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Vermeintlicher Fluchtweg war Wasserstollen für das Schloss Berg

Martina Gahleitner, 05.04.2024 18:18

ROHRBACH-BERG. Geheimnisvolle Pfade erkundete der Arbeitskreis Stadtgeschichte Rohrbach: Erforscht wurde ein unterirdischer Stollen beim Schloss Berg aus dem 16. Jahrhundert, der bis heute Rätsel aufgab.

  1 / 4   Bürgermeister Andreas Lindorfer mit Höhlenforscher Thomas Scheucher im Stollen (Foto: Stadtgeschichte Rohrbach-Berg)

Der Geheimgang verläuft unter dem Grundstück von Josef Kriegner, der bereits vor einigen Jahren den Stollen begangen und loses Schuttmaterial weggeräumt hat. Weil der ursprüngliche Errichtungszweck und die Ausmaße des historischen Bauwerks unklar waren, hat die Stadtgeschichte Rohrbach-Berg eine genaue Untersuchung durch Josef Weichenberger, pensionierter Archivar im OÖ Landesarchiv und Spezialist für Erdställe, und Höhlenforscher Thomas Scheucher, initiiert.

Kein Fluchtweg aus dem Schloss

Bisher ging man davon aus, dass dieser unterirdische Gang ein Fluchtweg vom Schloss Berg zum Zizlbauer war. Allerdings stellten die Spezialisten fest, dass der Stollen 50 Meter lang ist – und nicht wie bisher angenommen, am Ende eingebrochen ist. Einen Fluchtweg kann man also ausschließen: Vielmehr handelt es sich laut der beiden Experten um einen Wasserstollen, der das Schloss Berg  mit Trinkwasser versorgt hat. Zumal darin auch ein Wasser-Staubecken und Wasserleitungen zu finden sind.

 „Der wahre Kern der Sage dürfte sein, dass es beim Zizlbauer einen Erdstall gab und der Volksglaube diesen dann mit dem Wasserstollen zu einem Geheimgang verband“, vermutet Albert Ettmayer, Sprecher der Stadtgeschichte Rohrbach. Er ergänzt: „Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im gesamten deutschsprachigen Raum kein einziger Fluchtgang aus einer mittelalterlichen Burg nachgewiesen ist.“

Aufwändig gebauter Stollen

Josef Weichenberger schildert den unterirdischen Gang als „aufwändig gebauten Stollen. Besonders interessant ist, dass die großen Deckensteine aus sehr großen Granitplatten bestehen und auch sonst sehr solide Maurerarbeiten durchgeführt wurden.“ Überraschend war auch, dass der anfangs gerade mal eineinhalb Meter hohe Stollen am Ende bis zu einer Höhe von drei Metern ansteigt. Thomas Scheucher betonte, wie wichtig es sei, solche Bauwerke detailliert zu dokumentieren. „Aus der Gesamtschau ergeben sich neue Erkenntnisse. Und allein die Bauweise war faszinierend.“

Unter die Erde begaben sich auch Bürgermeister Andreas Lindorfer und sein Stellvertreter Franz Hötzendorfer, der für das Bauwesen zuständig ist. Beide freuen sich über das Engagement der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte. Hötzendorfer warnt aber davor, selbständig in Höhlen ein Abenteuer zu suchen.


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