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ErLe in Sandl: Familie auf Zeit für Kinder, deren Eltern nicht für sie sorgen können

Mag. Susanne Überegger, 18.12.2017 08:00

SANDL. Wenn alle neun Kinder im Haus sind, geht“s rund am Erlenweg 4. Fünf Buben und vier Mädchen im Alter zwischen neun und 15 Jahren finden derzeit in der Sozialpädagogischen Wohngemeinschaft „ErLe“ ein liebevolles Zuhause und eine Familie auf Zeit.

Tiergestützte Pädagogik spielt eine wichtige Rolle in der Wohngemeinschaft ErLe. Die Kinder versorgen die Tiere und lernen so, eine Beziehung zu jemanden aufzubauen und Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. Foto: Pro Juventute

Die Kinder und Jugendlichen sind in außerordentlich schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. „Grundsätzlich betreuen wir Kinder von fünf Jahren bis zur Volljährigkeit“, sagt Karin Kaar, stellvertretende Leiterin der Pro Juventute-Einrichtung, die 2011 neu in Sandl errichtet wurde und derzeit neun Kindern ein Zuhause gibt. Sieben pädagogisch ausgebildete Betreuer und ein Praktikant kümmern sich in Schichtdiensten rund um die Uhr um die Mädchen und Burschen, eine Haushaltshilfe hält das Haus sauber und trägt die Berge an Wäsche ab.

Probleme in der Herkunftsfamilie

Soziale Probleme, Überforderung oder psychische Erkrankung, Alkohol- oder Drogenmissbrauch der Eltern, traumatische Erfahrungen: Es gibt viele Gründe, warum ein Kind von der Kinder- und Jugendhilfe aus der Herkunftsfamilie genommen und in der Wohngemeinschaft ErLe untergebracht wird.

Eltern werden eingebunden

„Die Erfahrung zeigt, dass die Kinder gut ein halbes Jahr brauchen, bis sie richtig bei uns angekommen sind. Natürlich ist es am Anfang schwierig für sie, von ihrem Zuhause weg zu sein. Aber nach einer Eingewöhnungsphase genießen sie bald den klaren, strukturierten Alltag, den viele von daheim nicht kennen.“

Manche Kinder sind nur eine kurze Zeit da, andere bleiben bis zur Volljährigkeit. „Ziel ist es, dass die Kinder irgendwann wieder zu ihrer Familie zurück können. Wir beziehen die Eltern so weit wie möglich und soviel wie nötig in das WG-Leben mit ein“, berichtet Karin Kaar. „Einige Kinder besuchen die Eltern regelmäßig, andere wiederum werden von den Eltern hier in der ErLe besucht.“

Familien-Alltag

„Ein wichtiger Grundsatz des Betreuungsteams ist es, den Kindern ein liebevolles, harmonisches, familiäres und wertschätzendes Umfeld zu schaffen, in dem sich sich beschützt fühlen, sich entspannen und entfalten können.“ Und so unterscheidet sich der Alltag nicht von dem in anderen Familien, vom Frühstück bis zum Abendprogramm. Jedes Kind hat sein eigenes Zimmer, in das es sich zurückziehen kann.

Logistische und organisatorische Herausforderung

Der logistische und organisatorische Aufwand ist bei neun Kindern naturgemäß hoch: Lebensmittel-Großeinkauf, Arzttermine, Elternsprechtage, Fahrten zu diversen Freizeitaktivitäten, Kauf von Kleidern, Schuhen und Schulsachen. Im Haus hat jedes Kind seine Aufgaben, vom Tisch-deck- bis zum Stalldienst. Einmal in der Woche tagt in der ErLe das Kinder- und Jugendparlament. Höhepunkte des Jahres sind die gemeinsamen Urlaube zu Ostern und im Sommer.

Tierische Betreuer

Hühner, Hasen, vier Katzen und zwei Ziegen sind die tierischen Betreuer im Haus. „Das ist spannend zu beobachten. Die Tiere sind sehr feinfühlig“, sagt Karin Kaar. „Wir haben eine Katze, die legt sich immer zu dem Kind, dem es gerade nicht so gut geht.“


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