Oberkappler Schmuggelgeschichten, gewürzt mit französischer Raffinesse
OBERKAPPEL. Die historische Schmuggler-Ära im Rohrbacher Grenzgebiet fand mit dem EU-Beitritt Österreichs vor 30 Jahren ein Ende. Bevor die Schwärzergeschichten in Vergessenheit geraten, hat Anton Stadler aus Oberkappel diese nun im neuen Buch „Grenzenlos in Oberkappel und Umgebung“ niedergeschrieben. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der gebürtige Franzose Hugues Mirault.

Im Bezirk Rohrbach gehörte das Schmuggeln früher beinahe zum Volkssport, trachtete doch der „kleine Mann“ danach, seinen oft kargen Lebensunterhalt mit den heimlich über die Grenze gebrachten Dingen ein wenig aufzubessern. Anton Stadler lernte deshalb schon während seiner Nachkriegs-Kindheit in Dittmannsdorf (Gde. Neustift) diese „Kunst“ von seinem Vater kennen.
Anekdoten in der Saunarunde
Bis vor 30 Jahren war es auch Anton Stadler selbst, der das eine oder andere Mal nicht ganz gesetzeskonform Waren aus dem benachbarten Deutschland in seine Heimat brachte. „Mi kinnatn's ja heit nu einsperrn“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Generell wurden Schwärzergeschichten immer mündlich überliefert, da damals noch empfindliche Strafen drohten. Mittlerweile sind diese „Untaten“ verjährt und so sind viele Schmuggler-Anekdoten im neuen Buch „Grenzlos“ nachzulesen.
Dass Anton Stadler diese niederschrieb, ist dessen Freund, dem Wahl-Hofkirchner und gebürtigen Franzosen Hugues Mirault, zu verdanken. Dieser erzählt: „Wir sind seit Jahren gemeinsam in der Lembacher Saunarunde und saunieren jede Woche. Oft erzählte Anton bei der 'Nachbesprechung' Schmugglergeschichten. Ich habe zu ihm gesagt, er müsse sie aufschreiben, sonst gerät bald all das in Vergessenheit. Schließlich gehört er zur letzten Generation von Schwärzern.“
Kurios mutet an, dass ausgerechnet der Franzose als Bearbeiter und Korrektor der Niederschriften Stadlers fungierte. Mirault ist allerdings vom Fach: Der studierte Germanist und Universitätsprofessor war unter anderem in den 80ern Lehrbeauftragter für Übersetzungswissenschaft am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum und lebte viele Jahre lang in Deutschland, ehe es ihn der Liebe wegen nach Hofkirchen verschlug. Dort lebt er nun mit seiner österreichischen Frau und der gemeinsamen Tochter.
Präsentation im Gasthof Süß
Gemeinsam haben Stadler und Mirault vor drei Jahren mit der Arbeit an ihrem gemeinsamen Buch begonnen. Nach 40 Treffen und vielen Stunden Arbeit wird es nun am Donnerstag, 1. Mai, im Gasthof Süß in Oberkappel bei freiem Eintritt vorgestellt. Dort kann es um 20 Euro käuflich erworben werden. Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgen die Enkeltöchter von Anton Stadler.
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