Beschattung und Revitalisierung an der Großen Mühl sollen der Äsche helfen
BEZIRK ROHRBACH. Auch wenn sich der Äschen-Bestand in der Großen Mühl stabilisiert, bleibt noch viel zu tun. Das Fischereirevier Rohrbach nimmt sich deshalb heuer verstärkt dem Fisch des Jahres an.
Wenn man abends entlang der Großen Mühl fährt, sieht man die Äsche manchmal nach Anflugnahrung an der Wasseroberfläche schnappen. In der Fischersprache spricht man hier vom Steigen. Sie ernährt sich von Insekten, Insektenlarven und kleinen Krebsen, wie etwa dem Bachflohkrebs, und bevorzugt Gewässer, die kalt, sauerstoffreich und schnellfließend sind. Die Große Mühl wäre eigentlich ideal für den Wildfisch – allerdings trägt der Klimawandel dazu bei, dass die Äsche auch bei uns stark gefährdet ist. „Neben starken Pegelschwankungen und Temperaturunterschieden, auf die die Äsche besonders empfindlich reagiert, sind auch die immer wärmer werdenden Gewässer ein Problem. Bei einer Wassertemperatur von mehr als 22 Grad kann sie nur mehr ganz schwer überleben“, berichten Thomas Koller und Georg Oberaigner vom Fischereirevier Rohrbach. Dazu komme, dass das Nahrungsangebot durch die intensive Uferbewirtschaftung und die zunehmende Flächenverversiegelung gemindert wird.
Rohrbach als Pilotbezirk
Fischer und Ökologen bemühen sich mit zahlreichen Pilotprojekten im Bezirk Rohrbach, dem Verschwinden des „wunderschönen und majestätischen Fisches“ entgegenzuwirken. Das Fischereirevier will etwa mit dem Verein Natura aquatica – Unterwassernaturschutz Österreich für Gewässerbeschattung, Sedimentsmanagment und Revitalisierung der Gewässer sorgen und gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien Lösungen finden. Damit ist nicht nur der Äsche geholfen, sondern auch vielen anderen Wasserbewohnern, die es derzeit in den heimischen Gewässern noch gibt.
Laichplätze schaffen
Der aus Aigen-Schlägl stammende Wissenschaftler Christoph Hauer beschäftigt sich schon mehr als zehn Jahre mit der Gewässerforschung an der Großen Mühl und hat bereits im Jahr 2011 erstmals „die Wechselwirkung zwischen der Ausformung des Gewässerbettes, dem Klimawandel und einer möglichen Limitierung der Habitatverfügbarkeit für die Äsche“ in Verbindung gebracht. Bei der praxisnahen Forschung des BOKU-Mitarbeiters werden Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erarbeitet und umgesetzt: etwa das Einbringen von großen, zum Gewässer passenden Granitsteinen, um die ursprüngliche Eigendynamik der Wasserströmung wiederherzustellen; oder aktives Laichplatzmanagement, um das natürliche Aufkommen von Fischen zu stärken. Darunter versteht man die mechanische Lockerung des Sediments an den Laichplätzen, um den Fischen das Ablaichen zu erleichtern bzw. oft auch erst zu ermöglichen. „Im Garten muss ich auch Arbeit leisten, um dann ernten zu können“: Ganz nach diesem Motto sieht man beim Fischereirevier Rohrbach diese Maßnahmen als aktiven Beitrag zur Unterstützung eines Wildfischaufkommens und bewirbt diese auch über die Bezirksgrenzen hinaus.
Erste Erfolge
Wie die jährliche Dokumentation des Fisch- und somit auch Äschenbestandes an der Großen Mühl zeigt, gab es in den letzten drei Jahren eine erste Stabilisierung der Population seit 2013. „Zwar auf einem niedrigen Niveau und immer noch sehr anfällig gegenüber negativen Umwelteinflüssen, aber immerhin ein positives Zeichen“, freuen sich Koller und Oberaigner.
Zuchtversuche im Container
Keinesfalls will man jetzt aber die Hände in den Schoß legen. Im Gegenteil: Nachdem die Äsche heuer Fisch des Jahres ist, will das Fischereirevier Rohrbach Akzente setzen, um einen autochthonen – also einheimischen – Stamm zu züchten: Gemeinsam mit der BOKU Wien bestellte man einen Brutcontainer, um die Nachzucht der autochthonen Bachforelle und Äsche zu forcieren. „Diese wachsen zwar weniger schnell, sind aber hochwasserresistenter und angepasster an unsere Flüsse im Oberen Mühlviertel. Sie dürften daher besser zurechtkommen“, meint Obmann Thomas Koller. „Es gilt in den nächsten Jahren zu handeln, um das Artensterben auch in und rund um die Flüsse zu verhindern. Getreu dem Leitspruch von Natura aquatica: Unterwasser ist auch dein Planet.“
Ökologisch wertvolle Flächen sichern
Auch ein Projekt der Naturschutzabteilung des Landes OÖ hilft den Bewohnern in und an Gewässern: Ziel des oö. Landschaftsentwicklungsfonds ist es, ökologisch wertvolle Flächen zu sichern und zu entwickeln. Dabei soll auch der Erwerb von Uferrandstreifen an der Großen Mühl in den Gemeinden Klaffer und Ulrichsberg zur Sicherung der natürlichen Gewässerdynamik, zur Entwicklung natürlicher Waldbestände und Entwicklung extensiver Pufferstreifen zum Gewässer finanziert werden. Die zu erwerbenden Flächen im Ausmaß von drei Hektar sollen in das öffentliche Wassergut – Republik Österreich übertragen werden. Das Land OÖ hat für dieses Vorhaben eine Unterstützung von maximal 120.000 Euro beschlossen.
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