Vom jüngsten Rotkreuzler zum Zivildiener-Papa: Franz Geretschläger verabschiedet sich nach 43 Jahren
ROHRBACH-BERG. Fast auf den Tag genau vor 43 Jahren, am 1. Februar 1978, hat Franz Geretschläger als Zivildiener beim Roten Kreuz Rohrbach angefangen – und er ist geblieben. Jetzt, ein ganzes Berufsleben später, hat sich das Urgestein der Organisation in die Pension verabschiedet.
Seit er als Bub Rettungssanitäter bei einem Unfall in Aktion erlebt hat, war er fasziniert und überzeugt: „Ich will Rettungsfahrer werden. Aber das war ja damals kein Beruf“, erinnert sich der gebürtige Sarleinsbacher. Koch hat er deshalb gelernt – und es über den Zivildienst doch zum Roten Kreuz geschafft. Franz Geretschläger war 1978 nur einer von drei Zivildienern. Gut ein Jahr später hat er als Hauptberuflicher seine Laufbahn als Rotkreuzler fortgesetzt und somit ging für ihn sein Kindertraum in Erfüllung.
„Da lernt man den Bezirk kennen“
Der damals 20-Jährige hat die Dienstwohnung übernommen, wo ihn seine Frau Elfriede beim Telefondienst unterstützt hat. „Es war anstrengend – die Arbeit am Tag und jede zweite Nacht Dienst. Und es gab noch weniger Ortsstellen, deshalb sind wir im ganzen Bezirk herumgekommen.“ Es gab kein Navi, keinen Allrad, stattdessen Kette rauf, Kette runter bei den strengen Wintern im Oberen Mühlviertel, keinen Notarztwagen und vor allem auch kein Krankenhaus. „Da sind wir viel nach Linz gefahren, was etwa bei Schmerzpatienten eine Herausforderung war. Man musste ja schnell fahren, aber auch schonend, denn Schmerztherapie war damals noch kein Thema.“ Früher seien auch noch mehr Unfälle passiert, ergänzt der langjährige Rettungssanitäter. „Am Scheiblberg etwa gab es fast jede Woche einen schweren Unfall, wir hatten oft Wochenenden mit zwei, drei Toten im Bezirk.“ Als 1982 das Landeskrankenhaus Rohrbach eröffnet wurde, war das eine große Erleichterung – für die Patienten und die Sanitäter.
Zeit für Gespräche
Während der vielen Fahrten nach Linz haben sich aber auch viele Gespräche ergeben, mit einigen Stammpatienten im Rettungstaxi haben sich sogar Freundschaften entwickelt. „Der Umgang mit Menschen, der Kontakt zu Patienten und Kollegen taugt mir einfach“, sagt Geretschläger, der abseits vom Rettungsdienst der Krisenintervention seine Aufmerksamkeit gewidmet und Angehörigen über Krisen hinweggeholfen hat. Als einer der Ersten im Bezirk hat er diese Ausbildung absolviert, neben vielen weiteren. In unzähligen Erste Hilfe- und Sanitätshilfekursen gab er sein Wissen auch weiter und mehr als zehn Jahre lang war er als Bezirkslehrsanitäter für die Ausbildung zuständig. „Viele Sanitäter sind durch meine Hände gegangen“, meint Geretschläger.
Gute Gemeinschaft
In der Rohrbacher RK-Ortsstelle selbst, wo er 19 Jahre lang als Dienstführender an der Spitze stand, hat er sich immer wohl gefühlt. „Ich habe als einer der jüngsten Mitarbeiter angefangen und den Generationswechsel der Ärzte und Kollegenschaft mitgemacht. Heute sind nicht nur viel mehr Freiwillige aktiv, sondern auch mehr junge Leute, das hat sich völlig gedreht“, sagt der Vater von zwei Söhnen, der sich besonders um die Zivildiener angenommen hat. Nicht ohne Grund wird er auch „Zivildiener-Papa“ genannt.
Während der 43 Jahre im Rettungsdienst hat er mit vielen Sachen umgehen gelernt. Das Covid-19-Virus zuletzt hat er deshalb nicht so tragisch gesehen. Geretschläger erinnert sich etwa an die 80er-Jahre, als Aids aufgekommen ist. „Da war anfangs viel Unsicherheit da, aber wir haben das Verhalten in der Ersten Hilfe eben angepasst.“ Als frisch gebackener Pensionist will er erstmals eine Auszeit nehmen. Dass er dem Roten Kreuz aber nicht komplett den Rücken kehren wird, steht fest. Als Rettungstaxi-Fahrer ehrenamtlich weiterzumachen, könnte sich Franz Geretschläger etwa gut vorstellen.
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