Ohne Fachkräfte aus fernen Ländern wird Pflege nicht zu stemmen sein
KLEINZELL/GRAMASTETTEN. Der steigende Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften verlangt nach neuen Lösungen. Nachdem bereits einige philippinische Pflegefachkräfte in Altenheimen und Krankenhäusern der Region beschäftigt sind, richtet sich nun der Blick nach Kolumbien. Der Kleinzeller Anton Hochenburger war bei einer Delegationsreise mit dabei.
Als ehemaliger Leiter eines Altenheims kennt Hochenburger die Situation. „Gut ausgebildete Fachkräfte in der Pflege fehlen jetzt schon. In Österreich und im europäischen Umfeld ist es sehr schwierig, Arbeitskräfte für diese anspruchsvollen Tätigkeiten zu gewinnen. Das wird sich in Zukunft nicht mehr ausgehen“, ist er überzeugt. Neben den Philippinen, Vietnam, Indonesien rückt verstärkt Südamerika in den Fokus der Bemühungen zur Fachkräftegewinnung. Anton Hochenburger berichtet von einer Reise, die ihn und weitere österreichische Fachleute nach Kolumbien geführt hat: „Hier gibt es fast 300 Universitäten, die eine international anerkannte Pflegeausbildung anbieten. Die theoretische Ausbildung in Kolumbien ist zum Teil umfangreicher und qualitativ besser als in unserem Land. Die Absolventen haben aber kaum Chancen am heimischen Arbeitsmarkt und streben deshalb einen Job im Ausland an. Auch, weil sie hier besser verdienen und damit die ganze Familie unterstützen können.“
Ganze Familie steht hinter der Ausbildung
Der Kleinzeller nennt Paula als Beispiel: Die junge Frau hat ein vierjähriges Studium zur Diplomkrankenpflegerin abgeschlossen. Diesen Studienplatz, der anders als in Österreich nicht kostenlos ist, konnte sie nur mit Hilfe von Mama, Opa, Schwester und Schwager finanzieren. Momentan besucht Paula eine österreichische Sprachschule für Deutsch und hofft, bald in Oberösterreich ihren Beruf ausüben zu können.
Bei einem Besuch in ihrem einfachen, gut gesicherten Häuschen in Bogota bekamen die Besucher einen Einblick in die Lebenssituation in Kolumbien. „Der Empfang war sehr herzlich“, erzählt Hochenburger: „Der Großvater war sichtlich stolz auf seine Enkeltochter. Die Schwester und der Schwager erzählten, ihre eigene Tochter würde in Polen leben und arbeiten. Die Mutter von Paula schwankte zwischen Stolz und dem Bewusstsein, ihre Tochter bald nicht mehr um sich zu haben. Allen gemeinsam war die Hoffnung auf ein besseres Leben und etwas Wohlstand.“
Kolumbianische Fachkräfte fürs Altenheim Gramastetten
So wie Paula, die bald in einem oö. Krankenhaus oder Altenheim arbeiten wird, werden dank der guten Zusammenarbeit zwischen Österreich und Kolumbien bei der Vermittlung von Fachkräften einige Pflegefachkräfte nach Österreich reisen. „Ohne diese wird es nicht gehen“, betont der Kleinzeller. Auch im Altenheim Gramastetten werden im Laufe des Jahres Kolumbianerinnen ihre Arbeit in der Pflege beginnen. Herausforderung bleibt natürlich die Auseinandersetzung mit der fremden Kultur, den sprachlichen Herausforderungen und den Dialektausdrücken. „Als gut ausgebildete Pflegefachkräfte werden sie ihren Platz in der neuen Heimat finden“, ist Hochenburger überzeugt.
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