Christine Winkler-Kirchberger: Sie sorgt seit 30 Jahren dafür, dass junge Menschen zu ihrem Recht kommen
HOFKIRCHEN/OÖ. Als junge Juristin hat Christine Winkler-Kirchberger bei der damals neuen Kinder- und Jugendanwaltschaft des Landes OÖ angefangen. 30 Jahre ist das jetzt her und seither ist sie Lobbyistin und starke Stimme für junge Menschen.
Die gebürtige Hofkirchnerin, die in Wilhering lebt, hat sich schon während ihres Studiums und den beruflichen Anfängen intensiv mit dem Familienrecht beschäftigt. Seit 1992 setzt sich Christine Winkler-Kirchberger gänzlich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein, seit 2004 als Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ. „Wenn man 30 Jahre zurückschaut, hat es schon massive Veränderungen gegeben“, sagt die Juristin. Damit spricht sie vor allem die Digitalisierung an, mit der sich neue Themenfelder geöffnet haben – positive ebenso wie negative: „Die Jugendlichen denken globaler, holen sich Wissen und Information und sind vor allem vernetzt. Gerade während der Corona-Pandemie war das ganz wichtig, um in Kontakt zu bleiben.“ Allerdings sei auch Cyber-Mobbing ein großer Bereich geworden. „Da entwickelt sich oft eine Gruppendynamik und wenn es einen Außenseiter in der Klasse gibt, kann das schnell in Mobbing umschlagen. Über Internet zieht das große Kreise und ist immens heftiger, als früher im Klassenzimmer oder am Schulweg“, weiß Winkler-Kirchberger.
Aufklärung wirkt
Sie und ihr 14-köpfiges Team setzen vor allem auf Prävention: „Manchen ist gar nicht bewusst, wie verletzend Kommentare sein können“, sagt die Mühlviertlerin und fügt hinzu: „Jeder kann betroffen sein – und jeder kann Mobbing stoppen. Das ist unser Ziel der Aufklärung.“
Die KiJA OÖ ist eine gesetzliche Interessensvertretung mit Beratungsschiene. „Damit sind wir sehr nah dran an der individuellen Lebensrealität der Jugendlichen.“ Relevante Themen werden immer wieder auch mit theaterpädagogischen Projekten aufgearbeitet und, dank eines guten Netzwerks an Therapeuten, Trainern und freien Mitarbeitern, nach außen getragen. Damit und mit Workshops werden jährlich 14.000 Kinder und Jugendliche erreicht, dazu kommen jährlich 5.500 Beratungen, die niederschwellig, kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym angeboten werden.
Mit den Kindern, nicht über die Kinder entscheiden
Wichtig war und ist der 58-Jährigen, dass Kinder und Jugendliche im gesellschaftlichen Leben und auch bei gesetzgebenden Themen viel mehr mitbedacht werden. „Vielzu oft entscheiden Behörden über Kinder, aber nicht mit dem Kind“, macht Winkler-Kirchberger deutlich – auch wenn sich vieles in den vergangenen Jahren verbessert hat. Sie denkt etwa an den Opferschutz bei Straftaten und dass Minderjährige Anspruch auf psychosoziale Prozessbegleitung haben; oder an die Familienrechts-Novelle, an der sie mitgearbeitet hat. „Beim Streit um die Obsorge stehen Kinder häufig dazwischen und es spielen sich Dramen ab. Hier möchten wir den Eltern frühzeitig bewusst machen, dass sie Eltern bleiben, auch wenn sie als Paar getrennt sind.“
Auch Gewalt in der Familie sei nach wie vor Thema: „Gewaltverbot in der Erziehung ist seit 1989 im Gesetz verankert ist – Recht und Praxis klaffen jedoch auseinander.“ Die Juristin merkt sogar, dass Konflikte wieder zunehmen, wobei die Corona-Pandemie mitursächlich ist. „Wie durch ein Brennglas haben sich bereits vor der Krise bestehende Problemlagen verstärkt. Junge Menschen brauchen mehr denn je Stabilität, jugendgerechte Begegnungsräume und Zukunftsperspektiven. Es ist unsere Verpflichtung, diese Bedürfnisse bei allen künftigen Entscheidungen vorrangig zu berücksichtigen.“
Kontakt:
www.kija-ooe.at (auch auf Facebook, Instagram und Tiktok)
kija@ooe.gv.at, Tel. 0732/7720-14001
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