Nach Rettung in letzter Sekunde steht Böhmerwald Fisch auf stabilen Beinen
ULRICHSBERG. 17 Tonnen Fische wären beinahe gestorben, als das Ulrichsberger Unternehmen Frischfang Ende des Vorjahres Insolvenz anmelden musste und die Anlage abgeschaltet worden wäre, weil die Kosten für Strom und Sauerstoff nicht gedeckt waren. Die Rettung kam in Form der Investorengruppe Pure Investments. Und heute steht das Unternehmen als Böhmerwald Fisch auf stabilen Beinen.
Mit neuer Eigentümerstruktur, aber mit bewährten Mitarbeitern rund um Michael Plöckinger und Herwig Gahleitner wird hier in Ulrichsberg Österreichs einzige Indoor-Zanderzucht-Anlage betrieben. 27 Becken stehen in der aufgelassenen Weberei, in denen sich tausende Zander tummeln und in reinem Böhmerwaldwasser aufwachsen. Den anspruchsvollen Raubfisch zu halten, ist gar nicht so einfach, wie Plöckinger verrät: „Der Zander braucht hohe Temperaturen von 24 bis 28 Grad, die richtige Sauerstoffsättigung und er mag es ruhig und sehr dunkel. Man muss die Fische auch relativ oft sortieren, weil sie sich sonst gegenseitig auffressen.“ Jedenfalls sei es eine spannende Arbeit, weil das Know-how de facto nicht vorhanden ist, sagt Plöckinger, der im Dachverband Aquakultur im Vorstand vertreten ist. „Solche Anlagen sind die Zukunft“, ist er ob der klimatischen Veränderungen und der damit verbundenen schrumpfenden Fischbestände überzeugt. Indoor-Zucht sei auch die verantwortungsvollste Art, den Edelfisch zu genießen, ergänzt er mit Verweis auf die Schleppnetzfischerei, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Natur hat.
Nachhaltig von Geburt an
Die Setzlinge stammen aus Europas modernster Zuchtanlage. Mit einem Gewicht von 15 Gramm werden etwa viermal im Jahr rund 15.000 Fische angekauft und von Herwig Gahleitner persönlich von der Geburtsstation abgeholt. In den nächsten acht bis zwölf Monaten reifen diese heran, bis sie mit etwa 800 Gramm verkaufsfertig sind. Grundlage für die gute Qualität des Böhmerwald-Zanders ist zum einen das hochwertige Zanderfutter, zum anderen das Mühlviertler Quellwasser, mit dem besonders sorgsam und sparsam umgegangen wird. Aktuell wird in eine Kreislaufanlage investiert und umgebaut, um den Frischwasser-Verbrauch weiter zu senken. Der Großteil des benötigten Stroms stammt von der eigenen PV-Anlage. In dieser geschützten Umgebung wachsen die Zander gesund und ohne jeglichen Medikamenteneinsatz auf.
Frischfisch für die Spitzengastronomie
Diese Nachhaltigkeit überzeugt auch die gehobene Gastronomie. Denn in ganz Österreich und auch in München wird Mühlviertler Zander von Spitzenköchen veredelt und serviert. Endverbraucher können sich im Online-Shop von Böhmerwald Fisch bedienen. Geliefert wird keine Tiefkühlware, sondern frischer Fisch, der direkt nach der Schlachtung gut gekühlt verschickt wird.
„Die Insolvenz war ein Einschnitt. Aber mit der Neuordnung stehen wir auf stabilen Füßen“, blickt man bei Böhmerwald Fisch zuversichtlich in die Zukunft.
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