Negative Folgen für Tourismus im Donautal durch Innstadt-Fahrverbot für Reisebusse
DONAUTAL/PASSAU. Seit 14. August dürfen Reisebusse nicht mehr durch die Passauer Innstadt fahren. Grund dafür war laut Maria Proske vom Büro des Passauer Oberbürgermeisters der zunehmende Reisebusverkehr und damit verbundene Staus und Verkehrsblockaden. Das beschlossene Fahrverbot stößt Tourismusverantwortlichen auf österreichischer Seite allerdings sauer auf.
„Die Sperrung für den Lkw-Durchfahrtsverkehr (über 7,5 t) gibt es seit 1983. Da Reisebusse wegen ihrer Länge große Probleme haben, die Engstellen der Innstadt zu durchfahren und damit unter Umständen größere Behinderungen als Lkws auslösen können, wurde das Verbot auch auf durchfahrende Reisebusse ausgeweitet, zumal diese wegen der geschaffenen Lände für Kreuzfahrtschiffe in Engelhartszell stark zugenommen haben“, erklärt Maria Proske vom Büro des Passauer Oberbürgermeisters auf Anfrage von Tips und führt weiter aus: „Es gab beispielsweise vor dem Beschluss mehrere Vorfälle, dass sich große Fahrzeuge, insbesondere auch Busse, in den engen Straßenabschnitten so verkeilt haben, dass sie nicht mehr vorwärts oder zurück fahren konnten. Die Folge waren oftmals sehr lang andauernde Verkehrsblockaden, verbunden mit erheblichen Erschwernissen für Not- und Rettungsfahrzeuge.“
Enttäuschung bei Bernhofer
Friedrich Bernhofer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Donau OÖ, kritisiert das Fahrverbot für Reisebusse durch die Innstadt: „Da ich seit vielen Jahren in all meinen Funktionen, vor allem als Vorsitzender der Tourismus-Werbegemeinschaft Donau mit den bayerischen Nachbarn eng und freundschaftlich zusammenarbeite, z.B. im Rahmen von über zehn großen Interreg-Projekten mit erheblichen EU-Förderungen für unsere Region, bin ich über diese Sperre unserer gemeinsamen überregionalen Verkehrsverbindung mehr als enttäuscht. Die Stadt Passau schneidet dadurch die Gemeinden des oberösterreichischen Donautales in einer Länge von etwa 60 Kilometern bis Eferding vom Busverkehr ab.“
Auswirkungen für die Region
Bernhofer befürchtet, dass das Fahrverbot negative Auswirkungen auf die Region haben wird. „Das wird zu Wertschöpfungsverlusten in unserer Region führen, denn künftig wird der ganze Bezirk Schärding großräumig von den Bussen auf der Autobahn umfahren werden. Zusätzlich werden die Busgäste noch durch die Staus auf der deutschen Autobahn nach Suben in Richtung Passau verärgert werden“, gibt Bernhofer zu bedenken. Er habe auch schon verärgerte Rückmeldungen von Busunternehmern, die an der Grenze in Achleiten erst von der Bussperre erfahren und dann wieder umkehren müssen, erhalten. „Auch unsere Freunde aus Nordrhein-Westfalen, die zur 60-Jahrfeier unserer Partnerschaft nach Engelhartszell angereist waren, mussten bereits die doppelte Fahrtstrecke und -zeit ab Passau in Kauf nehmen. Im Stift Engelszell wurden gebuchte Führungen von Busgruppen storniert, weil sie wegen der unzumutbaren Umwege durch die Bussperre in Passau künftig nicht mehr ins oberösterreichische Donautal fahren werden.“
Verständnis für Anrainer
Die Stadt Passau und deren Anrainer in der Innstadt beklagen den starken Anstieg an Reisebussen und damit verbundene Verkehrsprobleme was mitunter auch der Grund für das generelle Fahrverbot für Reisebusse ist. Für die Anrainer in der Innstadt hat Bernhofer vollstes Verständnis: „Sie sind die Opfer der ungelösten Passauer Verkehrsprobleme, die nun teilweise auf die bayerische Gemeinde Neuburg verlagert werden, wo es bereits jetzt massiven Widerstand gegen den Ausweichverkehr vor den Grenzkontrollen auf der Autobahn gibt. Künftig verstärkt sich dieser auch noch um die Busse, die nicht mehr durch Passau fahren dürfen. Die Staus in der Innstadt werden trotzdem nicht aufhören, weil der innerstädtische PKW-Verkehr durch hunderte neue Wohnungen in der Innstadt und durch den Tanktourismus laufend zunimmt. Auch wenn statt einem großen dann zwei kleine Busse unter 7,5 Tonnen Gewicht fahren werden, wird der Busverkehr nicht abnehmen.“ Ein Bus-Fahrverbot während der bekannten Stauzeiten am Morgen und Abend wäre laut Bernhofer daher großräumig gesehen für alle Beteiligten die bessere Lösung gewesen.
Ausweichrouten und negative Folgen
Aber wie genau kommen denn nun Reisebusse, die Kreuzfahrtsgäste von Passau nach Engelhartszell bringen, in die Marktgemeinde an der Donau? Laut Bernhofer gibt es hier zwei Ausweichrouten, eine über Schärding, die andere über das Mühlviertel. „Beide Ausweichrouten verdoppeln derzeit die Fahrzeit von 30 auf 60 Minuten und die Strecke von 25 auf 50 Kilometer. Mit den Staus durch die bayerischen Grenzkontrollen auf der Autobahn kann sich die Fahrzeit von einer halben auch auf eineinhalb Stunden verlängern. Zudem sind die Umfahrungsstraßen teilweise eng, kurvig und steil und im Winter nur schwer befahrbar. In Zeiten des Klimawandels sollte auch der erhöhte Ausstoß von Abgasen bedacht werden“, kritisiert der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Donau. Positive Auswirkungen für die Region und den Bezirk Schärding sieht Bernhofer insgesamt keine: „Da der überregionale Busverkehr auf die Autobahn ausweichen wird und sich die Fahrtstrecken und -zeiten verdoppeln, wird keine Region von den Umfahrungen profitieren. Hingegen werden alle Gemeinden zwischen Passau und Eferding und die österreichischen und deutschen Bus- und Schifffahrtsunternehmen und deren Gäste Nachteile erleiden.“
Hoffnung auf Lösung
Ob das letzte Wort in dieser Sache bereits gesprochen ist, ist unklar. Bis zur bayerischen Kommunalwahl im März 2020 in Passau wird es laut Bernhofer wohl keine Gesprächsbereitschaft geben, weil diese auch im Vorfeld der Bussperre nicht vorhanden gewesen sei. „Das Land Oberösterreich, die Wirtschaftskammer und die betroffenen Gemeinden werden sicher nichts unversucht lassen, den freien Personenverkehr zwischen zwei EU-Ländern wieder herzustellen, damit die traditionell guten nachbarschaftlichen Kontakte mit Passau auch in Zukunft weiter gepflegt werden können“, hofft Friedrich Bernhofer auf eine Lösung, die sowohl für Passau als auch für den Donauraum akzeptabel sein wird.
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