Einbruchskriminalität: In der Dämmerung lauert die Gefahr
SCHÄRDING. Vergangenes Wochenende wurden die Uhren wieder zurückgestellt und die düstere Winterzeit hat begonnen. Kaum ist der Nebel eingefallen und der frühe Abend in Dämmerung gehüllt, sind auch die Dämmerungseinbrecher aktiv. Die Polizei ruft aus diesem Grund wieder verstärkt zur Vorsicht auf.
Die Vorgehensweise von organisierten Banden ist beinahe immer dieselbe: Tagsüber werden Siedlungen ausgekundschaftet, die sich in ruhigen, wenig befahrenen Gegenden befinden. „Die Täter nützen dann die Zeit zwischen 17 und 21 Uhr, um gerade in jene Objekte einzubrechen, bei denen aufgrund der Beleuchtungsumstände mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen ist, dass die Eigentümer nicht zu Hause sind“, erklärt Chefinspektor Erwin Eilmannsberger vom Bezirkspolizeikommando Schärding. Der Einbruch läuft dann planmäßig ab: Während das Fahrzeug fluchtbereit wartet, wird auf der Rückseite des Hauses regelmäßig die Terrassentür aufgehebelt/aufgebrochen. Nachdem eine weitere Fluchtmöglichkeit durch Öffnen eines Fensters vorbereitet bzw. die Tür von innen abgesichert wurde, durchsuchen zwei bis drei Täter sehr gründlich das gesamte Haus.
Einbrüche im Bezirk
Zwischen 24. Jänner und 22. März 2015 musste die Polizei im Bezirk 25 Wohnhauseinbrüche, die alle in das Schema des „Dämmerungs-Wohnungseinbruches“ (DWE) zu qualifizieren waren, bearbeiten. Weitere sechs DWE wurden in der Zeit von Anfang Oktober bis Dezember 2014 verübt. Betroffen waren alle Gemeinden des Bezirkes, eine Häufung von DWE war laut Chefinspektor Eilmannsberger in den Pramtalgemeinden festzustellen. „Wie sich im Zuge der laufenden Ermittlungen herauskristallisiert hat, handelt es sich um organisierte, bezirks- und grenzüberschreitende Kriminalität“, erklärt Eilmannsberger, „kriminal-taktische Intensiv-Ermittlungen in Zusammenarbeit mit benachbarten Landeskriminalämtern lassen uns hoffen, dass ein Großteil geklärt werden kann. Es sind auch schon Täter in Haft, die Ermittlungen dauern aber noch an.“
Der Weiße Ring
Auch wenn die Täter in Haft sitzen, leiden deren Opfer häufig noch stark unter dem Einbruch in ihr Haus. Hilfe bietet hier der Weiße Ring Österreich. Diese gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und Verhütung von Straftaten wurde 1978 gegründet. Der Weiße Ring bietet Opfern professionelle Beratung und Betreuung, psychosoziale und juristische Prozessbegleitung sowie substanzielle materielle Unterstützung zur Bewältigung der Opfersituation. Tips bat Franz Grünbart, Landesleiter OÖ sowie Leiter der Außenstelle Innviertel/Hausruckviertel, zum Interview.
Tips: Die Zeit der Dämmerungseinbrecher startet wieder: Wie kann hier der Weiße Ring helfen?
Franz Grünbart: Durch Opfernachbetreuung geschulter Mitarbeiter des Weißen Rings sowie durch psychotherapeutische Kriseninterventionen in schwerwiegenden Fällen, insbesondere dann, wenn es zu einer Konfrontation zwischen Opfer und Täter gekommen ist.
Tips: Mit welchen Problemen haben die Opfer zu kämpfen?
Grünbart: Viele haben große Probleme damit klarzukommen, dass in ihre unmittelbare Privatsphäre eingedrungen wurde. Es hat Fälle gegeben, in denen Einbruchsopfer ihre gesamte Wäsche weggegeben haben, weil diese durchwühlt worden war. Insbesondere schmerzt viele der Diebstahl von Gegenständen, die einen besonderen Erinnerungswert hatten.
Tips: Gibt es einen Unterschied zwischen Opfern, die beim Einbruch zu Hause waren, und solchen, die es nicht waren?
Grünbart: In den meisten Fällen gibt es diesen Unterschied. Speziell dann, wenn es eine Begegnung mit Tätern gegeben hat. Sollte es zudem noch zu einer direkten Konfrontation gekommen sein, d. h. dass aus dem Einbruch ein Raub oder ein Räuberischer Diebstahl wurde, ist es für das Opfer natürlich noch viel schlimmer. Die psychischen Probleme verstärken sich dabei um ein Vielfaches. Fallweise kommen auch noch schwerwiegende körperliche Verletzungen dazu. Sehr häufig bestehen bei den Opfern nach einer solchen Tat massive Angstzustände. Jedes Umgebungsgeräusch kann zu regelrechten Panikattacken und massiven Angstzuständen führen.
Tipps der Polizei zum Schutz vor Einbrechern:
Einbruchshemmende, heruntergelassene Rollläden bieten Schutz.
Lichter eingeschaltet lassen bzw. mit Zeitschaltuhren einschalten
Einbrecher scheuen Licht: Terrassenlichter, Gartenbeleuchtungen und Lichter bei Kellerabgängen sollen mit Bewegungsmelder einschalten
Täter bevorzugen Villen und Wohnhäuser, bei denen erkennbar ist (Rollläden auch tagsüber geschlossen, voller Briefkasten …), dass die Eigentümer auf Urlaub sind.Nachbarschaftshilfe und technische Maßnahmen lohnen sich
Verdächtige Wahrnehmungen – insbesondere wenn tagsüber nicht zur Siedlung gehörende Personen und Fahrzeuge auftauchen – unmittelbar der nächsten Polizeiinspektion melden (NOTRUF 133)
Für individuelle Beratungen stehen Beamte der Polizeiinspektion oder der Beratungsdienst beim Bezirkspolizeikommando Schärding jederzeit zur Verfügung
Opfernotruf und Spendenkonto Weißer Ring:
Kostenloser und anonymer Opfernotruf 0800/112112
Spendenkonto:AT88 6000 0000 0101 6000
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden