“ Menschen seien vor allem durch den direkten Kontakt mit infizierten Nutztieren gefährdet, wenn sie beispielsweise Geburtshilfe leisten, neugeborene Kälber versorgen oder die Nachgeburt wegräumen.
Infizierte Tiere müssen getötet werden
Der Erreger kommt weltweit vor. Hauptsymptome sind Aborte, Frühgeburten oder die Geburt von toten oder unterentwickelten Tieren. Eine Behandlung bei infizierten Tieren sei nicht möglich, informierte der Landesveterinärdirektor, „um Brucellose zu bekämpfen müssen die infizierte Tiere erkannt und getötet werden.“ So wie dies bei den betroffenen Betrieben geschehen ist: Am ersten Hof mussten alle 51 Kühe mit ihren Kälbern getötet werden; auf einem weiteren Betrieb musste eine Kuh mit Kalb entfernt werden.
Oberösterreich bleibt Brucellose-frei
„Diese beiden infizierten Bestände sind berichtspflichtig, gefährden aber nicht die amtliche Freiheit, die wichtig für Exporte ist“, ergänzte Hain. Brucellose-frei bedeute, dass 95 Prozent aller Bestände frei von den Erregern sein müssen. Dies werde jährlich stichprobenartig durch Tankmilch-Untersuchungen kontrolliert. Gibt es positive Ergebnisse bei diesem sehr sensitiven Test folgen Blutuntersuchungen. Auch Schaf- und Ziegenbetriebe werden jedes Jahr kontrolliert.
Untersuchung von Wildtieren folgt
Nach dem ersten Auftreten der Infektionskrankheit Mitte Juni wurden die Bestände im nahen und auch weiteren Umkreis des Hofes untersucht. „Der Großteil der Ergebnisse liegt vor und ist unverdächtig“, berichtet Thomas Hain. Er erwartet auch nicht, dass noch verdächtige Betriebe auftauchen. Weil die wahrscheinlichsten Ursachen – wie Tierzukauf, Aufenthalt in Brucellose-Gebieten, fremde Arbeitskräfte, Futtermittel – ausgeschlossen wurden, wird jetzt weiter nach möglichen Ursachen gesucht. Hain: „Wir haben die Beprobung von Wild in den umliegenden fünf Jagdrevieren in die Wege geleitet.“ Das heißt, dass geschossene Tiere untersucht werden.
Hygiene im Betrieb wichtig
Den anwesenden Landwirten riet der Referent, verstärkt auf Biosicherheit und Stallhygiene zu achten. Betriebsfremde Personen brauchen einen eigenen Mantel und Stiefel. Denn „Klauenschneider, Melkrobotertechniker oder Besamungstechniker gehen in vielen Rinderställen ein und aus.“ Einweghandschuhe, etwa bei der Geburtshilfe, dienen auch dem Personenschutz. Und „die Nachgeburt gehört nicht in den Güllekanal oder auf den Misthaufen, sondern in einem Plastiksack in die Tierkörperverwertungs-Tonne.“
Abortpakete nutzen
Der Neufeldner Tierarzt Andreas Jerzö, Präsident der Tierärztekammer, wies auf die Möglichkeit der Abort-Pakete hin: Fehlgeburten kann man einschicken und untersuchen lassen – dies sollten Landwirte verstärkt nutzen.
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