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Nach Doppelmord im Mühlviertel: „Es wird Konsequenzen bei der Jagd geben müssen“

Martina Gahleitner, 05.11.2024 08:31

ALTENFELDEN/OÖ. Nachdem die Suche nach dem Todesschützen vorüber ist, beginnt jetzt die Aufarbeitung des Falls, der die Region tagelang in Atem gehalten hat. Und es geht auch darum, wie künftig mit verhaltensauffälligen Jägern umgegangen werden soll.

Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und schwerem Gerät wurde tagelang nach dem Flüchtigen gesucht. Einsatzzentrale war beim Gemeindeamt und Feuerwehrhaus in Altenfelden. (Foto: TEAM FOTOKERSCHI / Antonio Bayer)
Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und schwerem Gerät wurde tagelang nach dem Flüchtigen gesucht. Einsatzzentrale war beim Gemeindeamt und Feuerwehrhaus in Altenfelden. (Foto: TEAM FOTOKERSCHI / Antonio Bayer)

Fast eine Woche lang wurde nach dem flüchtigen mutmaßlichen Doppelmörder Roland D. (für ihn gilt das postmortale Persönlichkeitsrecht) gesucht, ehe zuerst am Allerheiligentag sein Auto und dann einen Tag später die Leiche des 56-Jährigen gefunden wurde. Laut Polizei deute alles auf einen Suizid hin. Er soll, vermutlich wegen Jagd-Streitigkeiten, den Kirchberger Bürgermeister Franz Hofer und kurz darauf den ehemaligen Jagdleiter von Arnreit, Josef H. erschossen haben.

„Dieser Einsatz war eine Belastung für die Bevölkerung und auch für die Polizeibeamten, denen sehr viel abverlangt wurde“, sagt Rohrbachs Bezirkspolizeikommandant Martin Petermüller. Alle Möglichkeiten wurden genutzt, „aber wir leben in keinem Überwachungsstaat. Fahndungserfolge mittels Überwachungskameras sind meist Zufälle“, weiß Petermüller. Einige Punkte müssen von der Polizei noch aufgearbeitet werden, etwa wo sich D. nach der Tat versteckt hat und wie sein VW Caddy trotz des Polizeiaufgebots an den Fundort gekommen ist.

Ausnahmezustand in Fraunschlag

Wie groß die Anspannung für die Bevölkerung war, merkte man erst nach Ende des Dramas, als sich die Menschen wieder vermehrt auf die Straße wagten. Besonders im Fokus stand die Ortschaft Fraunschlag, wo das erste Opfer getötet wurde. Daniel Weber, ein direkter Anwohner, schildert die Situation: „Wir konnten es lange einfach nicht begreifen, was wir, teils sehr nahe, mitbekommen haben. Das Leben im Dorf schien den Atem anzuhalten. Einerseits mittendrin und sehr betroffen und gleichzeitig surreal, wie in einem Film, den man sich von außen anschaut. Das machte es schwierig. Wie ein Kaninchen auf eine Schlange starrt, schauten wir auf den Tatort vor unseren Fenstern. Alltägliche Handlungsabläufe im Freien waren nicht mehr selbstverständlich.“ Der Schockzustand löste sich erst, als am Samstag die Nachricht kam, dass man den Täter gefunden habe. „Die Traurigkeit über diese Geschehnisse können wir erst jetzt langsam spüren. Mit unseren Gedanken und Mitgefühl sind wir bei den Angehörigen der Opfer und auch der Familie des Täters, sowie den Menschen in unserem Dorf, damit sie diese Bilder und Erlebnisse nun auch gut verkraften und aufarbeiten können.“

Die beiden Opfer des Todesschützen werden diese Woche beigesetzt.

„Werden hellhöriger sein“

Ein Streit um Jagdthemen und der drohende Entzug der Jagdlizenz soll, so vermutet die Polizei, das Motiv für die schreckliche Tat gewesen sein. Rohrbachs Bezirksjägermeister Martin Eisschiel macht deutlich: „Wir werden uns eine Vorgehensweise überlegen müssen, wie wir künftig mit verhaltensauffälligen, extremistischen Jägern umgehen. Da steht auch der Landesjagdverband dahinter. So etwas darf nicht mehr passieren.“ Drohungen dürften nicht mehr als Lappalie gesehen, sondern müssten ernst genommen werden, „da müssen wir besser hinhören und es muss Konsequenzen geben“.

Die Jägerschaft hat mit den Wildkamera-Aufzeichnungen und Beobachtungen aktiv bei der Suche nach dem Flüchtigen mitgeholfen. „Die Jäger verurteilen die Tat massiv und sind wütend, weil diese ein schlechtes Bild auf die Jagd wirft. Das Jagdgesetz gilt für alle 21.000 Jäger in Oberösterreich ohne Ausnahme“, bekräftigt der Bezirksjägermeister. Eisschiel selbst stand in dieser Zeit, so wie viele weitere Personen, unter Polizeischutz, wurde auf Schritt und Tritt von Einsatzkräften begleitet. „Das gab uns Sicherheit, aber die ganze Situation und die Ungewissheit waren sehr belastend. Wenn man ein Ehrenamt ausübt, rechnet man nicht damit, dass man Angst um sein Leben haben muss.“ Er ist dankbar und erleichtert, dass es jetzt wieder zurück ins normale Leben und in die Reviere gehen kann.


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