Soja und Lupinen werden zu Tofu und Tempeh aus dem Mühlviertel
ARNREIT. Eiweißreiche Hülsenfrüchte werden hierzulande hauptsächlich für die Tierfütterung angebaut. Dabei können Sojabohnen und Lupinenkerne auch zu hochwertigen Lebensmitteln für die vegane Ernährung verarbeitet werden, wie Magdalena Knogler und Michael Hofer beweisen.
Im großen Käsekessel wird gerade die Sojamilch pasteurisiert und mit Bittersalz eingelabt, dann machen sich die beiden Jungbauern vom Biobetrieb Hofer in Arnreit ans Pressen. Noch verwenden sie dazu eine kleine Handpresse, aber eine maßgefertigte große Tofupresse ist bereits bestellt. „Etwa 2.000 Kilo Tofu entstehen aus 1.000 Kilo Sojabohnen – dem Ertrag aus einem halben Hektar Anbaufläche“, berichtet Michael Hofer. Dem Soja wird nämlich viel Wasser zugesetzt und deshalb hat der Tofu auch so einen saftigen Biss.
Soja des Nordens
Auch aus Lupinenkernen wollten er und seine Freundin Magdalena Knogler ursprünglich Tofu machen – die Konsistenz war aber nicht optimal. So wird daraus, vermengt mit Leinöl oder auch Schokolade, ein cremiger pikanter oder süßer Aufstrich. Oder Tempeh, ebenfalls ein traditionelles Fermentationsprodukt aus dem asiatischen Raum. „Dieser ist bissfester und herzhafter als Tempeh aus Soja und schmeckt auch Fleischessern“, wissen die beiden aus Erfahrung.
Auf die Lupinen sind sie gekommen, weil diese angepasster an die klimatischen Bedingungen im Mühlviertel sind und somit besser wachsen: Das „Soja des Nordens“ mag es feuchter und braucht einen sauren Boden. „Unser Ziel ist jedenfalls, alles selbst anzubauen, was wir verarbeiten“, betonen die beiden.
Fleischersatz aus der Region
Schon seit einiger Zeit experimentieren die findigen Biobauern, die beide hauptberuflich an der Mittelschule Niederwaldkirchen unterrichten, mit Eiweißfrüchten aus den heimischen Feldern als Alternative zur fleischintensiven Ernährung. „Wir essen schon auch Fleisch, aber so viel muss es nicht sein. Und unsere Produkte aus Soja und Lupinen sind eine wertvolle pflanzliche Eiweißquelle aus der Region. Denn gerade Veganer greifen oft auf ausländische Produkte zurück“, wollen Magdalena und Michael eine Alternative bieten.
Experimente begannen in der Küche
Bislang produzieren sie nur im kleinen Stil großteils für den Eigenverbrauch, mit dem Küchenentsafter und der kleinen Handpresse. „In Japan gibt es in jedem Hinterhof eine Tofupresse, so wie bei uns das Butterfass üblich war. Die Herstellung ist also auch in kleinem Rahmen möglich“, verraten die jungen Arnreiter. Mit finanzieller Unterstützung der Leaderregion Donau-Böhmerwald werden jetzt aber die ehemaligen Milchverarbeitungsräume am Hof adaptiert, um die Produktion ausweiten zu können. Mit dieser Initiative liegen sie voll am Puls der Zeit und schon jetzt ist die Nachfrage nach den pflanzlichen Eiweiß-Quellen groß. Bei der weiteren Produktentwicklung arbeiten sie auch mit dem Biokompetenzzentrum Schlägl zusammen.
Verkaufsraum folgt
Bis Ende des Jahres wird zudem ein neuer Verkaufsraum eingerichtet, in dem auch die bewährten Biohof Hofer-Produkte angeboten werden – von den Dinkelnudeln bis zu Apfelsaft oder Dörrobst.
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