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38 tote Hunde – Frau bestreitet Vorwürfe

Sabrina Lang, 21.12.2015 13:20

BEZIRK SCHÄRDING. Sie galt als Expertin für schwererziehbare Hunde, 30 Jahre lang. In einem Haus im Bezirk Schärding hielt die Frau mehrere, aggressive und unerzogene Hunde, um sie zu resozialisieren. Bis zum November 2014, als aus dem vermeintlichen „Heim für Tiere“ ein Massengrab wurde. Heute muss sich die 63-jährige vor dem Landesgericht Ried verantworten. Neben dem Vorwurf der Tierquälerei wird ihr auch schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen.

38 Hunde wurden im Haus der Aneklagten tot aufgefunden. Foto: Wodicka/Symboldbild
  1 / 2   38 Hunde wurden im Haus der Aneklagten tot aufgefunden. Foto: Wodicka/Symboldbild

Jährlich erhielt die Frau bis zu 200 Hunde, um die sie sich kümmerte und sie zu erziehen versuchte. Wenn das gelang, verkaufte die Angeklagte die Hunde weiter. Manche mussten eingeschläfter werden. 

Die Frau wurde über Jahre von einem Tierschutzverein großzügig unterstützt und bekam mehrere Tausend Euro von Privatpersonen als Spende für ihre Tätigkeit. Im November 2014 wurde das Haus der Frau von der Bezirkshauptmannschaft Schärding begutachtet. Den Kontrolleuren bot sich ein grauenhaftes Bild. 38, teils stark verweste Tierkadaver lagen im ganzen Haus verteilt. Zahlreiche der Tiere wurden tot in Hundeboxen aufgefunden, andere wiederum in Säcken. In manchen Fällen erinnerten nur noch Hautfetzen oder Knochen an die Hunde. „Was die Angeklagte getan hat, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten“, stellt Staatsanwältin Petra Stranzinger klar.

Laut einem Gutachten der Veterinärmedizin Wien seien die Tiere verhungert und verdurstet und hätten teilweise kaum Auslauf bekommen. Bei der Begehung durch die Bezirkshauptmannschaft konnten sechs Hunde und drei Schweine lebend, allerdings in einem sehr schlechten Zustand, aufgefunden werden. „Die Frau betrieb angeblich ein „Heim“ für Tiere. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, so Stranzinger.

„Kein Hund war im schlechtem Zustand“

Die Frau streitet vor Gericht alle Vorwürfe ab. „Die Hunde sind alle gut versorgt worden“, erklärt die 63-jährige, die während ihrer Einvernahme immer wieder in Tränen ausbricht. „Keiner der Hunde war in schlechtem Zustand“, so die Frau weiter.

Wie es zum Tod der Hunde kam will Richter Josef Lautner wissen: „Im April 2014, als ich krank war, ist das passiert. Ich bin da eine Nacht nicht heimgekommen, war im Krankenhaus“, erklärt die Angeklagte. „Die Tiere sind ja nicht an Altersschwäche gestorben sondern verhungert und verdurstet“, stellt die Staatsanwältin klar. „Nein, verhungert ist keiner“, entgegnet die Angeklagte. „Ja, verdursten ist sicher angenehmer“, kontert Stranzinger. Die Frau gibt an, dass sie sich wegen ihrer Krankheit nicht mehr um die Hunde kümmern konnte. Es ist passiert, als ich einen Tag im Krankenhaus war“. „Sie wollen behaupten, dass die Tiere innerhalb 24 Stunden verstorben sind?“, will der Richter wissen?

„Ja aber ich war vorher schon drei Wochen schlecht beieinander, habe die Hunde aber immer so gut es ging, versorgt. Habe den Hunden Wasser gegeben, aber wohl nicht so viel, wie sie gebraucht hätten“, erklärt die Frau. „Warum haben Sie keine Hilfe geholt?“, fragt Richter Josef Lautner. „Ich hatte Angst, dass etwas passiert. Es waren viele gefährliche Hunde dabei. Was wäre gewesen, wenn sie die Helfer gebissen hätten?“, meint die 63-jährige.

Auch ein Schwein wurde in einer Hundebox ohne Wasser vorgefunden. Die Frau argumentierte diese Art der Haltung, damit, dass sie das kleine Schwein noch nicht zu den anderen am Hof lebenden Schweinen lassen konnte.

Der Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betrugs wird im laufe des heutigen Prozesstages noch behandelt.

Der gesamte Artikel über den Prozessausgang erscheint in der Tips-Ausgabe KW1, 2016.


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