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Der Gang zum Grab kann stärkend und tröstend sein

Martina Gahleitner, 30.10.2024 05:31

BEZIRK ROHRBACH. Für ein Begräbnis gibt es viele Varianten und Möglichkeiten. Gleich ist allen, dass ein Bestatter begleitend und beratend den Trauernden zur Seite steht und mit diesen den letzten Weg des Verstorbenen geht. Claudia Maria Kneidinger, Geschäftsführerin von Bestattung Thaller in Hofkirchen und Altenfelden, hat im Tips-Gespräch mehr über ihre Arbeit erzählt.

Kraft und Trost finden am Friedhof (Foto: Tula L - stock.adobe.com)
  1 / 2   Kraft und Trost finden am Friedhof (Foto: Tula L - stock.adobe.com)

„Den Weg müssen Trauernde alleine schaffen. Aber wir Bestatter begleiten den Trauerprozess und geben bestmögliche Unterstützung und Hilfestellung, damit Angehörige mit ihrer Kraft haushalten können“, sagt die Unternehmerin, die seit 2007 in der fünften Generation das Hofkirchner Unternehmen mit Außenstelle in Altenfelden leitet.

Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, sind die Bestatter erreichbar. Was aber nicht bedeutet, dass ein Verstorbener gleich weggebracht wird. „Bei einem Todesfall daheim, soll man sich Zeit lassen, damit sich auch alle verabschieden können und ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen können, so lange der Mensch noch da ist. Dadurch wird der Trauerprozess ganz anders eingeleitet“, sagt Claudia Maria Kneidinger und erinnert damit an frühere Zeiten, wo die Betstunde oder Totenwache der Dorfgemeinschaft üblich waren. Bei Hausabholungen ist oft tiefe Verbundenheit und Wertschätzung spürbar, „da merkt man, was ein Mensch in seinem nächsten Umfeld weitergegeben hat“, sagt sie.

Gräber erzählen Geschichten

Erst 1965, mit Ende des Vatikanischen Konzils, hat die Katholische Kirche Feuerbestattungen den Erdbestattungen gleichgestellt. Mittlerweile sind etwa 65 bis 70 Prozent aller Bestattungen in Oberösterreich Urnenbeisetzungen. Urnen bieten mehr individuelle Möglichkeiten als ein Erdgrab und können auch im Waldfriedhof, auf Blumenwiesen oder (durch Bescheid der Gemeinde) sogar im eigenen Garten begraben werden. Kneidinger weiß allerdings: „Für den Trauerprozess ist es sehr schön und wichtig, wenn man auf den Friedhof gehen kann. Das kann sehr tröstend sein. Denn hier treffen Trauernde auf Gleichgesinnte, sie können stärkende Gespräche führen, soziale Kontakte pflegen.“ Außerdem werde Geschichte sichtbar, „Gräber erzählen Geschichten und spiegeln die Persönlichkeit wider.“ Sie plädiert dafür, auch auf Ortsfriedhöfen Bäume zu pflanzen und unter diesen Urnengräber zu ermöglichen.

So individuell wie das Leben

Immer öfter wird die eigene Trauerfeier schon zu Lebzeiten geplant. Von der Wahl der Grabstätte über Trauerdruck und Trauerrede, Musik- und Texteauswahl bis hin zur Gästeliste oder dem Dresscode wird gemeinsam mit dem Bestatter alles organisiert und für die Familie hinterlegt.

Rituale geben Halt

Auf die Bedeutung von Ritualen in der Trauerarbeit weist Nicole Leitenmüller, Referentin für Trauerpastoral der Diözese Linz, hin: „Trauer ist ein Prozess, der sich oft chaotisch anfühlt. Rituale wirken dem entgegen, indem sie Struktur bieten und eine Brücke zwischen den inneren Gefühlen und der äußeren Welt schlagen. Ein Ritual verankert uns in der Gegenwart, während es gleichzeitig die Vergangenheit würdigt und den Blick auf die Zukunft lenkt“, sagt die Lembacherin. Zudem bieten Rituale die Möglichkeit, schmerzhafte Gefühle in eine symbolische Handlung zu übertragen. Das kann das Anzünden einer Kerze sein, das Verweilen am Grab, das Schreiben eines Abschiedsbriefes, das Pflanzen eines Baumes als Symbol für das Weiterleben – solche Handlungen helfen, die Verbindung zu den Verstorbenen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Weg zurück ins Leben zu finden.


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