Heilsame Wirkung: Wie Musik Kinder und Erwachsene durch die Coronakrise bringt
SCHÄRDING. Unsicherheit, Ängste und Sorgen: Viele sind in der derzeitigen Ausnahmesituation psychischen Belastungen ausgesetzt. Die heilsame Wirkung der Musik kann die Gesundheit von Menschen jeden Alters positiv beeinflussen – egal ob man selbst musiziert oder einfach nur die Lieblingsband hört. Wie Musik gegen Trübsal und Langeweile eingesetzt werden kann, weiß Helene Bichlmann, Musiktherapeutin am Klinikum Schärding.
In manchen Lebenssituationen fällt es schwer, Gefühle in Worte zu fassen. Hier kommt die Musiktherapie zum Einsatz und unterstützt Menschen, ihre Emotionen und Befindlichkeiten mit Musik anstelle von Sprache auszudrücken. „Dabei werden weder Talent noch musikalische Vorbildung benötigt“, erklärt Helene Bichlmann. Die Einsatzgebiete sind vielfältig: von der Entwicklungsförderung bei Kindern, über Jugendliche und Erwachsene, die durch Musik Neues über sich selbst erfahren können, bis hin zur finalen Lebensphase, in der Lieder aus Kindertagen schöne Erinnerungen wecken.
Kinder profitieren von Musik
Viele Kinder singen gerne und sind bei aktuellen Hits erstaunlich textsicher. Eltern sollten sich nicht scheuen, in den eigenen vier Wänden mit ihnen zu singen und zu musizieren. Die Expertin schlägt vor, ein eigenes Familienlied zu dichten und dafür eine vorhandene Melodie zu verwenden. Kinder bringen so mit eigenen Worten Empfindungen zum Ausdruck. Das Lied bringt nach der Krise auch positiv besetzte Momente ins Gedächtnis. Kinder, die bereits ein Instrument lernen, können alleine oder mit ihren Geschwistern ein kleines Hauskonzert für die Familie einüben. Mit Rhythmusprogrammen, etwa als App erhältlich, entwickeln sie ein Gefühl dafür, wie Rhythmen aufgebaut sind. „Das ist außerdem eine wertvolle Vorarbeit, wenn später ein Instrument und Notenlesen gelernt werden soll“, so die Expertin. Auch der eigene Körper kann als Percussion-Instrument verwendet werden, beim Händeklatschen oder Stampfen mit den Füßen wird das eigene Körpergefühl aktiviert und nebenbei Bewegung in den Tag eingebaut.
Singen mit Oma und Opa
Weil der Kontakt zu den Großeltern eingeschränkt ist, kann Musik ein verbindendes Element werden. Ältere Menschen haben in ihrer Kindheit oder Jugend meist viel gesungen und kennen oft mehrere Strophen von Schlagern oder Volksliedern auswendig. Gesungene Lieder und Gedichte sind im Gedächtnis lange abrufbar und können daher auch Personen mit Demenz erreichen, selbst wenn deren Sprache bereits eingeschränkt ist. Gemeinsames Singen via Telefon oder Skype kann dem Gefühl des Alleinseins entgegenwirken. „Musik verbindet Generationen, und es kann durchaus sein, dass sich alle Familienmitglieder bei der Videotelefonie dazugesellen und gemeinsam singen“, sagt die Musiktherapeutin.
Der Seele Gutes tun
Musik transportiert Emotionen und Stimmungsgehalte, je nach Bedürfnis, Laune und Erfahrungen reagieren Menschen individuell auf verschiedene Stile. Musik kann helfen, um in eine Entspannung zu kommen, um durch Tanzen den Körper zu aktivieren, wenn zu viel Zeit auf der Couch verbracht wurde oder um Stress abzubauen. Helene Bichlmann empfiehlt: „Egal ob passiver Musikkonsum oder aktives Musizieren: Wir sind glücklicher, wenn wir ab und zu etwas Neues ausprobieren.“
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