Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Chancen der Krise: Mikado-Psychologin über den Umgang mit Veränderungen

Martina Gahleitner, 19.04.2020 06:41

SARLEINSBACH. Als Psychologin in der Beratungsstelle Mikado, einer Einrichtung des Arcus Sozialnetzwerks, ist Maria Fürnhammer täglich mit den Sorgen und Ängsten der Menschen konfrontiert. Sie erlebt aber auch, wie besondere Umstände Besonderes bewirken können.

Maria Fürnhammer ist Psychologin der Beratungsstelle Mikado.  Foto: Mikado
Maria Fürnhammer ist Psychologin der Beratungsstelle Mikado. Foto: Mikado

„Vielen Menschen gelingt es gut, ihren neuen Alltag zu bewältigen. Sie schaffen es, ungeahnte Kräfte zu mobilisieren und sind oft selbst erstaunt über die eigenen kreativen Zugänge und Ideen“, berichtet Maria Fürnhammer. Nach den ersten Wochen voller Veränderungen stellt sich bei vielen eine neue Routine ein und es werden Interessen, Fähigkeiten und Ressourcen aktiviert, die bisher im Verborgenen geschlummert sind. „Viele berichten über eine wieder- oder neu entdeckte Begeisterung für die Natur, die verstaubten Laufschuhe werden aus dem Regal geholt oder es werden gemeinsame Spaziergänge unternommen, für die lange keine Zeit mehr war“, nennt die Psychologin einige Beispiele.

Zusammenrücken ist spürbar

Andere rücken gerade in Krisenzeiten mehr zusammen, was sich etwa in der Nachbarschaftshilfe zeigt. „Betroffene, die auf Hilfe angewiesen sind, erfahren dadurch ein Miteinander; Helfer spüren, wie sinnstiftend es sein kann, Gutes zu tun.“ Maria Fürnhammer erlebt in den Beratungen auch, dass eigentlich belastende Situationen positive Effekte haben können. So ist Home-Schooling oft für die ganze Familie anstrengend und mühsam. Gleichzeitig führt es zu mehr Bewusstsein, was die Schule und vor allem das eigene Kind täglich leisten müssen.

Raum für neue Ideen

Ebenso halten neue Rituale Einzug, weiß die Mikado-Beraterin: „Jugendliche berichten, dass sie sich heuer seit langem wieder auf Ostern gefreut haben, weil sie mit der Familie Ostereier gefärbt, Ostergebäck selber gemacht oder Osterkarten für die Oma gestaltet und verschickt haben. Oder Geburtstage, an denen nun gemeinsam per Video gefrühstückt wird, Überraschungspackerl vor der Tür stehen und sich viele Menschen melden, die vielleicht sonst oft in der Hektik des Alltags gar nicht die Zeit für ein Telefonat gefunden hätten.“

Umgang mit Trauer

Sehr berührt habe sie der doch schwierige Umgang mit den momentanen Regelungen bei Begräbnissen. „Trauer und Abschied brauchen Rituale. Auch hier gestalten Menschen ihren Abschied individuell mit – mit einer eigenen, gebastelten Kerze, Fotos und Erinnerungsstücken, Briefe an den Verstorbenen. Auch wenn Vieles nicht vertraut ist, entsteht die Möglichkeit, Eigenes zuzulassen, in sich reinzuhören und nachzuspüren, was ich in meiner Trauer brauche“, meint Maria Fürnhammer. „Das sind nur einige Bereiche, die aufzeigen, dass die Coronavirus-Pandemie all unsere Lebensbereiche beeinflusst. Durch das Fehlen gewohnter Rituale gibt es die Chance für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und es können sich neue Ideen entfalten.“

Gestärkt aus der Krise

Die Erfahrung, wie man selbst in Ausnahmesituationen reagiert und agiert, wie man Belastungen verarbeitet und man seinen eigenen Weg im Umgang mit diesen Herausforderungen findet, sind Erfahrungen, die einen nachhaltig stärken und auch in Zukunft krisensicherer machen können.Dennoch: Die momentane Situation verunsichert und fordert täglich enorme Anpassungsleistungen von jedem. „Auch grundsätzlich stabile Menschen können in Zeiten wie diesen immer wieder an die eigenen Grenzen stoßen. Gerade deshalb ist es auch so wichtig, sich früh genug Hilfe zu holen“, betont die Psychologin und lädt ein, sich in schwierigen Situationen bei Mikado zu melden.

Die Mikado-Onlineberatung findet man unter www.arcus-sozial.at.

Telefonische Beratung kann unter Tel. 07283/7008 in Anspruch genommen werden: Montag: 8-19 Uhr; Mittwoch: 8-16 Uhr; Dienstag, Donnerstag, Freitag: 8-14 Uhr


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden