Österreich ist gemütlich. Kann aber auch ganz anders
Zumindest beim Zugfahren. Das zeigt die Rangliste der Hochgeschwindigkeitszüge, die der Reisespezialist GoEuro kürzlich erstellt hat. Österreich erreicht darin den sehr guten 9. Platz – noch vor Ländern wie Schweden, Russland, den Niederlanden oder den USA.
Die gute Platzierung hat das kleine Land vor allem dem hohen Prozent an Einwohnern, die in einer Gemeinde mit direkter Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz wohnen, zu verdanken. 27,55 % der Menschen sind hierzulande nämlich direkt an das Schnellzugnetz angeschlossen, ein Wert, den kein anderes europäisches Land erreicht (und der noch etwas höher läge, würde man auf der Westbahnstrecke einige Haltestellen mehr einplanen).
Nach wie vor an der Spitze: Die Asiaten
Mit den Schnellzugpionieren aus Asien kann aber auch Österreich nicht ganz mithalten: Über 44 % der Bürger haben in Südkorea direkten Anschluss an das Hochgeschwindigkeitsnetz, mehr als 36 % sind es in Japan. Dabei muss allerdings in Rechnung gestellt werden, dass die Siedlungsstruktur beider Staaten die Werte in die Höhe treibt: Südkorea ist fünfmal, Japan über dreimal so dicht besiedelt wie Österreich, die Hauptstädte Seoul und Tokio gehören zu den vier größten Metropolregionen der Welt. Das macht es natürlich einfacher, einem Großteil der Bevölkerung Zugang zu den Hochgeschwindigkeitszügen zu verschaffen. Zudem gilt gerade Japan als Pionier der Schnellzüge. Bereits 1964 wurde dort die erste Shinkansen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Tokio und Osaka eröffnet. Der 230 km/h schnelle österreichische Railjet wurde hingegen erst 2008 in Betrieb genommen.
Rekorde und Realitäten
Beeindruckende Zahlen erreichen uns aus Japan auch in Sachen Rekordgeschwindigkeit. Das schnellste jemals in Japan gemessene Tempo betrug 603 km/h, aber auch die französischen TGV-Züge könnten ganz schön schnell sein: 575 km/h. Im Regelbetrieb wird in beiden Ländern jedoch „nur“ mit 320 km/h gefahren, ebenso schnell wie die Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland und Spanien. Für Reisende ist aber vielleicht ein ganz anderes Bewertungskriterium der Experten von GoEuro entscheidend: Der Preis pro Schnellzugkilometer. Auch hier kann man sich in Österreich mit 18 Cent pro Kilometer nicht beschweren, gelten doch die Railjetzüge als äußerst komfortabel und zuverlässig. Wer hingegen nicht nur in Österreich zügig unterwegs sein, sondern schnell durch Europa reisen will, wird sich freuen. Während Frankreich, Deutschland und Norwegen minimal teurer (19 Cent pro Kilometer) sind, kann man in Schweden (17 Cent pro Kilometer), Italien (15 Cent pro Kilometer), Spanien und den Niederlanden (12 Cent pro Kilometer) sowie Polen (8 Cent pro Kilometer) und der Türkei (3 Cent pro Kilometer) sogar noch billiger Schnellzug fahren. In Finnland und Belgien wird es mit über 30 Cent pro Kilometer hingegen teuer. Na dann, gute Reise!
Bild: © Leonid Adronov, fotolia.com
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden