Nicht immer harmlos: Was hinter kalten Fingern und Zehen stecken kann
BEZIRK ROHRBACH. Wer im Winter ständig an Händen und Füßen friert und auch Handschuhe, dicke Socken, Finger- und Zehenwärmer nicht ausreichen, sollte ärztlichen Rat einholen.
Die Blutgefäße in Fingern und Zehen sind besonders kälteempfindlich, deswegen sind dies auch die ersten Körperteile, die kalt werden. Ist aber nicht zu dünne Kleidung schuld an eiskalten, schmerzenden oder gar tauben Fingern und Zehen, können dahinter Risikofaktoren oder eine Gefäßerkrankung stecken. Rauchen etwa wirkt sich negativ auf die Durchblutung aus, ebenso mangelnde Bewegung, zu wenig Flüssigkeitszufuhr, Alkohol, Schlafmangel, Stress, ein zu niedriger Blutdruck oder eine bestehende Essstörung.
Verdacht auf Raynaud-Syndrom
Können diese Risikofaktoren ausgeschlossen werden, rät Assistenzarzt Andreas Rafetseder, Facharzt für Innere Medizin in Ausbildung am Klinikum Rohrbach, die Ursache medizinisch abzuklären. „Solche Symptome können auch auf das Raynaud-Syndrom hinweisen, das schwere Durchblutungsstörungen verursachen kann. Diese treten meistens plötzlich und wiederholt auf, mitunter sogar in Form von Krämpfen.“ Auch dahinter können Risikofaktoren wie Rauchen, erbliche Vorbelastung, Rheuma oder Arteriosklerose sowie Nebenwirkungen von Medikamenten liegen. Häufiger und speziell bei Frauen zwischen 20 und 40 Jahren tritt allerdings das primäre Raynaud-Syndrom ohne spezifische Ursache auf, bei dem Gewebe dauerhaft geschädigt werden kann. Auslöser sind meist Kälte oder psychische Belastungen wie Stress und Depressionen.
Der richtige Zeitpunkt für den ärztlichen Check
Prinzipiell sollten sich Menschen, die neben ungewöhnlich kalten Fingern und Zehen auch unter Hautveränderungen und Hautverfärbungen, Schmerzen, Kribbeln, einem Taubheitsgefühl oder Schwellungen leiden, rasch ärztlichen Rat einholen. Erste Ansprechperson für eine Diagnose ist der Hausarzt des Vertrauens, in weiterer Folge können diese beispielsweise auch zu Gefäßspezialisten überweisen. „Bei der Untersuchung wird abgeklärt, ob mögliche Risikofaktoren oder auch eine chronische Erkrankung wie Diabetes, Rheuma, eine Hormon- oder Stoffwechselstörung vorliegen“, erklärt Rafetseder.
Therapie
In vielen Fällen kann ein Raynaud-Syndrom gut therapiert werden. Manchmal wirkt sich bereits eine Umstellung der Lebensgewohnheiten positiv aus, manchmal helfen Medikamente, und generell sollten Auslöser möglichst vermieden werden. Nur in seltenen Fällen ist eine Operation notwendig. Zusätzlich können Patienten ihre Durchblutung mit Massagen und Wechselduschen, Wärme, einer ausgewogenen, gesunden Ernährung, einem Rauchstopp sowie Entspannungstechniken deutlich verbessern.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden