Naturtipp im Juli: Warum die Störche die Böhmerwaldregion lieben
BÖHMERWALD. Im nördlichen Mühlviertel kannten wir die Weißstörche vorerst nur von gelegentlichen Beobachtungen während der Zugzeiten im Frühling und im Herbst. Erste Anzeichen einer beginnenden Besiedelung des Mühlviertels, ausgehend von der Weißstorchenpopulation in Südböhmen, waren ein Brutpaar in Freistadt 1983 und eines 1996 in Haslach an der Mühl.
Die Weißstörche, die wohl schon viele hundert Jahre in der Nähe von uns Menschen leben, zählen zu den bekanntesten Vogelarten. Auch die Wissenschaft hat sich schon sehr früh mit der Erforschung ihrer Lebensweise befasst. Heute wissen wir über das Leben der Weißstörche mehr als über das der meisten anderen Vogelarten. Anders als die Graureiher und Silberreiher fliegen Störche immer mit ausgestrecktem Hals. Besonders gern segeln sie kreisend im Aufwind über der Landschaft. Das ist auch der Grund, warum sie bei ihrem Zug nicht über die Alpen und das Mittelmeer fliegen, sondern den Landweg über Spanien und Gibraltar oder über den Balkan, die Türkei, den Libanon, Israel und die Halbinsel Sinai als Ost-Flugrouten nach Afrika wählen.
Idealer Lebensraum dank Nationalparks
Im Laufe des Aprils treffen beide Storcharten bei uns in der Böhmerwaldregion ein. So wie die allseits bekannten Weißstörche sind auch die nahe verwandten Schwarzstörche schwarz-weiß-rot gefärbt. Durch ihr schwarzes Federkleid mit metallisch grünem Glanz, weißem Bauch und rotem Schnabel unterscheiden sie sich deutlich von ihren weißen Verwandten. Schwarzstörche errichten ihre Kinderstube in urwüchsigen Laub- und Mischwäldern und sind ganz selten zu beobachten. Dank großer zusammenhängender Waldgebiete mit klaren Gewässern und den beiden Nationalparks auf bayerischer und südböhmischer Seite finden sie in der Böhmerwaldregion einen idealen Lebensraum.
Bestand geht zurück
Trotz aller Unterschiede in der Lebensweise haben die beiden Verwandten leider eines gemeinsam: Sie gehen in ihrem Bestand durch die Klimakrise zurück. Heftige Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h mit Starkregen, die die Bäche und Flüsse in der Region zu reißenden Gewässern werden lassen, sowie Hagelgewitter mit tennisballgroßen Eiskugeln verursachen besonders bei den Jungstörchen verheerende Schäden. So wurden zum Beispiel 2021 in der bayerischen Kreishauptstadt Grafenau beide Jungstörche von Hagelkugeln erschlagen.
Weißstorchenmonitoring 2022
Das Team der Österreichischen Naturschutzjugend (önj) Haslach beobachtet die Entwicklung der Storchenpopulation in einem Monitoring-Langzeitprojekt seit 1996. Dabei werden nicht nur die Brutpaare im nördlichen Mühlviertel erfasst, sondern über beide Grenzen hinweg, beginnend in der Kreishauptstadt Grafenau im Bayerischen Wald bis Malonty/ Meinetschlag in Südböhmen die Anzahl aller Horstpaare und deren Nachwuchs notiert. Aktuell konnten heuer elf besetzte Weißstorch-Horste mit 20 Jungstörchen gezählt werden.
Wesentlich schwieriger erweist sich das Erfassen der Schwarzstorch-Brutpaare. Die Horste der scheuen Vögel sind nicht leicht zu finden und müssen geheim bleiben, da Schwarzstörche sehr empfindlich auf Störungen in der Nähe ihrer Horstbäume reagieren.
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