Wie sich Biodiversität im Grünland und Wirtschaftlichkeit vereinen lassen
AIGEN-SCHLÄGL. Seit einem Jahr nimmt ein länderübergreifendes Forschungsteam die Biodiversität im Grünland genauer unter die Lupe. Ziel des Interreg-Projektes ist es, die Futtergrundlage für die vorwiegend rinderhaltenden Betriebe zu stärken und zu optimieren, die Artenvielfalt zu erhalten und zugleich eine Senkung der Bewirtschaftungskosten zu erreichen.
Es gibt einige Fragestellungen, um die sich die Forschenden aus der Bioschule Schlägl gemeinsam mit bayerischen Partnern angenommen haben: Lassen sich Ökologie und Ökonomie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb vereinbaren? Ist es möglich, die Biodiversität im Grünland aufrechtzuhalten oder gar zu fördern und dennoch wirtschaftlich zu arbeiten? Wie lassen sich die Maikäfer-Engerlinge am besten reduzieren?
Das erste Jahr stand ganz im Fokus von Monitorings, Zahlen, Daten und Auswertungen auf den vier Pilotbetrieben im Bezirk Rohrbach und in Niederbayern, berichtet Anita Hackl, die für die Bioschule Schlägl das Projekt begleitet. Sie nennt gleich jene Faktoren, die Grünlandbestände gefährden: Das ist zum einen der beschleunigte Strukturwandel, der zu immer größeren, zusammenhängenden und damit homogenen Flächen führt; zum anderen der Klimawandel, der Spätfröste, Starkniederschlagsereignisse und längere Trockenphasen mit sich bringt. „Im schlimmsten Fall kann es zu einem Ausfall von kompletten Schnitten kommen. Auch wirken sich die längeren Trockenphasen auf die Artenzusammensetzung im Grünland aus“, sagt Hackl.
Ein immer wiederkehrendes Problem sind die Engerlinge des Feldmaikäfers. Diese sorgen teilweise für einen Totalausfall des Grünlandes, die Bekämpfung führt oft zu erheblichen Kosten und auch zu einem Verlust der Biodiversität. „Die Landwirte benötigen dauerhafte Lösungen, um die Engerlinge zu reduzieren und das Grünland zu schonen, aber auch um Kosten zu senken“, weist Hackl auf laufende Versuche an zwei Standorten im Mühlviertel hin. Auf diesen Flächen werden die gängigsten biologischen und mechanischen Mitteln und Methoden verglichen.
Forschung für die Region
Das Forschungsteam des Interreg-Projektes arbeitet an genau diesen Herausforderungen. Projektleiter Stefan Thurner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betont: „Erhebungen über mehrere Jahre haben gezeigt, dass eine Optimierung der Grünlandnutzung zur Senkung der Betriebskosten essenziell ist, um den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Auch können durch eine abgestufte Bewirtschaftung sowohl in Österreich als auch in Deutschland zusätzliche Förderungen beantragt werden. Die dadurch entstehende heterogene Landschaft bietet ein Habitat für viele Tierarten.“
Das Grünlandmonitoring bestätigt eine gute Artenvielfalt auf allen vier Pilotbetrieben. Ein Betrieb sticht mit durchschnittlich 27 Pflanzenarten pro Fläche deutlich hervor. Neben den Pflanzen im Grünland wird auch die Artenzusammensetzung von Insekten bestimmt. Anhand dieser und noch weiterer betrieblichen Daten werden derzeit Optimierungsvorschläge erstellt, etwa die Neuansaat mit standortgerechten Mischungen, optimierte Düngung, Mahdgutübertragung oder die Neupositionierung von Altgrasstreifen und Biodiversitätsflächen. Übergeordnetes Ziel ist die Vereinbarkeit von ökologischer und ökonomischer Wirtschaftsweise.
Biogespräch am 9. Mai
Das von der EU kofinanzierte Projekt läuft noch zwei Jahre, wichtig ist dabei auch der Dialog zwischen Experten und Landwirten sowie Interessierten. Zu diesem Zweck findet am 9. Mai ein Schlägler Biogespräch in der Bioschule statt. Stefan Thurner spricht dabei über das Thema „Wiesenwunder: Grünland als Biodiversitätshotspot“. Am Nachmittag folgt ein Stationsbetrieb zum Thema Heu, Monitoring und Engerlinge.
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