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Severin Falkinger: „Jugendarbeit in der Kirche ist eine Herausforderung“

Petra Hanner, 21.10.2025 18:45

BEZIRK ROHRBACH. Mit Severin Falkinger wurde ein Mann in den pastoralen Dienst entsandt, dessen Weg zur Kirche nicht unbedingt vorherzusehen war. Der Putzleinsdorfer ist seit 2023 Leiter des Regionsteams für Jugendpastoral im Oberen Mühlviertel und will Jugendlichen zeigen, dass Kirche mehr sein kann als veraltete Strukturen und fromme Texte.

Severin Falkinger (Foto: Franz Raab)
Severin Falkinger (Foto: Franz Raab)

„Ich selbst bin klassisch kirchlich sozialisiert“, sagt Falkinger. „Ich war zuerst Ministrant, dann Ministrantenbetreuer und dann Jungscharleiter.“ Doch dass er einmal seinen Beruf und seine Berufung in der Kirche finden würde, war so nicht abzusehen: Nach der Matura studierte er Wirtschaftswissenschaften, Schwerpunkt Finanzwirtschaft. Die Entwicklungen auf der Welt waren für ihn aber Grund genug, nicht in diesem Bereich tätig zu werden. Auf der Suche nach einem Job kam ihm eine offene Stelle im Jugendzentrum Rohrbach in die Quere. Durch eine Zusammenarbeit mit dem Treffpunkt mensch & arbeit kam er dort erstmals auch mit kirchlich geprägter Jugendarbeit in Kontakt.

Neustart in Jugendpastoral

Nach einer fast dreijährigen Zwischenstation im afrikanischen Land Malawi kehrte er samt Frau und Kindern im Jahr 2021 wieder nach Österreich zurück. Dank seiner früheren Kontakte in die Jugendarbeit eröffnete sich für ihn eine Stelle als Beauftragter für Jugendpastoral in den Dekanaten St. Johann und Sarleinsbach.

Seit 2023 ist er Leiter der Jugendpastoral im Oberen Mühlviertel. Diese Arbeit umfasst alles, was mit kirchlicher Jugendarbeit zu tun hat – von der Jungschar über Firmlinge bis zu Ministranten. „Wir unterstützen die Pfarren etwa bei der Firmvorbereitung und entwickeln gemeinsam Inhalte, organisieren Veranstaltungen oder kümmern uns um Jugendtreffs. Unser Team im Bezirk besteht aus drei Personen plus Jugendseelsorger Jakob Eckerstorfer vom Stift Schlägl. Wir sind die Schnittstelle zu den Diözesanbüros“, erklärt Severin Falkinger.

Kaum noch Angebote

Doch die Arbeit ist nicht einfach. „Früher gab es klare Strukturen für junge Leute in der Kirche – Jungschar, Katholische Jugend. Das hat sich stark verändert. In vielen Pfarren gibt es kaum noch Angebote.“ Das größte Problem sei der fehlende Kontakt zu den Jungen. „Deshalb gehen wir heuer mit unserer ,Festl-Seelsorge dorthin, wo Jugendliche sind.“ Auf regionalen Festen, etwa am Zeltfest Arnreit, war das Team vertreten, bot Spiele und eine Handy-Ladestation an. „Wir haben bemerkt, wie groß der Gesprächsbedarf ist. Zuhören und Halt geben ist ganz sicher unsere wichtigste Aufgabe.“

Orientierung statt Predigt

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf sogenannten Orientierungstagen mit Schulklassen. „Solche Tage stehen unter einem Thema, beispielsweise Klassengemeinschaft oder Berufsorientierung. Der Glaube steht dabei nicht im Vordergrund. Es geht vielmehr um Halt, Orientierung und Begegnung.“ In den Gesprächen mit den jungen Menschen ergebe sich heute ein distanziertes Bild von Kirche, sagt Falkinger. „Die Rückmeldungen sind oft: Kirche ist fad, altmodisch, unverständlich. Dabei ist sie viel mehr! Sie kann auch in einem stillen Moment spürbar werden, in einem besinnlichen Text oder einer Kerze.“ Er selbst habe auch Phasen gehabt, in denen er mit der Kirche gehadert habe. „Aber ich habe auch eine andere Form des Glaubens kennengelernt, etwa in Taizé-Gebeten oder stillen Besinnungen. Das hat mich gestärkt.“

Kirche in Bewegung halten

Ihn freut es, dass gerade die Diözese Linz sehr offen für Neues sei und die Jugendpastoral viel ausprobieren darf. Das sei nicht überall so und konservative Strömungen innerhalb der Kirche nehmen zu: „Auch unter Jugendlichen – vielleicht, weil sie klare Antworten in Phasen bieten, in denen sie nach Orientierung suchen. Die Kirche darf aber keine Angst vor Veränderung haben, wenn sie wieder viele jungen Menschen erreichen will.“

Die Zahl der Katholiken nimmt auch im Bezirk Rohrbach stetig ab, denn Kirche ist heute nur noch einer von vielen „Sinnanbietern“. „Es gibt immer mehr freie Hochzeiten oder Kinderwillkommensfeiern statt Taufen, weil Eltern ihren Kindern den Glauben nicht mehr selbstverständlich vorleben. Bei der Festl-Seelsorge hat ein Bursch lange mit mir diskutiert und mir schlussendlich erzählt, dass er mit sonst niemandem über dieses Thema reden kann. Die heutige Eltern-Generation ist selbst schon ziemlich weit von der Kirche entfernt.“

Jugendmesse neu: Feia fonga

Um positiver Veränderung Raum zu geben, stellt das Regionsteam die Jugendmessen im Stift Schlägl unter dem Titel „Feia fonga“ neu auf. „In den letzten Jahren sind diese Messen manchmal schon fast zu einem Konzert ausgeartet, bei dem es aber kaum mehr möglich war, selbst mitzusingen. Außerdem ist das Publikum merklich älter geworden. Viele Besucher waren Leute, die vor 20 Jahren mit den Jugendmessen erwachsen geworden sind – aber Jugendliche selbst waren kaum mehr da. Das möchten wir ändern und bereiten die Messen wieder mit einer Gruppe Jugendlicher vor. Das Publikum wird auch wieder aktiver eingebunden sein“, verspricht Falkinger. Feia fonga findet wieder am 6. Dezember um 19.30 Uhr in der Stiftskirche statt.

Dazwischen gibt es in der Stifts-Krypta alle zwei Monate Taizé-Gebete – besinnlich, ruhig, mit Liedern und Raum für Gespräche bei Tee im Anschluss. „Ziel ist es, eine Gruppe zu etablieren, die vielleicht einmal gemeinsam nach Taizé reist“, so Falkinger. Nächster Termin: Samstag, 8. November, 19.30 Uhr.


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