„Den Umgang mit dem Wolf müssen wir erst wieder lernen“
BEZIRK. Wiederholte Berichte über Sichtungen, Videos, die im Internet kursieren, oder gerissene Tiere bestätigen es: Der Wolf ist zurück, auch im Böhmerwald. Einzelne Tiere sind kein Problem; Rudel könnten sehr wohl eines werden, sagt dazu Bezirksjägermeister Martin Eisschiel.
Etwa zwei bis drei Einzelgänger streifen im Böhmerwald und im Bezirk Rohrbach umher, wobei diese sehr große Strecken zurücklegen. Daneben wurden aber auch schon Rudel gesichtet, bestätigt Rohrbachs Bezirksjägermeister Martin Eisschiel: „Im Grenzgebiet zu Tschechien gibt es Rudel mit fünf und sieben Tieren.“ Die sind drüben und herüben und haben ein Riesenrevier“, beschreibt er. Weil die jungen Wölfe das Rudel verlassen müssen und sich ein neues Revier suchen, werden die Rudel mehr werden.
Wölfe optimieren Jagdverhalten
Er hätte nicht gedacht, dass er sich überhaupt und schon gar nicht so früh mit dem Wolf beschäftigen muss, meint Eisschiel. „Von der Jagd her sind wir noch wenig betroffen. Wenn der Wolf auftaucht, zieht sich das Wild wieder 14 Tage zurück. Rehwild ist ohnehin eher uninteressant für den Wolf, weil es zu schnell ist.“ Er jagt lieber Rotwild. Zum Riesenproblem werde es aber, wenn das Rudel lernt, dass Rinder, Kälber, Schafe oder Ziegen leichter zum Fangen sind als Wildtiere. „Wölfe lernen sehr schnell und optimieren ihr Jagdverhalten“, weiß der Rohrbach-Berger aus Erfahrungen in Osttirol, wo etwa Schafe von der Alm wieder zurück in den Stall mussten. „Zäune oder Herdenschutzhunde funktionieren nur in der Theorie, sind aber in der Praxis nicht umsetzbar. Auch Vergrämung oder Gummimunition sind keine Lösung. Auf lange Sicht wird sich ein Abschuss wohl nicht vermeiden lassen“, sagt Eisschiel.
Groß machen und laut sein
Für den Menschen ist der Wolf normalerweise nicht gefährlich. Seine Sinne helfen dem vorsichtigen Tier, den Menschen aus dem Weg zu gehen, bevor seine Anwesenheit überhaupt wahrgenommen wird. „Aber Respekt sollte man schon vor ihm haben“, betont der Bezirksjägermeister. Sollte es zu einer Begegnung kommen, auf keinen Fall davonlaufen, aber auch nicht auf ihn zugehen oder ihn anlocken. Der Naturschutzbund rät bei einer Wolfs-Begegnung: „Beobachten Sie das Tier in Ruhe. Lassen Sie ihm genug Raum, damit es sich zurückziehen kann. Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben.“ Ansonsten sollte man langsam rückwärts gehen.
Wer mit Hund in einem Wolfsgebiet unterwegs ist, sollte diesen angeleint lassen. „Begegnen Sie einem Wolf, kann es sein, dass sich dieser erst einmal für den Hund interessiert. Die Anwesenheit des Menschen führt in den allermeisten Fällen dazu, dass der Wolf schließlich abdreht und sich entfernt.“ Wölfe nehmen übrigens Personen in Autos oder auf Traktoren in der Regel nicht als solche war. Daher kommt es auch zu Wolfsbeobachtungen, bei denen die Tiere recht nah an Fahrzeuge herankommen, da sie diese weder als Bedrohung sehen noch besonderes Interesse an ihnen haben.
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