Haslacher Familie in Schubhaft: In Indien werden sie wegen ihres Glaubens verfolgt
HASLACH. Eine indische Mutter und ihre beiden Kinder wurden in Schubhaft genommen und sollen in den nächsten Tagen abgeschoben werden. In ihrer alten Heimat werden sie aber wegen ihres christlichen Glaubens bedroht und unterdrückt.
Zweieinhalb Jahre leben Emilia D‘Souza und ihren beiden Kinder Joshua (15) und Joia (21) schon in Haslach und hier haben sie sich ein neues Leben aufgebaut. Die Mutter arbeitet als Köchin und Mesnerin, die Tochter macht eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Der Sohn besucht die Mittelschule und spielt im Haslacher Fußballverein. Die Familie kann sich selbst versorgen, ist bestens akzeptiert und beliebt, weiß Lucia Peinbauer, Asylbetreuerin der Volkshilfe.
Wohnung gestürmt
Und dennoch: Trotz der guten Integration und obwohl die beiden Frauen in Mangelberufen arbeiten, wurde der Antrag auf Asyl abgelehnt. Auch die mehr als 1.000 Unterschriften für ein Bleiberecht, die im Ort gesammelt wurde, brachten nicht den erhofften Erfolg. Am Dienstag in den frühen Morgenstunden wurden Emilia und ihre zwei Kinder festgenommen und nach Wien gebracht. Wie Augenzeugen berichten, sollen Polizisten die Tür aufgebrochen, die Wohnung gestürmt und die Mutter und den Sohn mitgenommen haben; das selbe Drama spielte sich bei der Wohnung der Tochter in Rohrbach-Berg ab.
Bedrohte Gruppe
Dass es für ein derart positives Beispiel an Integration kein Bleiberecht gibt, kann Peinbauer nicht verstehen. Ebenso wenig, dass die Bedrohungslage als indische Christen von der Behörde nicht anerkannt wird. „Die Anerkennungs-Wahrscheinlichkeit für Indien liegt bei einem Prozent, weil es kein klassisches Fluchtland ist. Aber die Familie hat keinen Rückhalt mehr in Indien und sie werden als Christen massiv unterdrückt“, schildert die Asylbetreuerin. Dazu kommt, dass die Tochter extrem selbstmordgefährdet sei – „das ist meine große Angst“, ergänzt Lucia Peinbauer.
Auch Bürgermeister Dominik Reisinger ist tief betroffen: „Die Abschiebung ist völlig unverständlich. Beide arbeiten in Mangelberufen, und wir brauchen solche Leute, vor allem, wenn sie so gut und umfänglich integriert sind, wie diese Familie“, sagt er im Gespräch mit dem ORF.
Kaum Chancen
Allerdings hat die Familie kaum Chancen, dass sie doch bleiben kann. Eine letzte Möglichkeit wäre die Rot-Weiß-Rot-Karte wegen der Mangelberufe, die beantragt wurde.
Für Peinbauer bleibt einzig die Hoffnung, dass mit diesem Fall das humanitäre Bleiberecht künftig wieder mehr in den Fokus rückt und andere Familien von solchen Schicksalen verschont bleiben.
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