Grenzgeschichten: Das Moldauherz bleibt im Lipno See verborgen
Im Tal der Moldau, wo einst der Fluss in Windungen malerisch einher floss, breitet sich heute der Lipno Stausee aus. Wie ein Silberband glänzten ihre Windungen in der Sonne. Eine der Flusswindungen in Form eines Herzens bildete das sagenumwobene Moldauherz.
Dort wo die Moldau malerisch talauswärts floss, breitet sich heute das „Böhmerwaldmeer“ aus, das unter sich das Moldauherz begrub. Das Holzfällerdorf Lipno, das vom Wasser überflutet ist, gab dem Stausee seinen Namen. Mit diesem Dorf versanken an die fünfzig Häuser von Heuraffl, das Dorf Untermoldau und die Streusiedlungen der Kapellner, Lindner und Multerberger Waldhäuser. Dem Moldaustrom entlang lagen die Arbeitsstätten der hier lebenden Kleinlandwirte, wie die Papier- und Pappe erzeugenden Betriebe, die Sägewerke und Kohlebrenneranlagen. Sogar aus den Mühlviertler grenznahen Dörfern zog es die Kleinlandwirte bis zum Jahr 1948 hinein zur Arbeit. Heute breitet sich dort der Stausee in einer Länge von 45 Kilometer und einer Breite von elf Kilometer aus. Unmittelbar hinter Lipno befindet sich die Talsperre. Hier stürzt in einem Druckstollen das Moldauwasser 135 Meter in die Tiefe zum E-Werk. Von Lipno wird es zu einem zweiten Kraftwerk in Druckrohren abgeleitet.
Als das Bauwerk im Jahr 1959 fertiggestellt war, entstand am See das größte Erholungszentrum Böhmens. Alle Straßenverbindungen mussten vor dem Vollstau an die Ufer verlegt und verbliebenen Kleinanwesen gerodet werden. Auf der weiten Wasserfläche tummeln sich heute vom Frühling bis zum Herbst unzählige Bote und Ausflugschiffe.
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