Corona und die psychischen Folgen: Kleine Seelen brauchen Hilfe
SARLEINSBACH/BEZIRK. Eigentlich sollte es ja selbstverständlich sein, dass Beratungsangebote für Kinder mit psychischen Problemen ausreichend zur Verfügung gestellt werden. Ist es aber nicht und deshalb widmen wir unsere diesjährige Glücksstern- Weihnachtsaktion der Beratungsstelle Mikado, die Kindern und Jugendlichen hilft, mit den Folgen der Corona-Pandemie fertig zu werden.
Depressive Symptome, Ängste und Störungen des Sozialverhaltens werden nicht nur von wissenschaftlichen Studien als Folge der Corona-Pandemie bestätigt, auch die Mitarbeiter der Arcus-Beratungsstelle Mikado in Sarleinsbach erleben dies täglich. „Die Nachfrage an Beratungsterminen ist vor allem nach dem Ende des dritten Lockdowns im März sprunghaft angestiegen“, berichtet Mikado-Leiterin Ingrid Föderl-Höbenreich: Im September etwa gab es 38 Erstgespräche – vor Corona im September 2019 waren es 15, das bedeutet eine Steigerung von 153 Prozent.
Kinder voller Ängste
„In erster Linie kommen Eltern, die total überlastet sind, zu uns und in Folge dann Kinder und Jugendliche. Erstgespräche fangen schon viel ab, aber meistens ist es damit nicht abgetan. Vor allem Jugendliche brauchen Unterstützung, um ihren Selbstwert wieder zu stärken“, erklärt Föderl. Depressive Symptome können sich durch sozialen Rückzug, selbstverletzendes Verhalten oder auch durch körperliche Symptome, wie etwa Bauchschmerzen, zeigen. „Ängste und sozialer Rückzug hängen unmittelbar zusammen: Es zeigen sich Angst vor Versagen, Angst nicht mehr dazuzugehören, Angst, falsch zu sein, Angst, eine Belastung für die Eltern zu sein und Schuldgefühle, Angst vor Katastrophen, Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust, letztendlich auch Angst vor der Angst“, sagt die Klinische und Gesundheitspsychologin.
Entscheidende Lebensphase
Sie ergänzt, dass bei heranwachsenden jungen Leuten eineinhalb Jahre eine im Vergleich zu Erwachsenen verhältnismäßig lange Zeit sind. Und es sei eine entscheidende, wertvolle Phase, die den Jugendlichen fehlt bzw. durch Ängste und Unsicherheit geprägt ist. „Für die Jugendlichen ist es viel schwerer die Geschehnisse zu verarbeiten und einen adäquaten Umgang zu finden, da Erfahrungen fehlen, auf die sie zurückgreifen können. Auch die Reflexions- und Distanzierungsmöglichkeiten sind auf Grund der neurobiologischen Entwicklung noch eingeschränkter“, weiß Ingrid Föderl. „Was in den nächsten Monaten noch dazukommen wird und jetzt noch kaum ein Thema in der Beratung ist, sind die Folgen der eigenen Covid-Erkrankung, also Longcovid bei Kindern und Jugendlichen.“
Zeitnahe Beratung ist wichtig
Tips-Leser können mit einer Spende helfen, dass für Eltern und ihre Kinder ein zeitnahes Beratungsangebot zur Verfügung steht und sie somit Unterstützung in dieser schwierigen Zeit finden. „Leider sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um einerseits die Beratungskapazitäten auszubauen und andererseits auch die Arbeitsfähigkeit durch die Mehrarbeit bei den Mitarbeitenden gut erhalten zu können.“ Elf Mitarbeiter sind im Mikado, der Beratungsstelle des Arcus Sozialnetzwerks in Sarleinsbach, aktiv, um zu helfen, wo Hilfe nötig ist.
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