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Seltenes Handwerk: Bogenbauer hat sich in Haslach niedergelassen

Petra Hanner, 28.09.2021 18:45

HASLACH. Aus dem einstigen Weberort Haslach wird in den letzten Jahren immer mehr ein Zentrum für Musikinstrumenten-Bau. Nach einem Cembalobauer, einer Geigenbau- und einer Gitarrenbau-Werkstätte hat sich dort nun mit Reinhard Ulrich (66) ein Bogenbauer angesiedelt, der diesem alten Handwerk noch in seiner ursprünglichen Form nachgeht.

 (Foto: Hanner)
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Der Bogenbau ist eine Arbeit, bei dem edle Materialien eine große Rolle spielen – und natürlich die Liebe zum Detail. Aus einem rohen Holzbrett entsteht in stundenlanger Arbeit durch Hobeln, Schleifen und vielen kleinen Handgriffen ein Werkzeug, für das Profimusiker gut und gerne mehrere tausend Euro ausgeben. Dafür entlocken sie dann ihrem Instrument die schönsten Töne.

Ein Urlaub mit Folgen

Reinhard Ulrich, ein gebürtiger Deutscher, hat 45 Jahre Erfahrung im Bogenbau mit nach Haslach genommen, wo er seit Juni wohnt. Warum es ihn ausgerechnet hierher ins tiefste Mühlviertel verschlagen hat, erklärt er so: „Ich bin generell ein unruhiger Geist. Das war jetzt mein 40. Umzug. Haslach habe ich kennengelernt, weil ich einen Bekannten in Neufelden habe, dem ich einen meiner Bögen gebracht habe. Der hat mir erzählt, dass sich in Haslach mehrere Instrumentenbauer angesiedelt haben und das hat mich neugierig gemacht. Ich habe dann Urlaub in Haslach gemacht und schon am zweiten Tag gewusst: Da will ich hin!“ Österreich ist im Bogenbau übrigens beinahe ein weißer Fleck auf der Landkarte, nur knapp eine Handvoll Menschen üben diesen Beruf hierzulande aus.

Schwieriger Markt

Das ist auch ein Mitgrund, warum es Ulrich hierher zog, denn wirtschaftlich gesehen ist der Bogenbau nichts, mit dem man steinreich wird – abgesehen von einigen mit großem Namen. Kein Wunder: Der Bau eines einzigen Bogens verschlingt je nach Ausführung, zwischen 15 und 30 Stunden reinen Handwerks. Die teuren Materialien wie beispielsweise seltene Hölzer tun ihr Übriges dazu und der Markt wird von günstigen Stücken aus China geradezu überschwemmt und auch viele Bögen aus Europa werden mittlerweile zumindest teilweise maschinell gefertigt. Und so muss der Bogenbauer als einer der wenigen, die den Beruf noch als reines Handwerk ausüben, seine Kunden mit Qualität und Know-how überzeugen.

Von Kunden viel gelernt

Das teuerste Stück in Ulrichs Werkstatt – ein Geigenbogen – kostet übrigens 1.700 Euro und ist eine Spezialanfertigung, die der Handwerker gemeinsam mit einem Musiker entwickelt hat: „Generell kann ich sagen, dass ich für meine Arbeit auch viel von meinen Kunden gelernt habe. Sie bringen oft gute Ideen ein und haben als Musiker eben einen ganz anderen Zugang als ich.“ Dennoch gibt es in der Haslacher Werkstatt auch viele günstigere Bögen, die dennoch von hoher Qualität sind – etwa für Musikschüler.

Wer Interesse an einem solchen hat, kann nach Terminvereinbarung gerne in der Werkstatt in der Haslacher Schulgasse vorbeischauen: Tel. 07289/71553.


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