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Völlig überdimensioniert oder doch wertvolle Investition für die Zukunft? - Hotelprojekt in Seitelschlag sorgt weiter für Diskussionen

Martina Gahleitner, 13.09.2022 05:50

ULRICHSBERG. Bei einer Infoveranstaltung am Montagabend versuchten die Betreiber des geplanten Aparthotels Alprima Hochficht, die Bedenken der betroffenen Dorfbewohner zu zerstreuen. So ganz ist ihnen das nicht gelungen.

Christian Prinz (Vereinigte Bergbahnen, r.) und Wolfgang Dobretzberger vom Stift Schlägl präsentierten das Vorhaben und die angepassten Pläne im Ulrichsberger Pfarrzentrum. (Foto: Gahleitner)
Christian Prinz (Vereinigte Bergbahnen, r.) und Wolfgang Dobretzberger vom Stift Schlägl präsentierten das Vorhaben und die angepassten Pläne im Ulrichsberger Pfarrzentrum. (Foto: Gahleitner)

Wie berichtet stößt die Hotelanlage mit 73 Apartments beim Golfpark Böhmerwald auf heftigen Widerstand (hier gehts zum Tips-Bericht). Schon im Vorfeld des Informationsabends im voll besetzten Pfarrzentrum hat sich die Projektgesellschaft Alprima Hochficht mit den Vereinigen Bergbahnen und dem Stift Schlägl deshalb intensiv mit den Sorgen und Ängsten der Bevölkerung auseinandergesetzt und einen angepassten Bebauungsplan präsentiert. Eine gmahde Wiesen wird das Vorhaben trotzdem nicht.

Wie die vor der Veranstaltung verteilten Infozettel und auch die Fragen in der Diskussionsrunde deutlich machten, stellen die Bewohner von Seitelschlag und Berdetschlag das Projekt grundsätzlich in Frage: Braucht es überhaupt 300 Betten, wo doch Zimmer in Ulrichsberg leer stehen und in der Skisaison zu Mittag die Parkplätze ohnehin voll sind? Warum nicht an einem Standort näher im Ortszentrum oder gar direkt beim Hochficht, statt ein völlig überzogenes Hotelprojekt in einem Dorfgebiet? Wer soll die Kanalerweiterung oder die Errichtung von neuen Quellen für die steigende Wassermenge bezahlen? Wie soll der zusätzliche Verkehr bewältigt werden? Wo soll das Personal herkommen, wo doch Arbeitskräfte in allen Bereichen fehlen?

Infrastruktur weitgehend vorhanden

Christian Prinz von den Vereinigten Bergbahnen und Wolfgang Dobretzberger vom Stift Schlägl versuchten, Antworten zu geben und somit für Fakten zu sorgen. Geplant sind vier Häuser mit 73 Apartments, ein Wellnessbereich und Naturschwimmteich auf insgesamt 12.500 m2. „Nur 30 Prozent des Gesamtgrundstücks werden verbaut und damit versiegelt“, betonte Prinz, der auf eine 1.200 m2 große Blumenwiese, Hecke und Dachbegrünung hinwies. „Wir müssen auf dem ohnehin schon teilweise genutzten Gelände auch keine wertvollen Ackerflächen versiegeln und die Infrastruktur ist hier vorhanden.“ Für den Kanal etwa sei der bestehende beim Golfrestaurant von der Dimensionierung ausreichend, hier braucht es nur eine kurze Erweiterung. Den zunehmenden Verkehr – ebenfalls einer der Kritikpunkte – will man mit Ski- bzw. Wanderbussen minimieren, den auch Dorfbewohner nutzen könnten. Pro Tag rechnen die Hotelbetreiber mit 175 Fahrbewegungen durch das neue Hotel, derzeit sind es laut Verkehrsmessung im Juni rund 1.300.

Handlungsbedarf bei Wasserversorgung

Die Wasserversorgung soll mit einer weiteren Quellfassung in der Nähe des Tiefbehälters geregelt werden. „Hier gibt es ohnehin Handlungsbedarf in Seitelschlag – ob das Hotel jetzt kommt oder nicht“, bekräftigte Bürgermeister Wilfried Kellermann. Alternativ nannte er die Mitversorgung über die Wassergenossenschaft Ulrichsberg, was jedoch teurer wäre. Der Hotelbau und die somit fällig werdenden Anschlussgebühren würde jedenfalls die Finanzierung erleichtern.

Standort steht außer Frage

Der Standort beim Golfplatz Böhmerwald steht für die Projektwerber außer Frage. Damit könne man das Skigebiet stärken, aber zugleich steht Angebot für eine Sommernutzung bereit. „Wir bieten die Betten, alles andere soll aus der Region kommen“, sehen Christian Prinz und Wolfgang Dobretzberger Wertschöpfungspotenzial etwa in der Gastronomie (das Hotel hat kein Restaurant, sondern setzt auf Eigenversorgung), im Einzelhandel und bei den Freizeitaktivitäten. Das Beispiel Hinterstoder zeige, dass das Konzept funktioniert und sich die Region weiterentwickeln kann. „Als Stift Schlägl sehen wir das touristische Potenzial“, betonte Dobretzberger, der immer wieder mit Anfragen nach Zimmern konfrontiert ist. Das Stift stehe zudem für Nachhaltigkeit. Eine Nutzung als Zweitwohnsitz, wie immer wieder befürchtet, sei durch die Widmung als Sondergebiet Tourismus auch gar nicht möglich.

Gewinn für Golfpark

Für Stephan Waltl, Geschäftsführer des Golfparks Böhmerwald, wäre das Hotel natürlich ein großer Gewinn. „Es würde uns ermöglichen, weiterzumachen“, meinte er. Denn seit dem Brand im Frühjahr fehlt das Wirtshaus als Umsatzbringer. In den nächsten Wochen soll der Wiederaufbau der Gastronomie starten, wobei man auch die Hotelgäste verköstigen möchte.

Beim Tourismusverband Böhmerwald wird das Projekt naturgemäß ebenfalls begrüßt, Geschäftsführer Reinhold List gab aber zu bedenken, dass der „wichtigste Gast der Einheimische ist. Wir müssen schauen, dass es für die Seitelschläger passt.“

Gemeinde am Zug

Der Ball liegt nun beim Ulrichsberger Gemeinderat, der auf Basis der vorhandenen Unterlagen den Grundsatzbeschluss einer Flächenumwidmung als Sondergebiet Tourismus fassen muss. Man werde sich nochmal intensiv in den einzelnen Gremien damit auseinandersetzen und wenn notwendig das weitere Gespräch suchen, sagte Bürgermeister Kellermann.


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