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BEZIRK ROHRBACH. Würde die Insektenwelt einen Superstar küren, wäre die Honigbiene unangefochtener Favorit: Als Ikone des Fleißigseins immer an der Arbeit, in Verkörperung von Maja und Willi aus keinem Kinderzimmer wegzudenken. Weniger bekannt sind Wildbienen, die mit den Honigbienen dafür sorgen, dass Pflanzen nach der Blüte auch Früchte tragen. Am 20. Mai, dem Welttag der Biene, wird darauf aufmerksam gemacht, dass es die summenden Mitarbeiter im Garten und am Feld zunehmend schwer haben.

Bienen leisten beinahe unsichtbar wertvolle Arbeit für uns alle. (Foto: Klimabündnis OÖ)
  1 / 2   Bienen leisten beinahe unsichtbar wertvolle Arbeit für uns alle. (Foto: Klimabündnis OÖ)

von unserer freien Redakteurin CHRISTIANE SEUFFERLEIN

Versiegelte Böden, Wiesen ohne blühende Artenvielfalt, Gartenpflanzen ohne Nährwert und schwindende naturnahe Lebensräume zum Fortpflanzen und Überwintern treffen vor allem Wildbienen. Im Frühjahr gehören sie zu den ersten Bestäubern, lange bevor sich die Honigbienen aus dem Stock trauen. Über 400 verschiedene Arten soll es in Oberösterreich geben. Wie es aktuell um die pelzigen Tierchen steht, weiß man aber gar nicht so genau. Gerlinde Larndorfer, Ökologin und Projektleiterin des Beratungsprogrammes „Bienenfreundliche Gemeinden“ in Oberösterreich, kennt die Nöte der Bienen: „Gerade Wildbienen sind oft Einzelkämpfer ohne Volk und sehr stark angepasst an Futterpflanzen und spezielle Nistmöglichkeiten. Viele Arten kommen daher nur sehr kleinräumig vor und sind für den Laien kaum zu unterscheiden. Anders als beispielsweise bei Amphibien haben wir für Wildbienen und generell für Insekten noch keine roten Listen und viel zu wenig Monitoring. Außer Frage steht jedoch, dass die Artenvielfalt seit Jahren zurück geht.“

Ein Land ohne Bienen

Wie bedrohlich dieser Umstand für unseren Alltag sein kann, zeigt das Beispiel China. Dort gibt es in vielen Landstrichen gar keine Bienen mehr und die Bestäubungsarbeit wird von Menschen erledigt. Ein Kostenfaktor, der für die heimische Landwirtschaft nicht vorstellbar wäre. Ohne Bienen bleiben also die Teller leer.

Gemeinden tun viel

Um es den Bestäubern in unserer Kulturlandschaft leichter zu machen und vor allem Wissen weiterzugeben, gibt es seit 2017 das Projekt „Bienenfreundliche Gemeinden“, dem sich bis zum Sommer bereits 100 Gemeinden angeschlossen haben werden. Ziel ist es, dass Gemeinden mit gutem Beispiel voran gehen und Gemeindeflächen bienenfreundlich bewirtschaften. Begleitet werden sie dabei von einem Projektteam, das während und nach der Umsetzungsphase hilfreich zur Seite steht.

Aigen-Schlägl, Haslach, Kleinzell und Rohrbach-Berg haben diesen Prozess im Bezirk schon hinter sich und dürfen sich Bienenfreundliche Gemeinden nennen. Der Weg dorthin war lohnend, wie sich der Haslacher Bürgermeister Dominik Reisinger erinnert: „Wir arbeiten schon lange ohne Glyphosat und haben uns immer bemüht, möglichst naturnah zu wirtschaften. Seit der Projektumsetzung tut sich einfach noch mehr in der Gemeinde, was Naturschutz betrifft und der Prozess hört ja nie auf.“

Kleine Schritte zum Ziel

Vizebürgermeisterin Elisabeth Reich hat die Projektphase intensiv begleitet und ist überzeugt, dass es viele Hände braucht, um in kleinen Schritten etwas zu bewirken: „Wir haben damals wirklich alle an einen Tisch geholt, vom Bauhof über Kindergarten, Schule, Vereine und Landwirtschaft und mit vielen kleinen Projekten begonnen. Blumenwiesen wurden angelegt, Projekttage für Kinder gestaltet, Saatgut ausgegeben und einfach immer wieder informiert. Heute kann man sagen, dass vieles in den Gemeindealltag übernommen wurde und die Akzeptanz wirklich groß ist. Beim Anlegen des neuen Kinderspielplatzes haben wir ganz automatisch auf eine bienenfreundliche Bepflanzung geachtet und auch der Aktionstag beim Imker Franz Lasinger ist fixer Bestandteil des Ferienprogramms.“

Einfach umdenken

Aber nicht nur die Gemeinden oder die Landwirtschaft können aktiv dazu beitragen, dass sich Insekten wohl fühlen. Oft braucht es keine großen Maßnahmen, nur ein Umdenken, ist Gerlinde Larndorfer überzeugt: „Je mehr heimische Pflanzen bei uns wachsen und blühen umso besser. Wer die Möglichkeit hat, sollte Wiesen nur einmal nach der Blüte mähen und das Mähgut ein paar Tage liegen lassen, damit sich die Saat verteilen kann. Auch im Garten freuen sich Insekten, wenn Bereiche der Natur überlassen werden und blühen dürfen. Unaufgeräumte Gartenbereiche mit ein wenig Totholz, hohlen Stängeln und offenem Boden bieten Nistmöglichkeiten für Wildbienen. Statt der Forsythie, die zwar zeitig im Frühjahr blüht, aber weder Pollen noch Nektar produziert, könnte man Kornelkirschen pflanzen. Gefüllte Blüten von Rosen, Geranien, Dahlien oder Chrysanthemen bieten ebenfalls keine Nahrung. Wohl aber Kräuter wie Kapuzinerkresse, Thymian oder Oregano. Wer keinen Garten hat, kann Kräuter am Balkon als Bienenrestaurant zur Verfügung stellen.“


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