Erinnerungen an damals teilen beim Erzählcafé im Stefansplatzerl
ST. STEFAN-AFIESL. Nach dem großen Erfolg des Erzählcafés der Bibliothek St. Stefan-Afiesl mit Fritz Bertlwieser im vergangenen Jahr wird es am 24. August wieder ein solches geben.
Der bekannte Heimatforscher Fritz Bertlwieser, bekannt durch seine Bücher (u.a. „Verlorene Böhmerwaldheimat“), wird auf Einladung des Bibliotheks-Teams wieder einen informativen Nachmittag im Stefansplatzerl zusammenstellen. Die Themen sind diesmal Vertreibung aus Böhmen und Wiederaufbau.
Gebrandmarkt & vertrieben
Fritz Bertlwieser, dessen Urgroßeltern bis 1840 in Afiesl lebten und dann in Reiterschlag ein Bauernhaus erwarben, geht in seinem Powerpoint-Vortrag nur kurz auf die Vorgeschichte der Vertreibung ein, um mehr Zeit zu haben dafür, wie die Leute die Tage und Wochen vor der Vertreibung erlebten und dann den bitteren Weg der Vertreibung gehen mussten. Aufgrund der Benes-Dekrete wurde man enteignet, war gebrandmarkt durch das Tragen der Armbinden mit der Aufschrift N (Nemecki = Deutscher), durfte keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen, keinen Alkohol kaufen und musste ständig Vieh abliefern. Man war nur mehr Arbeitssklave am eigenen Hof.
Schweres Los
Von den rund 2.200 Einwohnern der Pfarre Deutsch Reichenau wurden rund 80 Prozent unter katastrophalsten Bedingungen im Viehwaggon nach Deutschland abgeschoben, rund 17 Prozent mussten das Land Richtung Österreich verlassen, und der Rest wurden ins tschechische Landesinnere zur Arbeit auf Kolchosen zwangsumgesiedelt. In den 1950er-Jahren wurden alle 16 Dörfer der Pfarre Deutsch Reichenau mit ihren rund 430 Häusern sowie der Pfarrkirche durch tschechische Sprengkommandos dem Erdboden gleichgemacht. Damit war 750-jähriges, bäuerlich geprägtes Kulturland für immer ausgelöscht.
Nach Bertlwiesers Vortrag sind alle Besucher eingeladen, ihre eigenen, persönlichen oder überlieferten Erinnerungen aus dieser schlimmen Zeit zu erzählen.
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