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„Wir kleinen Wirtshäuser im Ort dürfen nicht vergessen werden“

Martina Gahleitner, 14.02.2024 04:59

ST. MARTIN/BEZIRK ROHRBACH. Einen dringlichen Appell richtet Miriam Neumüller, Granitwirtin in St. Martin, an die Bevölkerung: Sie würde sich wünschen, dass die Leute wieder mehr ins Wirtshaus gehen ansonsten werde es so manchen kleinen Betrieb vielleicht bald nicht mehr geben.

Die typischen Stammtische gibt es immer weniger. (Foto: Weihbold)
Die typischen Stammtische gibt es immer weniger. (Foto: Weihbold)

Miriam Neumüller macht eigentlich alles richtig: Sie setzt auf traditionelle Küche mit modernem Touch; kauft dafür beim regionalen Produzenten ein und unterstützt damit die Bauern der Region; bietet Mittagsmenüs an; und sorgt mit der großen Spielecke und den Spiele- und Bastelnachmittagen auch für Programm für die Kleinen. Und dennoch bleiben die Gäste aus. „Auch an Wochenenden ist nichts mehr los. Früher hatte ich dreimal so viel Umsatz, aber weil man nur mehr von der Teuerung hört, wird es immer schlimmer. Die Leute müssen wieder lernen, ins Wirtshaus zu gehen“, sagt Neumüller, die sich vor einem Jahr mit dem „Granitwirt“ am St. Martiner Marktplatz selbständig gemacht hat. „Ich bin frohen Mutes gestartet, aber wenn es so weiter geht, kann ich es mir nicht mehr leisten. Dann muss ich alles aufgeben.“ Sie möchte einen Denkanstoß geben, dass es die kleinen Wirtshäuser im Ort noch gibt und dieses Angebot auch genutzt werden soll: „Auf ein, zwei Bier zum Wirt, anstatt im Vereinsheim sitzenzubleiben, oder mit der Familie einmal im Monat gemütlich essen gehen das würde uns schon helfen“, sagt die Granitwirtin.

Kosten steigen

Günther Wolfmayr, Vonwiller-Wirt in Haslach und stellvertretender Wirteforums-Obmann, bestätigt ein verändertes Gäste-Verhalten: „In unserem Lokal ist der Getränkeumsatz massiv eingebrochen. Die Leute kommen gezielt zum Essen, aber nach einem Getränk wird nichts mehr konsumiert.“ Problem für Wirte seien die massiven Kostensteigerungen bei Energie und Personal. „Wenn dann bei den Gehaltsverhandlungen im Mai die Personalkosten um rund zehn Prozent steigen, dann wird es wirklich schwierig, weil wir diese Kosten an die Gäste weitergeben müssen.“

Der Gast hat es in der Hand

Die Probleme der Wirte sind natürlich nicht auf eine Ursache festzumachen, die man auch nicht so einfach lösen kann. „Es gibt mehrere Kampagnen zur Positionierung des Wirtshauses und der Stammtisch-Kultur, aber auch zur Gewinnung von Fachkräften. Diese allein werden jedoch die Situation nicht ändern“, sagt Stefan Praher, Geschäftsführer der Sparte Tourismus bei der WKOÖ. Er spricht unter anderem von einem gesellschaftspolitischen Wandel: „Die Orte sind untertags ausgestorben, weil die Leute berufsbedingt auspendeln, und die Wirtshäuser leer. Seit Corona hat sich zusätzlich das Ausgehverhalten verändert. Außerdem gibt es die Stammtische, aber auch die Vereinstreffen beim Wirt leider immer weniger. Wenn aber keiner das vorhandene Gastro-Angebot nützt, kann man nicht erwarten, dass ein Wirt überleben kann. Der Gast und die regionale Bevölkerung haben es daher auch in der Hand.“ Paradox sei, dass die Leute erst einem Wirtshaus nachsehnen, wenn es dieses nicht mehr gibt, weil es zuvor zu wenig genutzt wurde. Mitunter kommt es dann zu Gemeinde- und Bürgerinitiativen.

Andreas Höllinger, Obmann der WKO Rohrbach, ergänzt um das Problem des Fachkräftemangels: „Mit diesem haben fast alle Betriebe zu kämpfen, auch wenn die qualifizierte Zuwanderung im Gastrobereich schon sehr verbreitet ist.“ Anfang März wird es ein Treffen des Tourismus-Forums geben, wo Vertreter der Branche die Situation beleuchten werden.


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