Engagierter Verein gibt seltenem Waldvieh sein altes Zuhause im Böhmerwald zurück
ULRICHSBERG. Große Ziele hat sich der vor einem Jahr gegründete Verein Böhmerwaldvieh mit Sitz in Ulrichsberg gesetzt: Die 18 Mitglieder widmen sich nicht nur der Zucht der seltenen Hinterwälder Rinder, sondern auch dem Erhalt ökologisch wertvoller Flächen.
Bis etwa 1930 war das bei uns genannte „Wäldervieh“ im Böhmerwald heimisch. Einer, der diese Rasse wieder zurückbrachte, war Hermann Gabriel, der seine Wurzeln im benachbarten Oberplan (CZ) hat und als Geschäftsführer des Rinderzuchtverbandes Vöcklabruck tätig war. Aus Erinnerungen an seine Kindheit im Böhmerwald begann er vor vielen Jahren erneut mit einer kleinen Zucht, doch diese drohte nun verloren zu gehen. Um das zu verhindern, gründete sich im Vorjahr der Verein Böhmerwaldvieh. Er übernahm Gabriels Bestand und wurde im Dorf Sonnenwald in Ulrichsberg aktiv.
Viel Know-how im Verein
Obmann ist Josef Hofer aus Arnreit, selbst Landwirt und Forstwirtschaftsmeister im Stift Schlägl, das dem Verein die Flächen zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellt und die Initiative nach Kräften unterstützt. „In unserem Verein bringen viele ihr Wissen ein, von verschiedensten Handwerkern über Bezirksförster und Naturschutzbeauftragten Rupert Fartacek und seinen tschechischen Kollegen Boris Hulka bis hin zum Schlägler Chorherrn“, freut sich Obmann Hofer. „Wir züchten mit dem Hinterwälder Rind eine Form des alten Böhmerwaldviehs. Derzeit stehen neun Tiere in Mutterkuhhaltung auf den Weiden in Sonnenwald. Das Hinterwälder Rind eignet sich besonders für den Böhmerwald, da es klein, leicht und an feuchte, tiefgründige Böden angepasst ist. Wir bewirtschaften 15,1 Hektar Grün- und Weideland, wollen aber weitere Flächen beweiden. Entsprechend soll auch der Viehbestand wachsen. Diese Bewirtschaftung ist wichtig, damit die Flächen offen bleiben und ihr ökologischer Wert erhalten wird.“
Seltene Arten schützen
Europaschutz-Gebietsbetreuer Rupert Fartacek ergänzt: „Auf den Wiesen sollen in Zukunft wieder Braunkehlchen und Wachtelkönig brüten – beides bedrohte Vogelarten. Auch der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ein seltener Schmetterling, findet hier wieder Lebensraum. Da wir die Flächen nur einmal jährlich zur Heuernte mähen, bleiben sie wichtige Rückzugsorte für die gefährdeten Arten.“
Hochwertiges Fleisch
Ein weiteres Ziel des Vereins ist die Produktion von hochwertigem Fleisch. „Wir verzichten komplett auf Silofutter, Getreide und Kraftfutter. Unsere Rinder fressen ausschließlich Heu und Gras. Noch ist die Fleischmenge überschaubar und wird vereinsintern genutzt. Mit wachsendem Viehbestand wollen wir es aber auch regional verkaufen“, erklärt Hofer.
Freiwilliges Engagement
Im Vorjahr errichtete der Verein in Eigenregie einen kleinen Stall in Sonnenwald, heuer folgten ein Heulager und 4,7 Kilometer Weidezaun. Die Mitglieder leisteten dafür rund 2.800 freiwillige Arbeitsstunden. Den Alltag auf dem Hof übernehmen die Dorfbewohner von Sonnenwald, die ebenfalls Vereinsmitglieder sind.
Neue Brachflächen nutzen
Als nächstes Ziel will der Verein angrenzende Brachflächen in Tschechien beweiden. Dafür laufen derzeit Verhandlungen mit den zuständigen Behörden. Obmann Hofer ist aber zuversichtlich, dass diese erfolgreich abgeschlossen werden können und das Projekt über die Grenze wachsen darf.
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