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Damit sich Kälberaufzucht auf dem Milchbetrieb lohnt

Martina Gahleitner, 03.02.2021 11:10

AUBERG/OÖ. Eine wertvolle Absatzmöglichkeit für Kälber schafft Lebensmittelhändler Hofer mit einem neuen „Zurück zum Ursprung“-Projekt. Damit wird zugleich dem viel diskutierten Kälbertransport ins Ausland entgegengewirkt. Bauern aus der Region werden dafür gesucht.

Stefan Hofer, der „Hollerberger“ aus Auberg, setzt auf die neue Vermarktungsmöglichkeit für Kalbfleisch. Denn so lohnt es sich auch wirtschaftlich, wenn Stierkälber in den ersten Lebensmonaten bei der Mutterkuh am Betrieb bleiben. Foto: Weihbold

Wertvolle Nutztiere mit Achtung und Respekt zu behandeln, ist ein grundlegender Teil der ganzheitlichen Denk- und Handlungsweise der Bio- und Nachhaltigkeitsexklusivmarke „Zurück zum Ursprung“. Deshalb steht auch ein wertschätzender Umgang mit männlichen Jungtieren im Fokus. Analog zum Projekt „Hahn im Glück“, mit dem seit einigen Jahren in Ursprungs-Betrieben auch männliche Küken aufgezogen werden, nimmt man sich jetzt um die Stierkälber an. Denn in einer stark von der Milchwirtschaft geprägten Region fehlen attraktive Absatzmöglichkeiten für die heimischen Bio-Landwirte.

Kälber sollen am Betrieb bleiben

Das kann Stefan Hofer, Bio-Heumilchbauer aus Auberg, bestätigen: 30 Kühe mitsamt ihrer Nachzucht stehen beim Hollerberger im Stall. „Uns ist schon immer wichtig, dass die Kälber, auch die männlichen, bei der Mutterkuh am Betrieb bleiben. Die Problematik im Bio-Bereich ist, dass die Aufzuchtkosten nicht abgegolten werden.“ Denn Milch, die das Kalb trinkt, könne er natürlich nicht liefern. Während es für Bio-Milch einen Aufschlag gibt, bekommt er für sein Bio-Kalb denselben Verkaufserlös wie für ein konventionelles. Viele Bio-Bauern würden daher die männlichen Kälber bereits nach rund zwei Wochen zu einem Mäster bringen, sagt Hofer. Vielfach endet der Lebensweg eines Kalbes dann beim stressigen, belastenden Transport ins Ausland. Genau dieser Problematik nimmt sich Hofer mit seinem Pionierprojekt „Bruderwohl“ an.

Rechnung geht auf

Mit dem „Zurück zum Ursprung“-Projekt lohnt sich dank des Bio-Aufschlags für das Kalbfleisch die Aufzucht in einem Milchbetrieb. „Der Verkaufserlös liegt bei etwa 800 bis 1.000 Euro für ein Kalb, das sind 150 Euro Mehrerlös“, informiert Stefan Hofer. Die Rechnung geht demnach für den überzeugten Bio-Bauern auf. Noch dazu, weil die Vollmilchkälber kraftfutterfrei aufwachsen, den Großteil des Jahres ohnehin auf der Weide. Das Aufwachsen der männlichen Jungtiere konnte von Beginn an bei allen „Zurück zum Ursprung“-Ziegen- und -Schafmilchbetrieben sichergestellt werden. Die männlichen Kälber der Milchwirtschaft stellen hingegen die größte Herausforderung dar. Aus diesem Grund hat „Zurück zum Ursprung“ ein Pilotprojekt in der Region Mühlviertel gestartet, um Erfahrungswerte für eine weitere Ausrollung des Projektes zu sammeln. Mittlerweile wurde das Projekt auf zusätzliche Regionen ausgeweitet.

Mitstreiter gesucht

Nach einer erfolgreichen Pilotphase mit Sonnberg Bio-Fleisch in Unterweißenbach will man jetzt das Projekt ausbauen. Dafür braucht es Ursprungs-Milchbetriebe aus der Region, die ihre Kälber zum Mühlviertler Bio-Fleischer bringen, wo sie geschlachtet und weiterverarbeitet werden. Gut 380 sollen es für den Anfang sein, dann sollen immer mehr dazukommen, damit es nicht bei Einzelaktionen bleibt. Im Herbst will Hofer das hochwertige Kalbfleisch bzw. die Kalbfleisch-Produkte ins Regal bringen. Sinn und Zweck des Pilotprojektes war es auch, herauszufinden, welche Produkte von den Konsumenten angenommen werden. Denn die Verhältnismäßigkeit zum bestehenden Angebot steht im Vordergrund – niemand habe etwas davon, wenn hochwertiges Bio-Fleisch im Regal liegen bleibe.

Für Stefan Hofer steht fest, dass seine Kälber weiterhin am Fuße des Hollerbergs aufwachsen sollen, und er freut sich über diese neue Vermarktungsmöglichkeit. Nachahmer sind erwünscht: Interessierte Landwirte können sich direkt an Sonnberg (Frau Rehberger) wenden.


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