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Haslacher Artenschützer zu Elch Emil: „Mehr Gelassenheit wäre schön“

Martina Gahleitner, 20.09.2025 15:50

HASLACH/OÖ (UPDATE). Auf der Suche nach neuem Lebensraum und Artgenossen ist Elch Emil von Polen über Tschechien nach Österreich gewandert und durchquert jetzt auch Oberösterreich. „Er ist ein schönes Beispiel, dass Wildtiere auf alten Routen doch noch durchkommen und Biokorridore nutzen“, sagt der Haslacher Biologe, Wildökologe und Artenschützer Thomas Engleder. Er würde sich für Emil mehr Gelassenheit wünschen.

  1 / 3   Der junge Elch Emil durchstreift derzeit Oberösterreich. (Foto: TEAM FOTOKERSCHI / BERNADETTE KERSCHBAUMMAYR)

„Gut wäre, den Elch weiterhin durch brenzlige Situationen durchzulotsen, aber ihn seines Weges ziehen zu lassen“, sagt Thomas Engleder, der Natur- und Artenhilfsprojekte umsetzt. „Emil hat in der Bevölkerung große Sympathien. Natürlich rennt nicht alles ganz rund und man sollte genügend Abstand halten, das Tier nicht bedrängen, lieber mit Zoom fotografieren und mit Fernglas beobachten. Aber wie Polizei und auch ÖBB dem Wildtier auf seiner Wanderschaft bisher sicheres Geleit gegeben haben, wurde gut gemacht.“

Betäubung wäre enormer Stress für Emil

Schwierig stellt er sich allerdings eine vom Land OÖ in Option gestellte Betäubung und Transferierung von Emil an die böhmische Grenze vor. „Das ist bei einem Wildtier nicht so einfach, wie es klingt.“ Er erinnert an einen Fall vor einigen Jahren bei Brünn: „Damals hat eine Elchkuh so eine Aktion nicht überlebt. Das ist für ein Wildtier ein enormer Stress. Außerdem, wo bringt man das Tier hin?“

Wie Thomas Engleder weiß, gab es bis vor wenigen Jahren regelmäßige Nachweise und Bilder auf Fotofallen von einer kleinen Elchpopulation im östlichen Teil des Landschaftsschutzgebietes Sumava und im Naturpark Vysebrodsko an der böhmisch-österreichischen Grenze. „Der Zustand dieser Population ist aber unklar. In den letzten Jahren sind diese Nachweise ausgeblieben, vor allem nachdem in dem Gebiet drei Elche überfahren und getötet wurden. Emil könnte eine Auffrischung sein für diese kleine Population, wenn es sie denn noch gibt. Ansonsten muss Emil weiterziehen. Aber ich würde Emil die Chance geben das selbst herauszufinden.“ Die Wanderung von Elch Emil sei spannend. „Ich wäre froh, wenn wir weiter beobachten könnten, wie und wo seine Wanderung weitergeht und endet. Hoffentlich in einem geeigneten Lebensraum mit Artgenossen“, sagt der Haslacher.  

Wanderungen sind wichtig für Gen-Austausch

Elche beschäftigen ihn schon lange. Irgendwann hat Engleder angefangen, diese Beobachtungen und Nachweise zu sammeln – etwa vom toten Jungtier bei Keppling oder anderen Elche entlang der Grenze. Der Böhmerwald gilt als südlichste Verbreitung dieser Art. 2021 hat der Wildökologe und Artenschutzfachmann gemeinsam mit tschechischen und bayerischen Kollegen alle Elchnachweise aus der Dreiländer-Region zusammengefasst und einen wissenschaftlichen Artikel geschrieben (https://www.researchgate.net/publication/350516463_The_declining_occurrence_of_moose_Alces_alces_at_the_southernmost_edge_of_its_range_raise_conservation_concerns)

Solche Wanderschaften beim Elch und anderen Wildtieren jedenfalls sind wichtig zum Gen-Austausch und zur Gesunderhaltung von Populationen. „Wegen unserer intensiven Landnutzung wird das immer schwieriger. Elch Emil ist ein gewisser Draufgänger und ein schönes Beispiel, dass Wildtiere auf alten Routen doch noch durchkommen und Biokorridore nutzen. Von dem her kann man von Elch Emil viel lernen. Es ist ja schon spannend, wie der durch die Landschaft wandert.“ Bei Ybbs etwa hat er die Grünbrücke über die A1 gefunden. „Das ist kein Zufall, sondern spricht sehr für das Tier und für die Menschen, die diese Grünbrücke geplant und gebaut haben. Emil zeigt, wie wichtig und notwendig wildökologische Planung und Wildtierkorridore sind.“

UPDATE: Emil vor Autobahn betäubt

Wie die OÖ Nachrichten berichten, wurde der junge Elch Montagfrüh rund 200 Meter vor der Autobahnauffahrt in Sattledt betäubt. Damit wollte man eine Gefahr für Autofahrer verhindern. Er soll im Bezirk Rohrbach wieder in freier Wildbahn ausgesetzt werden – mit dem Ziel, dass er seinen Weg in Richtung des tschechischen Nationalparks Šumava findet.


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