Modedrogen wie Speed auf dem Vormarsch – Crystal Meth rückläufig
BEZIRK SCHÄRDING. Der Weltdrogentag oder „Internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel“ findet jährlich am 26. Juni statt. Tips hat diesen Tag zum Anlass genommen um der Drogensituation im Bezirk auf den Grund zu gehen. Im Interview spricht der stellvertretende Bezirkspolizeikommandant Chefinspektor Erwin Eilmannsberger darüber, welche Drogen konsumiert werden und was die Polizei zur Bekämpfung von Drogenhandel und -missbrauch unternimmt.
Tips: Welche Maßnahmen setzt die Polizei zur Bekämpfung von Drogen im Bezirk Schärding?
Chefinspektor Erwin Eilmannsberger: Der Ermittlungsbereich Suchtmittelkriminalität verlangt eine ganzjährige Betreuung. So arbeiten im Rahmen des KKD (Anm. d. Red.: Koordinierter Kriminaldienst) mehrere Beamte das ganze Jahr über an aktuellen Fällen und führen Vorfeldermittlungen. Jeweils im Herbst wurde bisher eine aus fünf Beamten bestehende Sonderkommission (SOKO) installiert, die sich über mehrere Monate ausschließlich der Suchtmittel-Ermittlung widmete. Darüber hinaus ist jeder Polizeibeamte angehalten, notwendigenfalls die erforderlichen Schritte zur Bekämpfung des Suchtmittelmissbrauchs einzuleiten. Aktuell boomt der Drogenbezug via Darknet. Eine stark erhöhte Kontrolldichte bei den diversen Zollstellen sorgt für eine Häufung der Sicherstellungen und somit auch weiteren Amtshandlungen.
Tips: Wie sieht die Drogenstatistik im Bezirk Schärding aus?
Eilmannsberger: Pro Jahr werden durchschnittlich an die 200 Delikte nach dem Suchtmittelgesetz an die Staatsanwaltschaft angezeigt.
Tips: Welche „Drogenfahndungs-Erfolge“ konnten im Bezirk in den letzten Jahren erreicht werden?
Eilmannsberger: Ein besonderer Erfolg ist für uns die Einfuhr von Drogen – zum Beispiel insbesondere aus Tschechien – vereiteln zu können. Dies ist den Ermittlern aufgrund ihrer ausgezeichneten Kontakte – auch zur Szene – wiederholt gelungen. Das Abernten von Indoor-Anlagen, sprich Plantagen in den unmöglichsten Bereichen eines Wohnhauses, ist meist eine Aufsehen erregende Amtshandlung. Neben den Ermittlern werden zu den Hausdurchsuchungen auch Suchtmittelspürhunde beigezogen. Sicherstellungen beschränken sich nicht nur auf die abgeernteten Blüten. Oftmals wurden auch verbotene Waffen oder illegale Schusswaffen vorgefunden. Nicht zuletzt enden viele größere Amtshandlungen mit Festnahmen. Zum Teil erfolgen diese ad hoc. In besonders schweren Fällen werden auch im Vorfeld durch die Staatsanwaltschaft Festnahmeanordnungen erlassen.
Tips: Was ist die häufigste Droge im Bezirk?
Eilmannsberger: Die häufigste Droge sind THC-Produkte, doch sind Modedrogen wie Speed absolut im Vormarsch.
Tips: Wie sieht die „Crystal-Meth“ Situation im Bezirk aus?
Eilmannsberger: Der Gebrauch dieser Droge ist nach einem anfänglichen Hoch in den Vorjahren stark rückläufig. Es sind nur mehr wenige Fälle zu verzeichnen.
Tips: Wo ist der Drogen „Hot-Spot“ im Bezirk?
Eilmannsberger: Die Ermittlungen laufen im gesamten Bezirk gleichermaßen und sind derart verzweigt, dass keine Gemeinde als „weißer Fleck“ dasteht. Günstig für das Dealen sind natürlich Orte mit größeren Menschenansammlungen. Abnehmer und Konsumenten hingegen sind überall zu finden.
Tips: Immer wieder werden auch auf Partys oder Zeltfesten Drogen in Umlauf gebracht: Wie sieht diese Situation im Bezirk aus? Was muss man machen, wenn man solche Aktivitäten beobachtet bzw. selbst Drogen angeboten bekommt?
Eilmannsberger: Wie schon angeführt, sind größere Menschenansammlungen prädestiniert für den Drogenhandel. Sollte jemand davon Kenntnis erlangen oder etwas wahrnehmen, wird er ersucht sich an unsere Sachgebiets-Ermittler oder an das Kriminalreferat beim Bezirkspolizeikommando Schärding zu wenden. Alle einlangenden Hinweise werden natürlich streng vertraulich behandelt.
Tips: Sind K.O.-Tropfen nach wie vor ein Thema bei der Polizeiarbeit? Sind im Bezirk Fälle gemeldet worden?
Eilmannsberger: Natürlich wird der Einsatz von K.O.-Tropfen manchmal behauptet. Die Fälle liegen im niedrigen einstelligen Bereich und konnten bisher noch nie erwiesen werden. Vielmehr ist meist der übermäßige Konsum von berauschenden Mitteln für den K.O.-Zustand verantwortlich.
Tips: Was muss ich tun, wenn ich vermute, dass ich „betäubt“ wurde?
Eilmannsberger: K.O-Tropfen sind nur im Urin nachweisbar. Es ist daher unumgänglich, zur Beweisführung nach einem derartigen Angriff den Ersturin, also den Urin nach dem Erwachen, zu asservieren und diesen auf K.O.-Tropfen untersuchen zu lassen.
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