Leserbrief: "Ohrenschmerzen? Bitte erst eine kleine Reise antreten"
ROHRBACH-BERG. Auf der Suche nach Hilfe wegen ihrer akuten Ohrenschmerzen musste die Rohrbach-Bergerin Petra Grünzweil schlechte Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung machen. In einem Leserbrief schildert sie diese.
Ich hätte nicht gedacht, dass akute Ohrenschmerzen heute zu einer Art Ausdauerprüfung werden. Doch genau das ist mir heute in Rohrbach passiert. Mit stechenden Schmerzen rief ich beim HNO-Facharzt an – in der Hoffnung, dass dort geholfen wird. Die Antwort war jedoch kurz und ernüchternd: „Akute Patienten nehmen wir nicht. Außer Nasenbluten – das veröden wir.“ Für alles andere solle ich bitte zum Hausarzt gehen.
Ein nachvollziehbarer Vorschlag – wäre die Hausarztpraxis heute nicht schon geschlossen gewesen. Also der nächste Tipp: den hausärztlichen Notdienst kontaktieren. Der diensthabende Notdienst befindet sich allerdings nicht in Rohrbach, sondern in einer anderen Gemeinde. Wer kein Auto hat, wie ich, darf also erstmal Busverbindungen prüfen. Vielleicht fährt einer, vielleicht auch nicht. Schmerzen hin oder her – Mobilität bitte selbst organisieren.
Man stelle sich das vor: Wir reden ständig darüber, wie wichtig medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sei. Gleichzeitig wird man mit akuten Beschwerden von Tür zu Tür geschickt – ohne, dass irgendwo tatsächlich behandelt wird. Es geht hier nicht um Luxus, sondern um Grundversorgung.
Niemandem soll hier persönlich ein Vorwurf gemacht werden. Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte arbeiten ohnehin schon am Limit. Aber es darf nicht sein, dass man mit Schmerzen quasi „auf Wanderschaft“ geschickt wird, nur um überhaupt irgendwo Hilfe zu bekommen.
Gesundheitsversorgung sollte erreichbar sein – im wahrsten Sinne des Wortes.
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