
BEZIRK/OÖ. Schon zu normalen Zeiten ist das Leben im Bezirk Kasese im Westen Ugandas nicht leicht. Ernteausfälle und der nach wie vor andauernde Lockdown wegen der Corona-Pandemie machen es für die Menschen jetzt aber besonders schwierig, zu überleben. Ein Hoffnungsschimmer ist das Projekt von Sei So Frei, bei dem landwirtschaftliche Nutztiere im Kampf gegen den Hunger helfen.
Eine Sau, ein Ferkel und daneben eine Ziege sind stolzer Besitz der jungen Bäuerin Jennifer. Für ihren fünfköpfigen Haushalt sind die Tiere Teil der Lebensgrundlage, außerdem pflanzt sie Bananen an. Damit hat sie schon so viel Geld verdient, dass sie sechs Hennen kaufen konnte. Seit drei Jahren läuft das landwirtschaftliche Projekt von Sei So Frei und der Partnerorganisation RIFO (The Ripple Foundation) in Uganda. Die entwicklungspolitische Organisation der Katholischen Männerbewegung kümmert sich um das Startkapital – also Saatgut (für Bohnen, Maniok, Mais oder Gemüse), Ziegen, Hühner, Schweine – und vermittelt auch das Wissen, wie die Menschen mit diesen Ressourcen umgehen sollen.
Rund 300 Familien in den Dörfern in Kasese sind mittlerweile beteiligt.“Wir haben heute beispielsweise dreimal so viele Ziegen wie zu Beginn des Projektes. Die Zicklein können dann an andere Familien weitergegeben werden“, informiert Sei So Frei-Geschäftsführer Franz Hehenberger aus St. Peter. Und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Diese Familien sind ohne Hunger und ohne Zusatzunterstützung durch die Krise gekommen und haben auch anderen in den Dörfern helfen können.“ Jennifer und die anderen Projektteilnehmer sind für ihn eine schöne Bestätigung, dass das Konzept aufgeht.
Hilfe ist notwendig
Für Hehenberger steht aber auch fest: „Die Menschen brauchen Hilfe, um aus der Spirale rauszukommen.“ Die meisten Familien im Westen Ugandas verfügen über keinen oder zu wenig Grund und Boden, um sich mit landwirtschaftlichen Aktivitäten selbst versorgen zu können. „Wir versuchen etwas anzubieten, das für die Familien Sinn macht. Sie müssen aber auch bereit sein, sich selbst zu helfen.“
Ziel ist auch, dass die Menschen mit dieser Unterstützung in ihrer Heimat Afrika und auch am Land bleiben und überleben können. Denn hier haben sie Lebensoptionen – im Gegensatz zu den Slums in den Städten, wo „der Wert des Lebens sehr gering ist“, wie der Sei So Frei-Chef weiß.
Hunger und Verzweiflung
Durch die Corona-Situation spitzt sich die Lage zu, die Hungersituation verschärft sich. Sei So Frei hat deshalb Nothilfe-Pakete geschnürt und im Laufe des Jahres rund 1.000 Großfamilien, die vor dem Nichts gestanden sind, versorgen können. Basaliza Ithungu Florence, Projektleiterin vor Ort, beschreibt die Situation: „Die Menschen leiden an Hunger, Armut, den strikten Maßnahmen der Regierung und dem ganzen Stillstand. Auch die Schulen sind weiterhin geschlossen, die Kinder sind somit zu Hause und brauchen Essen, das aber nicht da ist.“ Schutzimpfungen sind nicht verfügbar. „Die Leute müssen also riskieren, auf der Suche nach Nahrungsmitteln nach draußen zu gehen und an Corona zu erkranken – oder sie bleiben zu Hause und verhungern. Die Menschen hier sind wirklich verzweifelt.“
Mit 30 Euro bekommt eine Familie drei Hühner, die sie laufend mit Eiern versorgen.
85 Euro kostet eine Ziege, die regelmäßig frische Milch liefert.
Mit 150 Euro können zwei Ferkel als Start für eine Schweinezucht finanziert werden.
Spenden an Sei So Frei sind auf der Website ooe.seisofrei.at möglich oder unter der Kontonummer AT30 5400 0000 0069 1733, Kennwort: Uganda